Dass der türkisch-stämmige, in Hamburg lebende Filmemacher Fatih
Akin in keine Schublade passt, hat seine Werksbiografie schon nach zwei
Filmen deutlich gemacht. Legte er sein Regiedebüt „Kurz und schmerzlos“ nach
als harten Milieu-Thriller an, präsentiert sich sein Zweitwerk „Im Juli.“
als sommerleichtes, romantisches Road Movie, in der die Figuren zwar nicht
besonders tiefsinnig angelegt sind, doch dafür entschädigen die überzeichneten
Situationen auf dem abenteuerlichen Trip der Protagonist:innen von Hamburg nach
Istanbul.
Inhalt:
Der Hamburger Lehramtsreferendar Daniel Bannier (Moritz
Bleibtreu) kann nur tatenlos zusehen, wie seine Schüle die letzte Stunde
vor den Sommerferien vorzeitig beenden, dann muss er sich auch mit der Frage
auseinandersetzen, was er in den sechs Wochen Ferien mit sich anfangen soll. Verreisen
will er nicht, Hamburg kann im Sommer mit seinen Parks, dem Elbstrand, Cafés und
Restaurants ja auch ganz schön sein. Auf einem Flohmarkt macht er die
Bekanntschaft der lebensfrohen Schmuckverkäuferin Juli (Christiane Paul),
die ihm für 35 Euro einen alten Maya-Ring mit eingraviertem Sonnensymbol
verkauft. Sie verweist nicht nur darauf, dass ihn der Ring zu der Frau seines
Lebens führt, die ebenfalls durch ein Sonnensymbol zu erkennen sein wird,
sondern lädt ihn auch zu einer Party am Abend ein, wo Juli hofft, Daniel für
sich gewinnen zu können. Da Daniel Juli dort aber nicht antrifft, macht er sich
auf den Rückweg und läuft der aus Berlin kommenden Türkin Melek (İdil Üner)
über den Weg, die in Hamburg auf der Durchreise ist und eine Sonne auf ihrem
Top trägt. Daniel lässt Melek bei sich schlafen, ohne dass etwas passiert, aber
als Melek verkündet, zurück nach Istanbul zu reisen, wo sie eine Verabredung an
der Bosporus-Brücke wahrnehmen will, entschließt sich Daniel, ebenfalls in die
Türkei zu fahren und an der Brücke auf sie zu warten. Er setzt sich in das Auto
seines Freundes und macht sich auf den langen Weg gen Osten. Zufällig trifft er
Juli wieder, die frustriert mitansehen musste, wie Daniel mit einer anderen
Frau von der Party verschwand, und nun per Anhalter dorthin reisen will, wo der
erste Wagen, der sie mitnimmt, hinfährt. Doch der Roadtrip offenbart spätestens
ab München, als sich das Auto mit einer Panne verabschiedet, zu einer
abenteuerlichen Reise, die mit vielen Entbehrungen verbunden sein wird…
Kritik:
Fatih Akin (der mit seinem Bruder Cem in kleinen Nebenrollen
als Grenzpolizisten zu sehen ist) wandelt nicht nur zwischen den Genres,
sondern auch zwischen den Kulturen. In „Im Juli.“ machen sich Deutsche
und Türken auf den Weg von Deutschland in die Türkei und lernen so nicht nur
einander, sondern Land und Leute der jeweils anderen Kultur kennen. Doch in
erster Linie erzählt der Film eine einfache, sehr vorhersehbare, aber mit
vielen Überraschungen versehene Liebesgeschichte, in der es etwas länger
dauert, bis Er und Sie zueinanderfinden. Bis dahin fängt Akin zunächst
den Charme des Lebens in Hamburg ein, inklusive Straßenparty und romantische
Lagerfeuerstimmung am Elbstrand, bevor sehr viele unwahrscheinliche Zufälle
dazu führen, dass Daniel und Juli gemeinsam durch Osteuropa Richtung Istanbul
reisen, dabei auf dramatische Weise voneinander getrennt und unverhofft wieder
zusammenfinden.
Es sind Szenen wie auf dem Donau-Dampfer, wo Juli dem etwas
ungelenken Daniel das Kiffen beibringt, der Autodiebstahl an einer rumänischen
Tankstelle oder die wilde Verfolgungsjagd durch Budapest, die
„Im Juli.“
so unterhaltsam machen, auch wenn die Dramaturgie unter der bloßen Aneinanderreihung
dieser Zufallsbegegnungen etwas leidet. Die Spielfreude vor allem von
Moritz
Bleibtreu („Solino“, „Soul Kitchen“) und
Christiane Paul („Das
Leben ist eine Baustelle“, „Die Welle“) machen dieses Manko mehr als wett
und verzaubern das Publikum mit ihrem unverbrauchten Charme. Dazu sorgt ein
cooler Soundtrack mit Tracks von
Brooklyn Funk Essentials, Bandaloop.,
Elektrotwist, Gato Nero, Die Sterne und
Niños con Bombas für den
passenden Klangteppich guter Laune.
"Im Juli" in der IMDb
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