Nobody ist der Größte

Mit „Mein Name ist Nobody“ hat die Italo-Western-Legende Sergio Leone („Spiel mir das Lied vom Tod“) 1973 zusammen mit Tonino Valerii eine unterhaltsame Western-Komödie inszeniert, der es geglückt ist, US-Western-Star Henry Fonda und Bud-Spencer-Buddy Terence Hill zu einem amüsanten, aber gelegentlich auch tiefgründigen Abgesang auf das Genre vor der Kamera zu vereinen. Eine Fortsetzung machte eigentlich keinen Sinn, doch schlüpfte Terence Hill für „Nobody ist der Größte“ zwei Jahre später noch einmal in die Rolle des cleveren Revolverhelden. Der kaum noch wesentlich beteiligte Sergio Leone und Regisseur Damiano Damiani haben letztlich nur ein unzusammenhängendes Stückwerk inszeniert, dem alle Qualitäten des Vorgängers fehlen.
Nobody (Terence Hill), sein Gauner-Kumpan „Lokomotive“ Bill (Robert Charlebois) und dessen Freundin Lucy (Miou-Miou) wollen den Indianern Gerechtigkeit verschaffen. Der kriminelle Fortkommandant Major Cabot (Patrick McGoohan) hat nämlich 300.000 Dollar an Regierungsgeldern unterschlagen, die eigentlich den Indianer zugestanden hätten, und will den Raub durch einen Massenmord vertuschen. Bill gibt sich als den von Cabots Gehilfen Mortimer (Benito Stefanelli) ermordeten Colonel Pembroke (Jean Martin) aus, der die Vorkommnisse im Fort hätte untersuchen sollen, Lucy als dessen Tochter Clementine. Doch nachdem Bill und Nobody auch Mortimer in die ewigen Jagdgründe geschickt haben, schlägt ihr Plan, Cabot das Geld durch das Täuschungsmanöver wieder abzunehmen, fehl. Der ebenfalls involvierte Outlaw Jacky Roll (Piero Vida) hat Lokomotive und Lucy nämlich verraten, die daraufhin in Arrest kommen, wo sie schnell Gesellschaft von Nobody bekommen. Da Nobody allerdings vollständig mit Goldstaub überzogen ist, wird der Major neugierig. Nobody erzählt ihm von einer angeblichen Goldmine in dem Gebiet der Indianer, doch will der Indianerhäuptling nur mit dem berühmten Colonel Pembroke verhandeln. Cabot muss gezwungenermaßen das inhaftierte Colonel-Double vorschicken, um das Geschäft über die Bühne zu bringen, doch als er von dem Schwindel und der nicht existierenden Goldmine erfährt, sind Nobody und seine Kumpane längst über alle Berge. Zusammen mit Eisenbahnmitarbeitern plant Nobody ein finales Täuschungsmanöver …
Während „Mein Name ist Nobody“ bereits in der spannungsgeladenen Eröffnungssequenz von Sergio Leones meisterhaften Inszenierungskünsten zeugte, fällt die entsprechende Eingangsszene von „Nobody ist der Größte“ weitaus unspektakulärer aus. Auch der erste Auftritt von Terence Hill erreicht nicht die unterhaltsame Intensität seines ersten „Nobody“-Abenteuers. Stattdessen reduziert sich sein Imponiergehabe auf ein Duell mit dem örtlichen Revolverhelden Doc Foster (Klaus Kinski), der anschließend mit zerquetschten Eiern auf seinem Pferd das Weite sucht. Damit hat der Film, der im Grunde genommen keine wirkliche Fortsetzung darstellt, sondern auf die Zeit der Indianerkriege verweist, auch schon einen seiner wenigen sehenswerten Momente präsentiert. Was folgt, sind absolut unzusammenhängende Episoden, in denen Miou-Miou („Les Valseuses - Wir sind die Größten“, „Die Aussteigerin“) etwas schmollippiges Sex-Appeal ausstrahlen und Terence Hill seinem Ruf als ausgekochtes Schlitzohr gerecht werden soll.
Doch die vermeintlich komischen Szenen, die Damiani („Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“, „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“) recht uninspiriert aneinandergereiht hat, verschleppen nur die Erzählung des wesentlichen Plots, der letztlich wenig spannend und ohne Finesse abgerissen wird. Selbst Ennio Morricone, der zu „Mein Name ist Nobody“ noch Großes geleistet hatte, kann das krude Machwerk mit seinem gelangweilt eingespielten Score nicht zu mehr Klasse verhelfen. Für Leone bedeutete dieses Machwerk in deutsch-italienisch-französischer Co-Produktion den Abschied von seiner Heimat, bevor er neun Jahre später mit „Es war einmal in Amerika“ doch noch einmal ein Meisterwerk abliefern konnte.
"Nobody ist der Größte" in der IMDb

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