Rot und Blau

Mit seinen ersten Filmen verhalf er Ex-Model Uschi Obermaier und der jungen Iris Berben zum Durchbruch, fast vierzig Jahre später hält sich Rudolf Thome („Rote Sonne“, „Detektive“, „Der Philosoph“) an Hannelore Elsner, mit der insgesamt fünf Filme realisieren sollte. Den Anfang bildete der Auftakt seiner „Zeitreisen“-Trilogie, „Rot und Blau“ (2003).

Inhalt:

Kurz vor ihrem 50. Geburtstag überdenkt die erfolgreiche Architektin Barbara Bärenklau (Hannelore Elsner) ihr Leben. Für ein Wochenende lässt sie ihren Ehemann, den Computer-Fachmann Gregor (Karl Kranzkowski), und ihre beiden Kinder Sarah (Joya Thome) und Sebastian (Nicolai Thome) zuhause zurück und fährt in die alte, etwas heruntergekommene, aber idyllisch gelegene Datscha in der Uckermark. Im Garten verbrennt sie alte Sachen, als ihre Freundin Samantha (Adriana Altaras), die mit Barbara eigentlich ins Kino gehen wollte, mit zwei Flaschen Sekt auftaucht und auf Nachfrage erfährt, dass ihre Freundin ihre Vergangenheit verbrenne. Sie weiß zwar noch nicht, wie der geplante Neuanfang aussehen könnte, aber die Entscheidung wird ihr abgenommen, als ihre Tochter Ilke (Serpil Turhan) anruft, die noch ein Kleinkind gewesen war, als ihr Vater Barbara vor zwanzig Jahren verlassen hatte und mit Ilke in seine türkische Heimat gezogen war. Timor – so hieß der Vater – achtete darauf, dass Ilke in Internaten in England, Frankreich, Deutschland und in der Schweiz eine gute Schulausbildung bekam und die deutsche Sprache erlernte. Als Teppichhändler erwarb er ein Vermögen, und als er kürzlich an einem Gehirntumor starb, hinterließ er seiner Tochter einen Koffer mit frisch gedruckten 500-Euro-Scheinen. In Berlin angekommen, mietete Ilke in einer Pension ein Bett in einem Mehrbettzimmer und suchte den Privatdetektiv Samuel Eisenstein (Hanns Zischler), einen alten Freund ihres Vaters auf, der ihr nicht nur eine günstige, möblierte Wohnung besorgte, sondern auch Informationen über ihre Mutter zusammentrug. Barbara ist zunächst sprachlos, als sie ihre nun erwachsene Tochter am Telefon hat, lässt sich aber auf eine Verabredung mit ihr auf einem Parkplatz an der Havelchaussee am Wannsee ein. Trotz des zunächst holprigen Kennenlernens lädt Barbara Ilke zum Abendessen ein, damit sie die Familie kennenlernt. Dabei stellt Gregor fest, dass Ilke und er sich bereits im ICE nach Berlin kennengelernt haben. Da sich alle so gut verstehen, lädt Barbara alle zu ihrem Geburtstag in der Datscha ein, auch Ilkes Bekannten Samuel, den Barbara noch aus Kindertagen kennt. Gregor ist von dieser Bekanntschaft alles andere als angetan…

Kritik:

Gerade in Rudolf Thomes Spätwerk rücken immer mehr die Frauen in den Fokus seiner Filme. Wie die darauffolgenden Filme ist „Rot und Blau“ vor allem ein Hannelore-Elsner-Film. Die charismatische Schauspielerin trägt den Plot mühelos, aber auch Serpil Turhan als ihre wiederentdeckte Tochter aus einer früheren Ehe und Adriana Altaras als Barbaras Freundin sorgen für die emotionalen Momente, während Karl Kranzkowski und Hanns Zischler angenehm zurückhaltend auftreten.
„Rot und Blau“ ist ein Film über den Umgang mit der Vergangenheit, der man nicht entfliehen kann. Kaum hat Barbara den Ballast alter Tage verbrannt, taucht mit Ilke eine Manifestation aus der Vergangenheit auf, die sich nicht so leicht entfernen lässt und ihr weiteres Leben prägen wird. Es ist wieder eine Menge vermeintlicher Zufall im Spiel, und Ilkes Einleben in Berlin wirkt nicht immer überzeugend eingefangen, aber die Dynamik innerhalb von Barbaras Familie hat Thome wunderbar eindringlich in farbenfrohen Bildern festgehalten, die oft genug von den titelgebenden Farben Rot und Blau geprägt werden. Auch wenn der Plot zu viele Einzelheiten ins Spiel bringt, überzeugt der Gesamteindruck des Films, der vor allem die Chancen zur Veränderung in den Vordergrund stellt.

Kommentare

Beliebte Posts