Soul Kitchen

Seit seinem gefeierten Langfilm-Regiedebüt mit „Kurz und schmerzlos“ (1998) hat sich der türkisch-stämmige, in Hamburg lebende Fatih Akin zu einem der interessantesten Filmemacher in Deutschland entwickelt. Sowohl „Im Juli“ (2000) als auch „Solino“ (2002), „Gegen die Wand“ (2004) und „Auf der anderen Seite“ (2007) avancierten gleichermaßen zu Publikums- und Kritikerlieblingen. 2009 präsentierte Akin mit „Soul Kitchen“ seine erste echte Komödie und verfilmte damit die Lebenskrise seines Kumpels Adam Bousdoukos, der auch am Drehbuch mitschrieb.

Inhalt:

Zinos (Adam Bousdoukos) betreibt in einer alten Fabrikhalle in Hamburg-Wilhelmsburg das Schnell-Restaurant „Soul Kitchen“, wo er lieblos Tiefkühl-Pizza, frittierten Fisch, Tütensuppen und Kartoffelsalat aus Großhandelsbehältern serviert. Die Geschäfte gehen jedoch mehr schlecht als recht. Als dann auch noch die Spülmaschine streikt, seine aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Freundin Nadine (Pheline Roggan) nach Shanghai fliegt, um dort als Auslandskorrespondentin zu arbeiten, und er sich beim Transport der Spülmaschine den Rücken verrenkt, scheint das Unglück komplett zu sein. Zu allem Überfluss will das Finanzamt in Person von Frau Schuster (Catrin Striebeck) die ausstehenden Steuerschulden eintreiben und nimmt statt des fälligen Geldbetrages die Stereoanlage mit. Währenddessen hat Zinos’ krimineller, wegen Einbruchs inhaftierter Bruder Illias (Moritz Bleibtreu) die Möglichkeit, nicht nur am Wochenende Ausgang zu bekommen, sondern auch unter der Woche, wenn er einen Job nachweisen kann. Von Zinos braucht er dazu nur eine Unterschrift, arbeiten will er natürlich nicht. Einen Ausweg aus der Misere soll ihm der Starkoch Shayn (Birol Ünel) bieten, der wegen seines überschäumenden Temperaments seinen Job in dem piekfeinen Restaurant verloren hat, in dem Nadines Großmutter (Monica Bleibtreu) gerade ihren Geburtstag feiert.
Zinos kann nicht nur froh sein, dass Kellner Lutz (Lucas Gregorowicz) nebenher für Live-Musik mit seiner Band sorgt und Kellnerin Lucia (Anna Bederke) den Überblick behält, sondern dass sich auch die Physiotherapeutin Anna (Dorka Gryllus) rührend um ihn kümmert. Und dann ist da noch Zinos‘ alter Kumpel Thomas Neumann (Wotan Wilke Möhring), der in Immobilien macht und es auf das Gelände abgesehen hat, auf dem das „Soul Kitchen“ steht…

Kritik:

Zwar hat Fatih Akin schon in früheren Filmen immer wieder humorvolle Elemente präsentiert, aber noch nie so ausgelassen wie in „Soul Kitchen“. Meist in den Kulissen der alten Fabrikhalle spielend, ist die von Co-Autor Adam Bousdoukos verkörperte Figur zwar im Zentrum des turbulenten Plots, doch Fatih Akin findet auch genügend Zeit, um den oft skurrilen Typen in Zinos‘ Umfeld Raum zur Entfaltung zu geben, wobei gerade die türkisch-stämmigen Darsteller Birol Ünel (als Messer werfender Sternekoch), Demir Gökgöl (als ewig nörgelnder Untermieter Sokrates) oder Ugur Yücel (als Knochenbrecher) ihre besonderen Momente haben. Aber auch Udo Kier, Jan Fedder, Peter Lohmeyer, Peter Jordan oder „Soul Kitchen“-Co-Produzent und Freibank-Musikverleger Klaus Maeck bereichern die Feel-good-Komödie, in der er es nicht nur um die Liebe zum Kochen und guten Geschmack geht, sondern natürlich auch um Bruderliebe, romantische Liebe, coole Musik und ein Lebensgefühl geht, wie es nur in Hamburg zu erleben ist. Die etwas überladene Handlungsdramaturgie ist da fast nebensächlich, so sehr darf man sich an der Spielfreude des Ensembles und der so entspannt wirkenden Inszenierung erfreuen.

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