Das rote Zimmer

Seit über vierzig Jahren untersucht Rudolf Thome mit seinen Filmen das Universum der Liebe und driftet dabei immer wieder in märchenhafte Gefilde ab, so auch in seinem 2010 entstandenen Werk „Das rote Zimmer“.

Inhalt:

Der Philematologe Fred Hintermeier (Peter Knaack) untersucht am Institut für Biochemie in Berlin die Vorgänge im menschlichen Organismus während eines Kusses. Was er da wissenschaftlich erforscht, bleibt ihm im Privaten meist verwehrt, hat er sich doch gerade von seiner Frau scheiden lassen und feiert seinen 39. Geburtstag mit einer Prostituierten. Auch die 29-jährige Romanautorin Luzie (Katharina Lorenz) versteht sich als Forscherin. Gemeinsam mit ihrer 21-jährigen Freundin und Geliebten Sibil (Seyneb Saleh) will sie die Seelen der Männer entdecken und erkunden. Dafür machen sich die Zwei in Bibliotheken und Buchhandlungen auf die Suche nach entsprechenden Kandidaten. So lernt Luzie auch Fred kennen, der sie nur Tage später in ihrem blauen Haus in der vorpommerschen Provinz besucht. Anders als der zweite Kandidat, den Sibil in der Berliner Stabi gefunden hat, fällt er bei dem Test der Beiden nicht sofort durch und darf erst einmal bleiben. Zum Sex kommt es aber nicht. 
Wieder in der Stadt zurück, staffiert sich Fred neu aus und kauft sich in einem Antiquitätengeschäft ein kleines Tablett mit einem märchenhaften Motiv. Weil er weiß, dass die beiden Frauen gerne angeln, kauft er sich selbst eine Angel und mietet sich dann in einer Pension in der Nähe des Landhauses ein. Er besucht die Frauen, die ihn am Abend in ihr geheimnisumwittertes „rotes Zimmer“ einladen. Dort sehen sie sich dann aber nur gemeinsam die Tagesschau an. Doch aus dem vermeintlich wissenschaftlichen Ansatz entwickelt sich eine leichtfüßige Ménage à trois, der in einem Liebesvertrag zwischen Fred und den beiden jungen Frauen mündet…

Kritik:

Wer bislang nicht gewusst hat, was ein Philematologe so treibt, bekommt zu Beginn von Thomes „Das rote Zimmer“ eine genaue Versuchsanordnung präsentiert. Fred Hintermeier, der von seinem Chef (Hanns Zischler) eindringlich angehalten wird, bis zum Ende des Semesters wissenschaftliche Ergebnisse seiner Studie vorzulegen, lässt durch seine Assistentin Speichelproben der Probanden nehmen und sie dann für eine Viertelstunde auf den Sofas in einem großen Raum miteinander knutschen, um dann wieder Speichelproben zu nehmen. Als er die Universität verlässt, spricht er auch ein knutschendes Paar im Freien an, ob es nicht interessiert sei, Geld für das Küssen zu bekommen. Auf ähnliche Weise gehen nicht nur Luzie und Sibil bei ihrer Untersuchung zum Seelenleben des Mannes vor, sondern auch Rudolf Thome, wenn er die drei Protagonist:innen aufeinanderprallen lässt und einfach zusieht, was passiert. Es ist eine andere Welt, in die sich Fred begibt, wenn er die Stadt verlässt und sich in die märchenhafte Idylle des vorpommerschen Landlebens begibt, und die beiden jungen Frauen umgarnen den ahnungslosen Mann mit ihren Sinnen, denen sich Fred nicht entziehen kann, so dass er sich wie eine Fliege im Spinnennetz wähnt. Das ist wunderbar leicht und unkompliziert inszeniert und die anfangs klinische Versuchsanordnung in der städtischen Umgebung weicht schnell einer sinnlichen in einer märchenhaften Landschaft. 

 

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