Made in Germany und USA

Nachdem Rudolf Thome schon in seinen ersten Filmen („Detektive“, „Rote Sonne“, „Fremde Stadt“) weniger die Handlung als die Figuren in den Vordergrund gestellt hatte, kappte er 1974 bei „Made in Germany und USA“ auch die letzten Verbindungen zu den Sehgewohnheiten des Publikums und präsentierte die Krise eines Ehepaars in endlosen Streitgesprächen.

Inhalt:

Liesel (Karin Thome) und Karl (Eberhard Klasse) haben sich spürbar auseinandergelebt. Während Liesel auf der Theaterbühne noch Erfüllung findet, schafft es ihr Mann nicht, ein geeignetes Engagement zu finden. Allein der gemeinsame Sohn scheint die Beziehung noch zusammenzuhalten, auch wenn es über die Betreuung des Kindes weitere Auseinandersetzungen gibt. Als Karl seine Frau vergeblich im Theater telefonisch zu erreichen versucht, vermutet er, dass sie sich mit ihrem Liebhaber getroffen habe. Tatsächlich ist Liesel dem Mann (Alf Bold) nicht abgeneigt, beteuert aber, nicht mit ihm geschlafen zu haben. Da Karl eine ausgesprochene Antipathie gegen den Mann hegt, bricht er nicht nur aus der Beziehung aus, sondern sucht den größtmöglichen Abstand von Liesel, indem er nach New York flüchtet, wo er auf ein Engagement hofft. Liesel will die Ehe aber noch nicht aufgeben und reist ihm nach, nachdem sie sich von mehreren Bekannten Geld für die Reise geliehen hat…

Kritik:

Nach dem Flop von „Fremde Stadt“ hat Rudolf Thome seinen Schwabinger Filmkreis verlassen und ist nach Berlin gezogen, um dort einen mit gerade mal 30.000 DM finanzierten B-Film zu inszenieren, der noch weniger eine in Ansätzen klassische Handlung aufweist als seine Vorgänger. Eine kurze Einführung in den Alltag von Liesel und Karl genügt, um die beiden Eheleute vortrefflich über ihre Beziehungskrise lamentieren zu lassen, ohne dass sie sich dabei auch nur ein Quäntchen annähern oder Verständnis füreinander entwickeln würden. Es mutet fast dokumentarisch an, wenn Thome seine Frau Karin, die der Filmemacher bereits in „Supergirl“ und „Fremde Stadt“ besetzt hatte, und Eberhard Klasse („System ohne Schatten“) über ihre Gefühle, ihre enttäuschten Erwartungen und ihren Frust über die mangelnde Bereitschaft des Partners, sich mehr in die Beziehung einzubringen, streiten lässt, weil da auch viel Improvisation zu spüren ist, das Unvermögen, auf die Argumente des anderen einzugehen. Es fällt nicht schwer, „Made in Germany und USA“ als Thomes Abrechnung mit der Konstitution der Ehe zu betrachten. Dieses zähe Ringen um die Beziehung bzw. deren Ende ist über zweieinhalb Stunden schwer zu ertragen, zumal sich keine Entwicklung abzeichnet. Auf der anderen Seite gelingt es Thome so eindringlich, das Unvermögen von Partnern zu demonstrieren, sich wirklich aufeinander einzulassen.

Kommentare

Beliebte Posts