Rote Sonne

Bereits mit seinem Spielfilmdebüt „Detektive“ (1968) hat Autorenfilmer Rudolf Thome seinen ganz eigenen Kommentar zu der 68er-Generation abgeliefert, nämlich einen erfrischend gesellschaftlich unpolitischen, indem er das lässige Gebaren seiner Protagonist:innen in den Vordergrund gestellt hatte. Mit seinem nächsten Film „Rote Sonne“ (1970) zelebrierte er die Selbstbestimmung der Frauen noch intensiver, tauschte das Schwarzweiß des Debüts gegen bonbonfarbene Vintage-Atmosphäre.

Inhalt:

Der abgebrannte Thomas (Marquard Bohm) bricht in Hamburg seine Zelte ab und reist per Anhalter nach München, wo er seine Exfreundin Peggy (Uschi Obermaier) aufsucht, die im Club „Take Five“ hinter dem Tresen arbeitet. Da sich Thomas seit Jahren nicht gemeldet hat, weiß Peggy nicht so recht, was sie mit Thomas anfangen soll, fährt mit ihm nach der Arbeit am frühen Morgen mit ihrem Käfer an den Starnberger See und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Peggys Mitbewohnerinnen Sylvie (Sylvia Kekulé), Isolde (Gaby Go) und Christine (Diana Körner) sind aber gar nicht davon begeistert, dass sich der abgebrannte Thomas bei ihnen einnisten will. Er ahnt auch nicht, dass die vier jungen Frauen einen teuflischen Pakt miteinander geschlossen haben: Nachdem eine von ihnen von ihrem Liebhaber betrogen worden ist, haben sie beschlossen, dass jeder Mann, der eine Affäre mit einer von ihnen beginnt, nach fünf Tagen sterben muss. 
Damit Thomas nicht auch dieses Schicksal erleiden muss, drängt Peggy darauf, dass er sich eine eigene Bleibe sucht. Doch nach einigen Tagen im Hotel kehrt Thomas in die Frauen-WG zurück, wo gerade ein Bombenanschlag vorbereitet wird, mit dem das Quartett öffentlich auf sich aufmerksam und eine Revolution entfachen will. Thomas beginnt den Braten zu riechen und erfährt von einer der jungen Frauen von dem mörderischen Pakt, dem auch Thomas zum Opfer fallen soll…

Kritik:

Auch wenn Rudolf Thome nie das Renommée seiner Weggefährten wie Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder oder Wim Wenders gewinnen konnte, hat er mit seinen von Howard Hawks und der Nouvelle Vague inspirierten Werken doch den Nerv seiner Zeit eingefangen und humorvolle Filme rund um die Beziehungen von Frauen und Männern kreiert. „Rote Sonne“ zeichnet das Bild einer männerhassenden Frauen-Kommune, die mit ihrem Bemühen, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, wie ein Vorbote der späteren RAF anmutet. Hier sind es sexy auftretende junge, selbstbewusst auftretende Frauen, die ihre Fähigkeit, Männer nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, gnadenlos ausnutzen, bis sie sich kaltblütig ihrer entledigen. Das geht so lange gut, bis mit dem lässig von Marquard Bohm („Nordsee ist Mordsee“) gespielten Thomas ein sympathischer Ex-Lover auftaucht, der die brutale Gesetzmäßigkeit innerhalb der Frauen-WG zu unterwandern versteht.
Dieser radikal feministische Ansatz wird in knallbunten Farben und fetziger Tanzmusik illustriert, die Darstellerinnen verkörpern gleichermaßen süße Verführung und kompromisslose Härte. Bei Thome wirkt diese Melange allerdings nicht wie eine Kritik auf die 68er-Generation, sondern wie eine leichtfüßige, unterhaltsame Geschlechter-Komödie.

 

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