Du hast gesagt, dass du mich liebst

Seit den 1960er Jahren ist die 2019 verstorbene Schauspielerin Hannelore Elsner („Die Kommissarin“, „Die Unberührbare“) eine Institution vor allem im deutschen Fernsehen, aber auch in unzähligen Kinofilmen gewesen. Ihre Zusammenarbeit mit dem ebenfalls seit den 1960er Jahre tätigen Filmemacher Rudolf Thome begann allerdings erst in den 2000er Jahren, mit der „Zeitreisen“-Trilogie, die aus „Rot und Blau“, „Frau fährt, Mann schläft“ und „Rauchzeichen“ bestand. Dazwischen entstand mit „Du hast gesagt, dass du mich liebst“ (2006) ein Werk, das Elsner wie auf den Leib zugeschnitten worden scheint.

Inhalt:

Einst war Johanna Perl (Hannelore Elsner) deutsche Meisterin im Brustschwimmen und dann Trainerin, nun ist sie Rentnerin und weiß nichts so recht mit sich und ihrer Zeit etwas anzufangen. Sie geht morgens schwimmen, besucht ihre tote Mutter auf dem Friedhof, spricht mit ihr und den Bäumen über ihren Ex-Mann Herbert, der sie betrogen hat und von dem sie nun geschieden ist. Das Reisen mit ihm hat sie allerdings geliebt, und nun fehlt ihr ein Gefährte. So entschließt sie sich, auf eine Kontaktanzeige eines 45-jähriges Mannes zu antworten, der sich als „nicht schön, nicht hässlich“ beschreibt und eine „Schwester, Mutter, Heilige, Hure, Gefährtin und Geliebte“ sucht. Es kommt zu einem Treffen zwischen Johannes Kreuz­berger (Johannes Herr­sch­mann) und ihr. Der gut zwanzig Jahre jüngere Mann stellt sich als Schriftsteller vor, der allerdings noch keinen Verleger für seine bislang vier Romane gefunden hat. Johanna ist fasziniert von dem etwas ungelenk wirkenden, doch sympathischen Mann und lässt sich auf eine Liaison mit ihm ein. Zeitgleich verliebt sich ihre Tochter Sophia (Anna De Carlo) in den Philosophie-Studenten Michael (Lars Löllmann), den sie heiraten und mit dem sie Kinder haben will. Das gemeinsame Abendessen der beiden Liebespaare verläuft äußerst harmonisch, Johannes bringt zudem einen Toast auf das Glück aus, das er erleben darf. Mittlerweile hat er längst ein Zimmer in Johannas Wohnung bezogen, die ihm sogar einen Computer gekauft hat, auf dem er seinen neuen Roman schreiben kann. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. „Du hast gesagt, dass du mich liebst“ findet nicht nur einen Verleger, sondern wird ein voller Erfolg. Eine Journalistin ist so begeistert, dass sie mit dem Schriftsteller nach Paris fährt, um weitere Kontakte zu knüpfen. Johanna ist außer sich, als Johannes nach zwei Wochen wieder auftaucht, und als sie erfährt, dass er mit der Journalistin auch geschlafen hat, schmeißt sie ihn raus…

Kritik:

Ebenso wie in „Rauchzeichen“ erzählt Rudolf Thome in „Du hast gesagt, dass du mich liebst“ die parallel verlaufenden Geschichten von der Liebe zwischen jungen und etwas älteren Menschen, nur wirkt der Plot im Grunde hier zunächst etwas glaubwürdiger als bei Thomes auf Sardinien verorteten Abschluss seiner „Zeitreisen“-Trilogie. Hier ist es eine Kontaktanzeige und das darin enthaltene Henry-Miller-Zitat, das einen zunächst erfolglosen, nichtsdestotrotz nimmermüden Schriftsteller und eine gut zwanzig Jahre ältere Rentnerin zusammenführt. Hannelore Elsner verkörpert diesmal nicht eine frühere Astronautin (!) und Philosophie-Professorin, die ihre Bestimmung und neue Liebe in der kargen Schönheit Sardiniens gefunden hat, sondern „nur“ eine ehemalige deutsche Schwimmmeisterin, die gerne gut kochen lernen will, um ihrem ungewohnten Rentner-Dasein etwas Klasse zu verleihen. Thome lässt seine charismatische Protagonistin immer wieder Monologe sprechen, die auch mal an ihre tote Mutter oder die Bäume um sie herum gerichtet sind, das verschafft ihr zumindest eine psychologische Tiefe, die frühere Figuren in Thomes Filmen oft vermissen ließen. 
Mit voller Leidenschaft stürzt sich Johanna in die neue, späte Liebe, verhilft dem Mann an ihrer Seite endlich zu Erfolg, blüht selbst ein Stück weit auf, wenn sie ihre Liebe zur Fotografie entdeckt und sogar einen Bildband veröffentlichen darf. Dazwischen spielen sich fast alltäglich wirkende Episoden von Glück und Unglück, von Verrat und Enttäuschung, von der Angst vor dem erneuten Alleinsein ab. Das fesselt nicht unbedingt, ist aber gewohnt souverän inszeniert und glaubwürdig gespielt.

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