Minority Report
Seit Ridley Scott 1982 mit „Blade Runner“ und Paul Verhoeven 1990 mit „Total Recall“ Vorlagen des preisgekrönten und produktiven Science-Fiction-Autors Philip K. Dick (1928-1982) adaptiert haben, ist in Hollywood die Faszination für Dicks fesselnde Geschichten ungebrochen. Zu den besten Verfilmungen zählt dabei nach wie vor Steven Spielbergs „Minority Report“ nach einer gleichnamigen Kurzgeschichte des Autors aus dem Jahre 2002 mit Tom Cruise in der Hauptrolle.
Nach sechs Jahren seiner Einführung in Washington, D.C. steht das Precrime-Programm im Jahre 2054 vor dem landesweiten Einsatz, denn seither hat es keinen Mord mehr in der Stadt gegeben. Der Polizist John Anderton (Tom Cruise) nutzt mit seinen Kollegen die präkognitiven Fähigkeiten der sogenannten Precogs Agatha, Arthur und Dashiell, die im „Tempel“ der Precrime-Abteilung in einem Becken betreut und dabei mit Medikamenten versorgt werden, die sie in einem Zustand halten, der für ihre Prophezeiungen besonders förderlich ist. Die dabei produzierten Bilder von vorausgesagten Morden werden aufgezeichnet, die Namen von Täter und Opfer jeweils auf Holzkugeln eingraviert, so dass die Cops einen Ansatzpunkt für ihre Maßnahmen zur Vereitelung des Verbrechens haben, für das sie sogar den genauen Zeitpunkt kennen.
Bevor Precrime-Gründer Lamar Burgess (Max von Sydow) sein System aber landesweit einsetzen darf, muss es sich der Inspektion von Danny Witwer (Colin Farrell), dem Stellvertreter des Generalstaatsanwalts, stellen. Der will sich entgegen der Bestimmungen auch von den Precogs ein persönliches Bild machen, wobei es zu einem verstörenden Zwischenfall kommt: Agatha (Samantha Morton) konfrontiert Anderson mit Bildern aus der Vergangenheit, die zeigen, wie eine Frau ertränkt wird. Als Anderson sich beim Gefängniswärter Gideon (Tim Blake Nelson) nach dem Fall erkundigen will, erfährt er den Namen der Frau, muss aber verblüfft feststellen, dass ausgerechnet Agathas Aufzeichnungen dazu fehlen. Der damals identifizierte und nun verwahrte Täter hatte sich fremde Augen einsetzen lassen, um von den allerorten eingesetzten Iris-Scannern nicht erkannt zu werden. Wenig später wird auch Andertons Name von den Precogs als Täter für einen Mord ausgespuckt. In 36 Stunden soll Anderton einen ihm unbekannten Mann namens Leo Crow umbringen.
Anderton flieht augenblicklich aus dem Polizeigebäude und lässt sich von dem im Untergrund arbeitenden Dr. Solomon Eddie (Peter Stormare) neue Augen einsetzen, die er zwölf Stunden lang ruhen lassen muss, um nicht zu erblinden. Währenddessen haben Witwer und Andertons Kollegen längst die Jagd auf Anderton eröffnet. Anderton sucht Dr. Iris Hineman (Lois Smith) auf, die Erfinderin von Precrime. Sie macht den flüchtigen Cop auf sogenannte „Minority Reports“ aufmerksam, Aufzeichnungen des begabtesten, nämlich weiblichen Precogs, dessen Prophezeiungen sich von den anderen beiden unterscheiden und damit die Fehlbarkeit des Systems dokumentieren würden. Die gelöschten Aufnahmen wären dann nur noch im Gehirn des entsprechenden Precogs verfügbar. Also muss Anderton zurück in die Höhle des Löwen, um seine Unschuld beweisen zu können. Dabei kommt er auch dem mysteriösen Verschwinden seines Sohnes Sean auf die Spur, dessen Verlust Anderton noch immer nicht verwunden hat und mit Drogen betäuben muss …
Ein Jahr, nachdem Spielberg mit „A.I.: Künstliche Intelligenz“ schon eine Science-Fiction-Geschichte – diesmal von Brian Aldiss – verfilmt hatte, legte er mit „Minority Report“ einen weniger philosophischen, dafür spannungs- und actiongeladenen Thriller vor, der sich mit der faszinierenden Frage beschäftigt, ob Ereignisse in der Zukunft noch veränderbar sind, wenn man von ihnen durch Präkognition Kenntnis gewonnen hat. Ohne lange Einführung stellt Spielberg dem Publikum an einem konkreten Fall vor, wie Precrime funktioniert. Schon in den ersten Szenen präsentiert der begnadete Geschichtenerzähler Spielberg eine Zukunft ausgereifter technischer Spielereien, die von der speziellen Betreuung der Precogs über die Übermittlung und Archivierung der von ihnen übermittelten Daten bis zur eigentlichen, überwiegend digitalen Ermittlungsarbeit führt. Daneben führt uns Spielberg den perfekten Überwachungsstaat vor, in dem überall angebrachte Iris-Scanner den Aufenthaltsort jedes Menschen dokumentieren, um ihm dann beim nächsten Besuch im Kaufhaus persönlich abgestimmte Empfehlungen zu präsentieren.
Tom Cruise schlägt sich in dieser modifizierten Version von „Auf der Flucht“ als Dr.-Kimble-Nachfolger sehr wacker, überzeugt als hartnäckiger Cop ebenso wie als depressiver Mann, der über den bislang ungeklärtes Verlust seines Sohnes auch seine Frau Lara (Kathryn Morris) verloren hat. Aber auch Colin Farrell („Das Tribunal“, „Total Recall“) als sein Jäger und Max von Sydow („Needful Things“, „Schnee, der auf Zedern fällt“) als sein väterlicher Mentor machen eine gute Figur in dem von Janusz Kaminski meist in unterkühlten Blautönen eingefangenen Bildern, wobei Anderton nicht nur vor seinen Cop-Kollegen flieht, sondern auch den Umständen seines eigenen vorhergesagten Schicksals auf die Spur kommt.
Die philosophische Komponente geht allerdings bei dem atemberaubend ausgestatteten und temporeichen Noir-Thriller im Science-Fiction-Gewand etwas unter, bis am Ende die düstere Atmosphäre durch ein etwas aufgesetzt wirkendes Happy-End aufgebrochen wird.
"Minority Report" in der IMDb
Nach sechs Jahren seiner Einführung in Washington, D.C. steht das Precrime-Programm im Jahre 2054 vor dem landesweiten Einsatz, denn seither hat es keinen Mord mehr in der Stadt gegeben. Der Polizist John Anderton (Tom Cruise) nutzt mit seinen Kollegen die präkognitiven Fähigkeiten der sogenannten Precogs Agatha, Arthur und Dashiell, die im „Tempel“ der Precrime-Abteilung in einem Becken betreut und dabei mit Medikamenten versorgt werden, die sie in einem Zustand halten, der für ihre Prophezeiungen besonders förderlich ist. Die dabei produzierten Bilder von vorausgesagten Morden werden aufgezeichnet, die Namen von Täter und Opfer jeweils auf Holzkugeln eingraviert, so dass die Cops einen Ansatzpunkt für ihre Maßnahmen zur Vereitelung des Verbrechens haben, für das sie sogar den genauen Zeitpunkt kennen.
Bevor Precrime-Gründer Lamar Burgess (Max von Sydow) sein System aber landesweit einsetzen darf, muss es sich der Inspektion von Danny Witwer (Colin Farrell), dem Stellvertreter des Generalstaatsanwalts, stellen. Der will sich entgegen der Bestimmungen auch von den Precogs ein persönliches Bild machen, wobei es zu einem verstörenden Zwischenfall kommt: Agatha (Samantha Morton) konfrontiert Anderson mit Bildern aus der Vergangenheit, die zeigen, wie eine Frau ertränkt wird. Als Anderson sich beim Gefängniswärter Gideon (Tim Blake Nelson) nach dem Fall erkundigen will, erfährt er den Namen der Frau, muss aber verblüfft feststellen, dass ausgerechnet Agathas Aufzeichnungen dazu fehlen. Der damals identifizierte und nun verwahrte Täter hatte sich fremde Augen einsetzen lassen, um von den allerorten eingesetzten Iris-Scannern nicht erkannt zu werden. Wenig später wird auch Andertons Name von den Precogs als Täter für einen Mord ausgespuckt. In 36 Stunden soll Anderton einen ihm unbekannten Mann namens Leo Crow umbringen.
Anderton flieht augenblicklich aus dem Polizeigebäude und lässt sich von dem im Untergrund arbeitenden Dr. Solomon Eddie (Peter Stormare) neue Augen einsetzen, die er zwölf Stunden lang ruhen lassen muss, um nicht zu erblinden. Währenddessen haben Witwer und Andertons Kollegen längst die Jagd auf Anderton eröffnet. Anderton sucht Dr. Iris Hineman (Lois Smith) auf, die Erfinderin von Precrime. Sie macht den flüchtigen Cop auf sogenannte „Minority Reports“ aufmerksam, Aufzeichnungen des begabtesten, nämlich weiblichen Precogs, dessen Prophezeiungen sich von den anderen beiden unterscheiden und damit die Fehlbarkeit des Systems dokumentieren würden. Die gelöschten Aufnahmen wären dann nur noch im Gehirn des entsprechenden Precogs verfügbar. Also muss Anderton zurück in die Höhle des Löwen, um seine Unschuld beweisen zu können. Dabei kommt er auch dem mysteriösen Verschwinden seines Sohnes Sean auf die Spur, dessen Verlust Anderton noch immer nicht verwunden hat und mit Drogen betäuben muss …
Ein Jahr, nachdem Spielberg mit „A.I.: Künstliche Intelligenz“ schon eine Science-Fiction-Geschichte – diesmal von Brian Aldiss – verfilmt hatte, legte er mit „Minority Report“ einen weniger philosophischen, dafür spannungs- und actiongeladenen Thriller vor, der sich mit der faszinierenden Frage beschäftigt, ob Ereignisse in der Zukunft noch veränderbar sind, wenn man von ihnen durch Präkognition Kenntnis gewonnen hat. Ohne lange Einführung stellt Spielberg dem Publikum an einem konkreten Fall vor, wie Precrime funktioniert. Schon in den ersten Szenen präsentiert der begnadete Geschichtenerzähler Spielberg eine Zukunft ausgereifter technischer Spielereien, die von der speziellen Betreuung der Precogs über die Übermittlung und Archivierung der von ihnen übermittelten Daten bis zur eigentlichen, überwiegend digitalen Ermittlungsarbeit führt. Daneben führt uns Spielberg den perfekten Überwachungsstaat vor, in dem überall angebrachte Iris-Scanner den Aufenthaltsort jedes Menschen dokumentieren, um ihm dann beim nächsten Besuch im Kaufhaus persönlich abgestimmte Empfehlungen zu präsentieren.
Tom Cruise schlägt sich in dieser modifizierten Version von „Auf der Flucht“ als Dr.-Kimble-Nachfolger sehr wacker, überzeugt als hartnäckiger Cop ebenso wie als depressiver Mann, der über den bislang ungeklärtes Verlust seines Sohnes auch seine Frau Lara (Kathryn Morris) verloren hat. Aber auch Colin Farrell („Das Tribunal“, „Total Recall“) als sein Jäger und Max von Sydow („Needful Things“, „Schnee, der auf Zedern fällt“) als sein väterlicher Mentor machen eine gute Figur in dem von Janusz Kaminski meist in unterkühlten Blautönen eingefangenen Bildern, wobei Anderton nicht nur vor seinen Cop-Kollegen flieht, sondern auch den Umständen seines eigenen vorhergesagten Schicksals auf die Spur kommt.
Die philosophische Komponente geht allerdings bei dem atemberaubend ausgestatteten und temporeichen Noir-Thriller im Science-Fiction-Gewand etwas unter, bis am Ende die düstere Atmosphäre durch ein etwas aufgesetzt wirkendes Happy-End aufgebrochen wird.
"Minority Report" in der IMDb
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