Die Sonnengöttin
Seit dem Erfolg mit seinen ersten beiden Filmen „Detektive“
(1968) und „Rote Sonne“ (1970) hat sich Rudolf Thome zunehmend weniger
auf Publikumserwartungen eingelassen und ist seinen eigenen Konzepten rund um
die Erforschung der Liebe nachgegangen. Das hat über die Jahre immer wieder gut
funktioniert und einen spröden Charme entwickelt, aber mit dem 1993 entstandenen
Drama „Die Sonnengöttin“ hat sich Thome dann doch verhoben und
eine allzu schwülstige Liebesgeschichte inszeniert.
Inhalt:
Der amerikanische Filmkritiker Richard Todd (John
Shinavier) erhält ein einjähriges Stipendium, um ein Buch über den
Filmemacher Friedrich Wilhelm Murnau zu schreiben. Nachdem er sich von
einer jungen Frau verabschiedet, die die Nacht bei ihm verbracht hat, reist Richard
von New York nach Berlin, wo er von der Malerin Martha (Radhe Schiff) vom
Flughafen abgeholt wird, mit der er einst eine Beziehung hatte. Sie besuchen die Gruft Murnaus auf dem Südwestkirchhof
Stahnsdorf und entdecken auf dem Nachbargrab eine Grabfigur, von der sie in
Erfahrung bringen, dass es sich um die Nachbildung einer Plastik der
Sonnengöttin Akrotiri handelt, die bei Ausgrabungen auf der griechischen Insel
Santorin gefunden wurde und nun in einem Athener Museum steht. Richard macht
einige Fotos von der Statue und inspiriert Martha dazu, Richard anschließend
ein altes Foto von sich als Säugling zu zeigen, das ihr Vater beim Baden in
Santorin geschossen hat und auf dem das nackte Baby eine ganz ähnliche Pose
einnimmt wie die Sonnengöttin. Richard, der fasziniert von der Idee ist, dass
Martha eine moderne Inkarnation der Sonnengöttin sein könnte, reist spontan mit
ihr nach Griechenland. Dort besichtigen sie Tempel und Museen und fahren zum
Abschluss nach Santorin, an den Strand, an dem Martha als kleines Mädchen
gebadet hat.
Martha muss beim Anblick des Strandes gestehen, dass sie
sich an nichts mehr erinnern kann. Richard kann Martha dazu überreden, sich nackt
von ihr in der Pose der Sonnengöttin fotografieren zu lassen, und Martha gibt
sich den Kräften der Natur hin…
Kritik:
Es fällt einem von Beginn an schwer, die Handlung und die
Figuren in „Die Sonnengöttin“ ernst zu nehmen. Mit John Shinavier
und Radhe Schiff sind zwei Amateur-Schauspieler in den Hauptrollen zu
sehen, die ihren schablonenhaft gezeichneten Figuren keine Tiefe verleihen
können, aber dafür ist natürlich in erster Linie Rudolf Thomes schwaches
Skript verantwortlich. Wie er Kunst, Alltag, Liebe und Mystik miteinander in
Einklang zu bringen versucht, scheitert nicht nur an den Figuren, die krampfhaft
bei ihren jeweiligen künstlerischen Tätigkeiten gezeigt werden, sondern vor
allem an den klischeehaften Dialogen und einem Roadtrip, der zu einer Art
Selbstfindung und leidenschaftlichem Sex im Mittelmeer führt. Der Soundtrack
des legendären Jazz-Schlagzeugers Chico Hamilton (1921-2013) kann noch
überzeugen, alles andere leider nicht.








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