Drive
So wortkarg sich der "Driver" (Ryan Gosling) auch gibt, so vielbeschäftigt und abgebrüht erweist er sich auf der anderen Seite. Seinen Hauptjob übt der Fahrer in der Autowerkstatt von Shannon (Bryan Cranston) aus, doch dann und wann hilft er auch mal als Stuntfahrer in Hollywood-Filmen aus und hat sich in Gangsterkreisen einen erstklassigen Ruf als Fluchtwagenfahrer erarbeitet, was ihm nachts ein ordentliches Zubrot beschert.
Dagegen sieht es im privaten Bereich eher mau aus. Das ändert sich erst, als er seine neue Nachbarin Irene (Carey Mulligan) und ihren kleinen Sohn Benecio (Kaden Leos) kennenlernt. Doch kaum entwickelt sich eine zarte Romanze zwischen den Erwachsenen, kehrt Irenes Mann Standard (Oscar Isaac) aus dem Knast zurück. Der hat allerdings noch Schulden beim skrupellosen Gangsterboss Bernie Rose (Albert Brooks). Der Fahrer bietet sich an, den Fluchtwagen bei einem Überfall zu lenken, damit Standard ein für alle Mal seine Schulden begleichen kann, doch die Aktion erweist sich als Hinterhalt, bei dem Standard erschossen wird und der Fahrer gerade so mit dem Leben davonkommt. Doch statt darauf zu warten, bis er von Bernie und seinem Handlanger Nino (Ron Perlman) ebenfalls umgelegt wird, macht sich der Driver auf die Jagd nach den bösen Jungs.
Bereits mit seiner "Pusher"-Trilogie hat der dänische Drehbuchautor und Regisseur Nicolas Winding Refn ("Bronson", "Walhalla Rising") auch international auf sich aufmerksam machen können. Nun präsentiert er mit seinem Hollywood-Debüt "Drive" ein ultrahartes wie poetisches Neo-Noir-Drama, in dem der aufstrebende Ryan Gosling ("Stay", "Das perfekte Verbrechen", "Blue Valentine") als zielstrebiger Rächer ohne große Worte brilliert.
Bereits die Anfangsszene, in der der Driver seine Fracht vom Tatort cool und ohne Hektik durch das schnell anwachsende Polizeiaufgebot schleust, macht deutlich, dass das Adrenalin erst durch die Adern gepumpt wird, wenn die Kacke am Dampfen ist. Und von diesem Dampf gibt es gerade im letzten Drittel des Films eine Menge zu verdauen. Bei den gewalttätigen Duellen geht Winding Refn wenig zimperlich zu Werke. Allerdings zelebriert er die Gewalt nicht in epischen Sequenzen, sondern bringt sie stets knackig auf den Punkt. Die farbenprächtige Kameraführung und das edle Sounddesign, zu dem vor allem Cliff Martinez' ("Contagion", "The Lincoln Lawyer") elektronisch groovender Score beiträgt, bringen "Drive" in puncto Stil und Coolness ganz weit nach vorn. Den Namen Nicolas Winding Refn wird man sich in Hollywood definitiv merken müssen.
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