Jurassic Park

Steven Spielberg hat das Publikum bereits mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (1977) und „E.T. – Der Außerirdische“ (1982) das Staunen gelehrt und in „Der weiße Hai“ (1975) die Faszination für ein gefährliches, unbekanntes Tier in tödliches Grauen verwandelt. Mit seinem 1993 produzierten Blockbuster „Jurassic Park“ verband Spielberg schließlich beide Fähigkeiten zu einem packenden Abenteuer-Film, der auch einige moralethische Fragen thematisiert.
Bevor er ein millionenschwerer Unternehmer wurde, hat John Hammond (Richard Attenborough) einen Flohzirkus betrieben, wurde damals aber ausgelacht, weil die Tricks, mit denen er die Flöhe animierte, deutlich zu erkennen waren. Doch der Wunsch, einen gigantischen Freizeitpark für die ganze Familie zu gründen, hat ihn nie losgelassen. Auf der pazifischen Isla Nublar nahe Costa Rica will er einen Freizeitpark mit Dinosauriern eröffnen. Seinen Forschern ist es nämlich gelungen, einen urzeitlichen Moskito in einem Bernstein zu sichern und aus dessen Körper Dinosaurier-DNA zu extrahieren, sie mit der DNA eines Frosches zu vervollständigen und schließlich verschiedene Dinosaurier zum Leben zu erwecken. Doch bei dem Transport eines Velociraptors kommt einer der Arbeiter ums Leben. Bevor der geplante Park eröffnet werden kann, will die Versicherung die Gutachten von zwei Experten vorgelegt bekommen, die das Vorhaben für unbedenklich erklären. So laden Hammond und Donald Gennaro (Martin Ferrero), der Anwalt seiner Investoren, das Paläontologenpärchen Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) sowie den Chaos-Theoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) ein, sich vor Ort ein Bild von „Jurassic Park“ zu machen. Während Hammond seine Besucher, zu denen auch seine beiden Enkelkinder Tim (Joseph Mazzello) und Lex (Ariana Richards) zählen, auf elektrisch auf festen Bahnen fahrenden Autos durch den Park geführt werden, sorgt der Computer-Programmierer Dennis Nedry (Wayne Knight) dafür, dass wichtige Schutzsysteme für fast eine halbe Stunde ausgeschaltet werden, damit er Dinosaurier-Embryos stehlen und für 1,5 Millionen US-Dollar an Hammonds Konkurrenten Biosyn verkaufen kann. Doch die Unterbrechung der Sicherheitsvorkehrungen führt dazu, dass ein T-rex aus seinem Gehege ausbrechen kann. Es dauert nicht lange, da ist auch sein Jagdinstinkt geweckt …
Steven Spielberg hat sich mit „Jurassic Park“ einen Traum verwirklicht, wollte er doch schon immer einen Dinosaurier-Film machen. Es ist Michael Crichtons („Futureworld“, „Der 13. Krieger“) Romanvorlage und der rasanten Entwicklung von computergenerierten Bildern zu verdanken, dass Spielberg seinen Traum so realitätsnah und packend umsetzen konnte. Dabei gemahnt schon die Ankunft vor dem Tor des Freizeitparks an die Szenerie von „King Kong“, wo die Bändigung eines riesigen Menschenaffens zu Unterhaltungszwecken völlig außer Kontrolle geraten ist. Die Wissenschaftler von „Jurassic Park“ versuchen die ebenso faszinierten wie beunruhigten Besucher zu versichern, dass durch das Kreieren von nur weiblichen Dinosauriern die Population kontrolliert wird, dass die Urzeitwesen zudem sterben würden, wenn sie nicht ein bestimmtes Enzym zugeführt bekämen, so dass sie außerhalb des Parks nicht überleben könnten. Doch Malcolm mahnt, dass Leben immer einen Weg findet, und Grant gibt zu bedenken, dass zwischen Dinosauriern und Menschen 65 Millionen Jahre der Evolution lägen und man keine Vorstellung davon haben könne, was passiert, wenn beide Spezies in ein und dieselbe Zeit katapultiert werden.
Aus dieser Konstellation entwickelt sich schließlich die Spannung, denn die Berührungspunkte zwischen Menschen und Dinosauriern häufen sich, sobald die schützenden, unter Starkstrom stehenden Zäune eingerissen sind. Doch ähnlich wie in „Der weiße Hai“ gelingt Steven Spielberg die Gratwanderung zwischen Horror-Thriller und Familien-Abenteuer. Natürlich stehen die nie zuvor so realistisch aussehenden und oft bedrohlich klingenden Tyrannosaurus rex, die Velociraptoren und die Brachiosaurier ganz im Mittelpunkt des perfekt inszenierten Films, aber Spielberg legt auch viel Wert auf die menschliche Komponente in „Jurassic Park“. Da steht zum einen der Wunsch nach Unterhaltung und die Profitgier im Fokus, zum anderen aber auch das Verhältnis zwischen den Erwachsenen und den Kindern. Während Ellie Sattler ihren Lebensgefährten immer wieder auf die Nachwuchsfrage anspricht, winkt Alan Grant ebenso häufig ab, bis er sich in der Gefahrensituation beschützend vor die Kinder stellt und so noch mehr die Zuneigung seiner Freundin gewinnt.
Die bedrohlichen Szenen werden spannungsgeladen inszeniert, ohne blutige Details zu zeigen, wenn die Fütterung des T-rex mit einer ausgewachsenen Kuh ansteht oder immer wieder auch Menschen Opfer der fleischfressenden Urzeittiere werden. Hier ist es die Oscar-prämierte Tonkulisse, die die Phantasie des Publikums anregt. Dabei geraten zwangsläufig die eingangs erwähnten ethisch-moralischen und wissenschaftlichen Fragen und Herausforderungen in den Hintergrund, aber Spielberg präsentiert mit „Jurassic Park“ ganz bewusst keinen pseudo-intellektuellen Diskurs über die Verantwortung von Wissenschaftlern, sondern einen durchweg unterhaltsamen, spektakulär inszenierten Abenteuerfilm, bei dem die animierten Dinosaurier weitaus interessantere Rollen haben als die Schauspieler.
Der 63 Millionen US-Dollar teure Film spielte weltweit über eine Milliarde Dollar ein, zog zwei Fortsetzungen und ein Reboot mit „Jurassic World“ (2015) und „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (2018) nach sich.
"Jurassic Park" in der IMDb

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