Bereits 1975 hat Rudolf Thome Goethes 1809 erschienenen
Roman „Wahlverwandtschaften“ in seinem Film „Tagebuch“ als lose
Vorlage verwendet, um die kriselnde Ehe von Eduard und Charlotte unter dem
Einfluss der beiden eintreffenden Freunde Otto und Ottilie zu thematisieren.
Die Namen aus Goethes Roman und „Tagebuch“ hat Thome auch
zehn Jahre später übernommen, als er mit „Tarot“ (1986) einmal mehr das
Beziehungskarussell drehen ließ.
Inhalt:
In der Hoffnung, ihrer kriselnden Beziehung etwas Gutes zu
tun, haben sich die Schauspielerin Charlotte (Vera Tschechowa) und der
Regisseur Eduard (Hanns Zischler), in ein malerisch am Fluss gelegenes
Landhaus zurückgezogen, wo Charlotte an ihrem Roman arbeitet und ihre
Yoga-Übungen macht, während der in einer Schaffenskrise steckende Eduard sich
verzweifelt bemüht, ein neues Filmprojekt zu entwickeln. Dabei erhofft er sich
Unterstützung von seinem alten Freund Otto (Rüdiger Vogler), der
ebenfalls in einer Krise steckt, den Charlotte aber zunächst als störend bei ihrem
kreativen Prozess empfindet. Doch Ottos besonnene, ruhige Art gefällt
Charlotte, und auch Eduard blüht auf, als Charlottes junge Nichte Ottilie (Katharina
Böhm) zu Besuch kommt, die sich Eduard sehr zugetan zeigt…
Kritik:
Bereits in seinen früheren Werken hat Rudolf Thome die Ehe
als nicht funktionierendes Konstrukt zu entlarven versucht, und „Tarot“
darf als weiteres Beispiel für diese Demonstration gelten. Im Gegensatz zu „Tagebuch“
wirkt „Tarot“ aber nicht so verkopft und dialoglastig und improvisiert.
Thome und sein Kameramann Martin Schäfer („Paris, Texas“, „Der
amerikanische Freund“) etablieren die Idylle der Natur als weiteren
Hauptdarsteller, womit sie eine trügerisch malerische Kulisse für die emotionalen
und kreativen Krisen schaffen, mit denen sich vor allem Eduard und Charlotte
herumplagen. Deren Versuch, einander wieder näherzukommen, gipfelt in dem
unverständlichen Schritt, doch noch zu heiraten, obwohl sich die beiden
Künstlernaturen längst auseinandergelebt haben. Vor allem Eduard ist ganz in Ottilies
jugendliche Frische vernarrt, es kommt, wie es kommen muss. Das haben bereits die
Tarotkarten prophezeit, die Charlotte mit ihrer Nichte legt, die wiederum sehr
gut interpretieren kann, was ihr die Karten zu sagen haben.
Liebe und Leidenschaft spielen in dem Reigen wechselnder
Beziehungen übrigens kaum eine Rolle. Die Dialoge und das Auftreten der vier
Figuren wirkt letztlich zu selbstbezogen und überlegt, um Überraschungen zu produzieren.
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