Das Geheimnis

Als hätte Rudolf Thome („Detektive“, „Tagebuch“) nicht ohnehin schon zwanzig Jahre lang die Spielarten der Liebe in seinen Filmen thematisiert, fühlte er sich Ende der 1980er Jahre auch noch bemüßigt, eine Trilogie zu den „Formen der Liebe“ zu initiieren. „Das Mikroskop“ markierte 1988 den Auftakt, auch der Zusammenarbeit mit Adriana Altaras, die bis „Rauchzeichen“ (2006) immer wieder in Thomes Filmen zu sehen gewesen ist. „Das Geheimnis“ (1995) setzt den verspielt-leichten Ton von „Das Mikroskop“ fort, wartet aber mit philosophischen Untertönen auf.

Inhalt:

Als der Schriftsteller Karlheinz (Wolfgang Böhmer) nach einem überzogenen, letztlich sechswöchigen Aufenthalt aus Spanien zurückkehrt, steht er vor verschlossenen Türen. Seine Lebensgefährtin, die temperamentvolle Journalistin Lydia (Adriana Altaras), hat sich so sehr darüber geärgert, dass ihr Freund nicht ein Wort von sich hat hören lassen, dass sie kurzerhand nicht nur die Türschlösser ausgetauscht und Karlheinz‘ Sachen gepackt hat, sondern auch ihre Kollegin Sarah (Idil Üner) in die Wohnung einziehen ließ. Nach einem gemeinsamen Bad wollen die beiden Frauen noch auf eine Party, Lydia lässt Karlheinz aber diese Nacht auf dem Sofa schlafen. Dort muss er mitverfolgen, wie Lydia ihre Partybekanntschaft Walter (Johannes Herrschmann) – genannt Vogelweide – in ihr Bett nimmt. Nach einem etwas angespannten gemeinsamen Frühstück beschließt das Quartett, gemeinsam Vogelweides geschiedene Frau Anita (Christiane Radlach) zu besuchen, die als Aussteigerin auf einem abgelegenen Bauernhof in der Uckermark lebt. Man amüsiert sich prächtig bei langen Spaziergängen in der Natur und dem Picknick im Freien. Als das Auto nicht anspringen will, verbringen die Berliner auch die Nacht auf dem Bauernhof, wobei sich Sarah und Karlheinz ein Bett teilen. Am Morgen springt der Wagen wieder an, und Anita und Lydia entscheiden sich spontan dafür, für eine Weile die Wohnstätten zu tauschen. Als Anita mit Sarah, Karlheinz und Walter nach Berlin zurückfährt, kocht sich Lydia Spaghetti und wundert sich über das Klopfen an der Tür. Dort steht ein Mann (Marquard Bohm) mit einem riesigen Holzkreuz auf dem Rücken…
Kritik:

Mit lakonischer Leichtigkeit, die gelegentlich an Éric Rohmer („Pauline am Strand“, „Meine Nacht bei Maud“) erinnert, erzählt Rudolf Thome einmal mehr von den Irrungen und Wirrungen der Liebe, diesmal von einem Quartett, das sich nach der Trennung eines Paars neu formiert und die Beziehungen untereinander spielerisch umgestaltet. Das ist vor allem in dem langen Erzählstrang auf dem Land in schönen Bildern eingefangen, doch macht auch die Trennung von Karlheinz und Sylvia mit der Eröffnung neuer Liebeskonstellationen Laune, weil Eifersucht und Offenheit für neue Möglichkeiten wunderbar unkompliziert inszeniert worden sind. Dazu sorgen Adriana Altaras und Idil Üner als neue Wohngemeinschaft für temperamentvolle, vergnügliche Momente. Wie ein Fremdkörper wirkt allerdings der Gastauftritt von Marquard Bohm, der als Jesus beim Spaghetti Essen vom Geheimnis des Universums spricht und einen mysteriösen Abgang hinlegt. Das Publikum wird mit der Deutung dieser Episode letztlich alleingelassen.

 

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