Trapped - Gefangen in Island

Seit Baltasar Kormákur im Jahre 2000 mit seiner romantischen Tragikomödie "101 Reykjavik" internationale Aufmerksamkeit hervorrufen konnte, zählt der isländische Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und Filmemacher zu den wichtigsten Figuren der isländischen Filmszene. Nachdem er für Hollywood Filme wie "Inhale", "Contraband" und "2 Guns" realisiert hatte, kehrte er 2016 für das Thriller-Drama "Der Eid" in seine Heimat zurück und präsentiert nun mit "Trapped - Gefangen in Island" in zehn Folgen eine außergewöhnliche Serie, die nach der Ausstrahlung im ZDF nun auch über StudioCanal für das Heimkino erhältlich ist.
Gerade als eine Fähre mit Touristen aus Dänemark in den Hafen einer kleiner isländischen Fischerstadt einläuft, wird von einem Fischerboot eine Männerleiche aus dem Wasser geborgen, Kopf, Arme und Beine säuberlich abgetrennt, so dass eine schnelle Identifizierung nicht in Frage kommt - dafür aber die Möglichkeit, dass sowohl das Opfer als auch der Mörder von der Fähre stammen. Mit dem Fall wird der gemütlich wirkende, doch im Herzen sehr engagierte Polizist Andri Ólafsson (Ólafur Darri Ólafsson) betraut, bis die vermeintlich kompetenten Fachleute aus der Hauptstadt eingetroffen sind. Doch die schlechten Wetterverhältnisse machen den erfolgshungrigen Hauptstädtern einen Strich durch die Rechnung, Andri macht sich mit seinen beiden Kollegen Ásgeir (Ingvar Eggert Sigurðsson) und Hinrika (Ilmur Kristjánsdóttir) auf die Tätersuche.
Nachdem die Leiche verschwunden ist, macht sich ausgerechnet Hjörtur (Baltasar Breki Samper) verdächtig, der vor sieben Jahren tatenlos mitansehen musste, wie seine Freundin durch ein Feuer in ihrem heimlichen Liebesnest umkam. Ebenfalls verdächtig wirkt ein strafrechtlich bekannter Litauer, der offensichtlich mit Menschenhandel zu tun hat und nicht verhindern kann, dass zwei schwarze Mädchen in Hinrikas Haus einen geheimen Unterschlupf finden ...
Kormákur hat ganz bewusst die unwirtliche Winterlandschaft seiner Heimat als ebenso bedrohliche wie eiseskalte und wiederum majestätisch schöne Kulisse eingesetzt, vor der seine Akteure sowohl körperlich beschwerliche als auch seelisch qualvolle Episoden überstehen müssen. Es geht in diesem von Eis, Lawinen und Schneewehen bedrohten Hafenstädtchen eben nicht nur um die Aufklärung eines Mordes, sondern auch darum, internationale Probleme wie Menschenhandel und Globalisierung in den Griff zu bekommen.
Die Stadtväter und -planer träumen nämlich schon von einem großen Hafen, den die Chinesen als Zwischenziel für die Handelsroute zwischen China und Nordamerika bauen wollen, wofür aber einige Grundstücksbesitzer ihr Land abtreten müssten. Es geht um die Bewältigung von familiären Traumata, um Schuld und Vergebung, um private Tragödien wie Trennung und der Verlust von geliebten Menschen. All das vereint "Trapped - Gefangen in Island" auf tiefgründige und vielschichtige Weise. Die Serie nimmt sich viel Zeit, tief in die Psyche der Figuren einzutauchen, vor allem in die von Andri, der schweren Herzens mitansehen muss, wie seine Ex-Frau ihrer Familie ihren neuen Lebensgefährten vorstellt. Es sind aber vor allem wirtschaftliche Interessen, private Profitgier und Feigheit, die die städtische Gemeinschaft aufzehren.
Die triste Bildsprache, die gut aufgelegten Darsteller und das thematisch vielschichtige Setting machen "Trapped - Gefangen in Island" zu einem höchst unterhaltsamen Thriller-Drama. 
"Trapped - Gefangen in Island" in der IMDb

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