Just Married

Schon in seinen frühen Filmen wie „Made in Germany und USA“ (1974) und „Tagebuch“ (1975) machte Rudolf Thome deutlich, dass paarähnliche Beziehungen nicht funktionieren. Im Verlauf seiner weiteren Karriere hat der Autorenfilmer, der stets jenseits seiner populären Weggefährten wie Werner Herzog, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder sein eigenes Feld beackerte, die Liebe in verschiedenen Variationen thematisiert. In „Just Married“ (1998) ist es eine junge Ehe, die früh zum Scheitern verurteilt scheint.

Inhalt:

Friedrich Bär (Herbert Fritsch) ist ein ehrgeiziger Betreiber eines Berliner Off-Kinos und sieht rosigen Zeiten entgegen, denn mit der bevorstehenden Hochzeit mit der zwanzigjährigen Frangipani Klein (Laura Tonke), Tochter des bekannten Kinokettenbesitzers Willi Klein (Marquard Bohm), steht ihm auch die Leitung der Geschäfte seines Schwiegervaters bevor. Bevor es aber in die Flitterwochen nach Italien geht, muss Friedrich seiner naiven Frau noch versprechen, dass er sich während dieser Zeit nicht um seine Geschäfte, sondern ausschließlich um seine Frau kümmert.
Doch die gegenseitige Versicherung hält nicht lange. Frangipani erwischt ihren Gatten bereits kurz nach der Ankunft im sonnigen Süden, wie er die aktuellen Zuschauerzahlen seines Kinos via Internet abfragt – und schmeißt kurzerhand dessen teuren Minicomputer ins Meer. Als Friedrich, um diesen zu retten, an einem Felsen zum Wasser herabsteigt, verletzt er sich an einem Bein so schwer, dass ihm im Krankenhaus ein Gips angelegt werden muss. Als wäre dies bereits ein Vorbote kommenden Unglücks, schlafen Friedrich und Frangipani ein Jahr später in getrennten Betten. Während sie sich um die gemeinsame Tochter Nina kümmert, plant ihr Mann ein Großprojekt am Potsdamer Platz, das die Banken jedoch nicht finanzieren wollen. Als mit Willi das zweite Kind geboren wird, ahnt Frangipani, dass ihr Mann sie betrügt, und engagiert mit Harry Buntfuß (Johannes Herrschmann) einen Detektiv, der schnell herausfindet, dass ihr Mann ein Verhältnis mit der attraktiven Filmemacherin Elisabeth Weiß (Valeska Hanel) unterhält. Die ehrgeizige 27-Jährige verfolgt mit dieser Affäre aber vor allem berufliche Interessen…

Kritik:

Rudolf Thome zeigt in „Just Married“ einmal mehr, wie es sich in Berlin lebt und liebt. An bekannten Drehorten wie dem Lietzensee, der Bar Tolucci, dem Schlachtensee und dem Potsdamer Platz entlang erzählt Thome die Geschichte einer klassischen, fast schon klischeehaften Liebesbeziehung: Ehrgeiziger Mann heiratet Tochter eines Unternehmers und erweitert durch dieses Bündnis seinen Einfluss. Doch die Liebe scheint unter diesem Ehrgeiz keine Chance zu haben, trotz der romantischen Flitterwochen in Italien in einem Zelt am Strand, Lagerfeuer und Sex auf der Luftmatratze.  
Thome springt wie so oft abrupt in der Zeit vorwärts, um die scharfen Brüche aufzuzeigen, ohne den Weg dahin zu beschreiben, die Diskussionen, die Streitgespräche, die Darlegung verschiedener Standpunkte über das, was jeder von der Beziehung erwartet und was er/sie dafür zu tun bereit ist. Doch das Dazwischen lässt sich durch die empathische Art und Weise erahnen, mit der Thome seine Figuren ausstattet und miteinander agieren lässt. Das wirkt hier nicht überzeichnet, sondern der ganz schnöden Lebens- und Liebeswirklichkeit in der Großstadt entnommen.

 

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