Der Nachname

Es ist ja nicht nur so, dass Hollywood Remakes von europäischen oder asiatischen Blockbustern produzieren kann, in der deutschen Filmwirtschaft ist diese Praxis ebenso möglich. So brachte Sönke Wortmann („Die Päpstin“, „Der bewegte Mann“) 2018 mit „Der Vorname“ ein Remake des französischen Films „Le Prénom“ (2012) in die deutschen Kinos und ging dabei der Frage nach, ob man heutzutage sein Kind Adolf nennen dürfe, was zu einer echten Familienkrise bei den Bergers und Böttchers ausuferte. Da der französische Film, der auf einem älteren Theaterstück basiert, kein Sequel nach sich zog, mussten sich die deutschen Filmemacher für die Fortsetzung etwas Eigenes ausdenken. Am Ende zog es den Cast aus „Der Vorname“ vier Jahre später für „Der Nachname“ nach Lanzarote.

Inhalt:

Die Streitigkeiten um die Wahl eines historisch negativ besetzten Vornamens für ein neugeborenes Kind sind zwar beigelegt, der Familienfrieden aber noch nicht vollständig wieder hergestellt. Das wird schnell deutlich, als Dorothea (Iris Berben) ihre erwachsenen Kinder Elisabeth Berger-Böttcher (Caroline Peters) und Thomas Böttcher (Florian David Fitz) und deren Partner Stephan (Christoph Maria Herbst) und Anna (Janina Uhse) auf die Familien-Finca nach Lanzarote einlädt, um ihnen zu verkünden, dass Familienfreund und Dorotheas Pflegesohn René (Justus von Dohnányi) geheiratet und seinen Nachnamen – König – angenommen hat. Die Auseinandersetzung darüber, welche Konsequenzen damit auch bei der Verteilung von Dorotheas Erbe zu berücksichtigen sind, wird jedoch bald von einer weiteren Neuigkeit verdrängt: Dorothea und René wollen noch ein gemeinsames Kind großziehen, und da Dorothea zu alt sei, um noch ein eigenes Kind zu gebären, planen sie eine Leihmutterschaft der lesbischen Hausangestellten Lucia (Elena Sancho).
Doch auch in den Ehen ihrer Kinder kriselt es mächtig. Die Aufregung über das Verhalten von Dorothea und René öffnet schnell den Raum für weitere Krisen, die bislang unter Verschluss gehalten worden sind: In der Ehe von Elisabeth und Stephan kriselt es, weil die englische Privatschule der Kinder ihre finanziellen Mittel aufbraucht und Elisabeth zudem eine Affäre mit einem Arbeitskollegen begonnen haben soll. In der Partnerschaft von Thomas und Anna ist der Wunsch nach einem zweiten Kind das Streitthema, da beiden schon durch die Erstgeborene Paula ihre Grenzen aufgezeigt werden. Als Thomas und Stefan bei einem Gespräch unter Männern unwissentlich Dorotheas Vorrat an Haschkeksen verzehren, kommen weitere Geheimnisse ans Licht…

Kritik:

Sönke Wortmann und Drehbuchautor Claudius Pläging („Catweazle“, „Spieleabend“) haben die Familienstreitigkeiten der Börgers und Böttchers von der Wohnung von Stephan und Elisabeth auf die kanarischen Inseln verlegt, wo Dorothea und Réne ihr Refugium mit eigenem Weinanbau aufgebaut haben und ihre Kinder samt Partnern mit ihrer Heirat konfrontieren. Im Gegensatz zu „Der Vorname“ wird im Sequel allerdings nicht so lange auf dem Thema von Renés Nachnamen herumgeritten, an dem an sich auch wenig auszusetzen gibt. Damit hätte der Film auch nur uninspiriert das Konzept des Vorgängers imitiert. Stattdessen nutzt „Der Nachname“ die erneute Familienzusammenkunft, um die Eheprobleme von Dorotheas Kindern zu thematisieren. Dabei wird vor allem deutlich, dass finanzielle und sexuelle Probleme, unterschiedliche Ansichten zu Lebensentwürfen Neid und Boshaftigkeit auslösen, was zu weiteren Gehässigkeiten führt. Allerdings beschränkt sich der Plot ganz darauf, möglichst viele Themen auf den Tisch zu bringen, ohne sie aber auszudiskutieren. Das wirkt zum Ende hin etwas arg konstruiert und überfrachtet, bietet dem spielfreudigen Cast vor der malerischen Kulisse allerdings viele Möglichkeiten, sich zu profilieren. Zwei Jahre später drehte Wortmann mit „Der Spitzname“ noch eine weitere Fortsetzung.

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