Seit seinem überzeugenden Regiedebüt mit „Weißer Oleander“
(1946) avancierte der Drehbuchautor Joseph L. Mankiewicz zu einem
der versiertesten Filmemacher der goldenen Ära in Hollywood. Nach Meisterwerken
wie „Ein Gespenst auf Freiersfüßen“ (1947), „Ein Brief an drei Frauen“
(1949) und „Alles über Eva“ (1950) verfilmte Mankiewicz 1954
mit „Die barfüßige Gräfin“ sein eigenes Drehbuch mit Humphrey Bogart
und Ava Gardner in den Hauptrollen.
Inhalt:
Der desillusionierte, ehemals erfolgreiche Drehbuchautor und
Regisseur Harry Dawes (Humphrey Bogart) reist mit seinem wohlhabenden,
aber arroganten Produzenten Kirk Edwards (Warren Stevens) und dem umtriebigen
PR-Manager Oscar Muldoon (Edmond O’Brien) zu Probeaufnahmen nach Madrid,
doch die bislang unbekannte, aber sehr attraktive Tänzerin Maria Vargas (Ava
Gardner) hat zunächst kein Interesse an einer Hollywood-Karriere. Nachdem
Edwards die temperamentvolle und eigenwillige Dame fast schon verprellt hat,
gelingt es dem einfühlsamen Dawes doch noch, Maria für seinen Film zu gewinnen,
der nicht nur ein großer Erfolg wird, sondern Maria unter dem Künstlernamen
Maria d’Amata auch zu einem Star macht, dem die Männer zu Füßen liegen. Jetzt
reißen sich die unterschiedlichsten Herren der Schöpfung aus der gehobenen
Gesellschaft um die Schauspielerin. Aber Maria ist nicht leicht zu knacken. Das
muss auch der wohlhabende Südamerikaner Alberto Bravano (Marius Goring)
feststellen, der bei seinen aufdringlichen Werbungsversuchen mit dem
italienischen Grafen Vincenzo Torlato-Favrini (Rossano Brazzi)
aneinandergerät, der Maria beherzt verteidigt. Die beiden kommen sich daraufhin
näher, und Maria verliebt sich in den Grafen, erlebt aber bald eine böse
Überraschung…
Kritik:
Interessant ist „Die barfüßige Gräfin“ wohl vor allem
wegen der Tatsache, dass die Rolle der Maria d’Amata zunächst Rita Hayworth
angeboten worden ist, die aber ablehnte, weil das Schicksal der Figur zu sehr
ihrem eigenen Leben ähnelte. Aber auch Ava Gardner macht ihre Sache als
allseits begehrter Hollywood-Star großartig und findet sich in einem gut
aufgelegten Ensemble wieder, das verschiedene Prototypen sowohl des Filmgeschäfts
als auch des alten europäischen Adels repräsentiert. Erzählt wird die
Geschichte ihres Aufstiegs von der einfachen Tänzerin zur Hollywood-Diva als
Rückblende aus verschiedenen Perspektiven, beginnend mit Harry Dawes‘ Monolog
während Marias Beerdigung. Aber erst die Erzählung des Grafen bringt die Tragik
der Geschichte zum Ausdruck und erklärt, warum Maria so früh sterben musste.
Bis dahin funktioniert „Die barfüßige Gräfin“ vor allem als wunderbar
gespieltes, teilweise zynisches und gesellschaftskritisches Drama über Erfolg
und Frustrationen einer aufstrebenden Hollywood-Schauspielerin, die die Absichten
der Menschen in ihrer Umgebung nicht einzuschätzen vermag und an ihren Fehlentscheidungen
zugrunde geht.
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