Tag der Gesetzlosen
Seit der ungarische Schauspieler und Regisseur André De Toth 1942 zunächst nach England und dann in die USA umgesiedelt ist, hat er eine Vielzahl von Krimis und Western und 1953 sogar den 3-D-Horror-Klassiker „Das Kabinett des Professor Bondi“ mit Vincent Price in der Hauptrolle inszeniert, wobei er für seine kompromisslose Darstellung von Gewalt bekannt geworden ist. Mit „Tag der Gesetzlosen“ präsentierte er 1959 einen seiner letzten, aber mittlerweile bekanntesten Western, vor allem seit Quentin Tarantino diesen Noir-Western als Inspiration für seinen blutigen Western „Hateful 8“ benannte.
Auf dem Weg in das 20-Seelen-Dorf Bitters in den verschneiten Bergen nahe Cheyenne, Wyoming, stößt der Rinderzüchter Blaise Starrett (Robert Ryan) mit seinem Vorarbeiter Dan (Neremiah Persoff) auf eine Wagenladung Stacheldraht, mit der vor einigen Jahren hierher gezogene Farmer Hal Crane (Alan Marshal) offensichtlich sein Land einzuzäunen gedenkt. Dan vermutet jedoch nicht zu Unrecht, dass Starrett nicht nur wegen des Stacheldrahts sauer auf Crane ist, sondern vor allem wegen der Tatsache, dass seine ehemalige Geliebte Helen (Tina Louise) nun mit Crane verheiratet ist. Als sie im Krämerladen von Vic (Donald Elson) aufeinandertreffen, reagiert Starrett mehr als abweisend auf die Frau, die er einst geliebt hat, doch auch Helen empfindet nur noch Abscheu gegen den zynischen, verbitterten Mann, der sein Recht auch über die Leiche seines Widersachers durchsetzen würde. Helen ist wegen dieser Gesinnung so verzweifelt, dass sie Starrett sogar ihren Körper anbietet, wenn er nur ihren Mann verschonen würde, der bereits betrunken an der Theke der nahegelegenen Bar sitzt. Bevor er zur tödlichen Auseinandersetzung kommt, die Starrett heraufbeschwört, sorgt die Ankunft des fahnenflüchtigen und verwundeten Captain Jack Bruhn (Burl Ives) mit seiner Bande skrupelloser Banditen für einen Richtungswechsel der Aufmerksamkeit.
Bruhns Männer haben es nämlich auf die hübschen Frauen im Dorf abgesehen und können nur mühsam von ihrem sichtlich angeschlagenen Boss im Zaum gehalten werden. Starrett, der sich bislang als egoistischer und rechthaberischer Rancher präsentiert hat, sieht ein, dass sich die Dorfgemeinschaft zusammenrotten muss, um den raubeinigen Eindringlingen Paroli bieten zu können. So bietet er Bruhns Bande an, sie auf einem geheimen Weg durch die Berge zu führen, wo sie in Sicherheit vor ihren Verfolgern wären, doch damit führt er die Männer nur in ein zunehmend undurchdringliches Geflecht von Schnee, Wind und Eis …
André De Toth hat mit „Tag der Gesetzlosen“ 1959 einen Roman von Lee E. Wells adaptiert, woraus sein Drehbuchautor Philip Yordan („Wenn Frauen hassen“, „Die gebrochene Lanze“, „Draußen wartet der Tod“) ein vielschichtiges Noir-Drama im Western-Gewand kreierte, das De Toth in hellen, fast ausgebleichten Schwarz-Weiß-Bildern vor verschneiter Kulisse in den Bergen Wyomings inszenierte. Die unwirtliche Atmosphäre in der kargen und winterlichen Natur spiegelt sich in der Psyche von Bitters‘ Einwohnern wider, in der der selbstgerechte Blaise Starrett den unmissverständlichen Ton angibt. Für Romantik ist bei dem Buhlen um Helen Crane kein Platz. Hier geht es um Besitzdenken, die Macht des Stärkeren und verletzten Stolz.
So richtig spannend wird es in „Tag der Gesetzlosen“ aber erst durch die Ankunft der marodierenden Banditen, die eine Lohnkutsche der Armee um 40.000 Dollar erleichtert haben und nun auf der Flucht möglichst viel Spaß mit Alkohol und schönen Frauen haben wollen. Dass diese Konstellation damals beim US-Publikum wenig Anklang fand, lässt sich nachvollziehen, doch heute wirkt De Toths Spätwestern seiner Zeit weit voraus, wenn er seine Protagonisten als selbstbezogene, profitgierige Männer portraitiert, die für Geld und den Schutz ihrer Besitzstände auch vor Mord nicht zurückschrecken.
Robert Ryan („Das dreckige Dutzend“, „The Wild Bunch“) überzeugt als charismatischer Anführer in Bitters ebenso wie sein Widersacher Burl Ives („Weites Land“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“) als skrupelloser Schurke. Dazu sorgen die tristen, winterlichen Bilder von Kameramann Russell Harlan („Hatari“, „Wer die Nachtigall stört“) und Alexander Courage („Einer muss dran glauben“, „Raumschiff Enterprise“) mit seiner akzentuierten Musik für ein Western-Noir-Erlebnis der Extraklasse. Explosive Media (Koch Films) hat diesen unterschätzten Klassiker, der sowohl Sergio Corbuccis „Leichen pflastern seinen Weg“ (1968) als auch Tarantinos „Hateful 8“ inspiriert hat, neu auf DVD und Blu-ray.
"Tag der Gesetzlosen" in der IMDb
Auf dem Weg in das 20-Seelen-Dorf Bitters in den verschneiten Bergen nahe Cheyenne, Wyoming, stößt der Rinderzüchter Blaise Starrett (Robert Ryan) mit seinem Vorarbeiter Dan (Neremiah Persoff) auf eine Wagenladung Stacheldraht, mit der vor einigen Jahren hierher gezogene Farmer Hal Crane (Alan Marshal) offensichtlich sein Land einzuzäunen gedenkt. Dan vermutet jedoch nicht zu Unrecht, dass Starrett nicht nur wegen des Stacheldrahts sauer auf Crane ist, sondern vor allem wegen der Tatsache, dass seine ehemalige Geliebte Helen (Tina Louise) nun mit Crane verheiratet ist. Als sie im Krämerladen von Vic (Donald Elson) aufeinandertreffen, reagiert Starrett mehr als abweisend auf die Frau, die er einst geliebt hat, doch auch Helen empfindet nur noch Abscheu gegen den zynischen, verbitterten Mann, der sein Recht auch über die Leiche seines Widersachers durchsetzen würde. Helen ist wegen dieser Gesinnung so verzweifelt, dass sie Starrett sogar ihren Körper anbietet, wenn er nur ihren Mann verschonen würde, der bereits betrunken an der Theke der nahegelegenen Bar sitzt. Bevor er zur tödlichen Auseinandersetzung kommt, die Starrett heraufbeschwört, sorgt die Ankunft des fahnenflüchtigen und verwundeten Captain Jack Bruhn (Burl Ives) mit seiner Bande skrupelloser Banditen für einen Richtungswechsel der Aufmerksamkeit.
Bruhns Männer haben es nämlich auf die hübschen Frauen im Dorf abgesehen und können nur mühsam von ihrem sichtlich angeschlagenen Boss im Zaum gehalten werden. Starrett, der sich bislang als egoistischer und rechthaberischer Rancher präsentiert hat, sieht ein, dass sich die Dorfgemeinschaft zusammenrotten muss, um den raubeinigen Eindringlingen Paroli bieten zu können. So bietet er Bruhns Bande an, sie auf einem geheimen Weg durch die Berge zu führen, wo sie in Sicherheit vor ihren Verfolgern wären, doch damit führt er die Männer nur in ein zunehmend undurchdringliches Geflecht von Schnee, Wind und Eis …
André De Toth hat mit „Tag der Gesetzlosen“ 1959 einen Roman von Lee E. Wells adaptiert, woraus sein Drehbuchautor Philip Yordan („Wenn Frauen hassen“, „Die gebrochene Lanze“, „Draußen wartet der Tod“) ein vielschichtiges Noir-Drama im Western-Gewand kreierte, das De Toth in hellen, fast ausgebleichten Schwarz-Weiß-Bildern vor verschneiter Kulisse in den Bergen Wyomings inszenierte. Die unwirtliche Atmosphäre in der kargen und winterlichen Natur spiegelt sich in der Psyche von Bitters‘ Einwohnern wider, in der der selbstgerechte Blaise Starrett den unmissverständlichen Ton angibt. Für Romantik ist bei dem Buhlen um Helen Crane kein Platz. Hier geht es um Besitzdenken, die Macht des Stärkeren und verletzten Stolz.
So richtig spannend wird es in „Tag der Gesetzlosen“ aber erst durch die Ankunft der marodierenden Banditen, die eine Lohnkutsche der Armee um 40.000 Dollar erleichtert haben und nun auf der Flucht möglichst viel Spaß mit Alkohol und schönen Frauen haben wollen. Dass diese Konstellation damals beim US-Publikum wenig Anklang fand, lässt sich nachvollziehen, doch heute wirkt De Toths Spätwestern seiner Zeit weit voraus, wenn er seine Protagonisten als selbstbezogene, profitgierige Männer portraitiert, die für Geld und den Schutz ihrer Besitzstände auch vor Mord nicht zurückschrecken.
Robert Ryan („Das dreckige Dutzend“, „The Wild Bunch“) überzeugt als charismatischer Anführer in Bitters ebenso wie sein Widersacher Burl Ives („Weites Land“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“) als skrupelloser Schurke. Dazu sorgen die tristen, winterlichen Bilder von Kameramann Russell Harlan („Hatari“, „Wer die Nachtigall stört“) und Alexander Courage („Einer muss dran glauben“, „Raumschiff Enterprise“) mit seiner akzentuierten Musik für ein Western-Noir-Erlebnis der Extraklasse. Explosive Media (Koch Films) hat diesen unterschätzten Klassiker, der sowohl Sergio Corbuccis „Leichen pflastern seinen Weg“ (1968) als auch Tarantinos „Hateful 8“ inspiriert hat, neu auf DVD und Blu-ray.
"Tag der Gesetzlosen" in der IMDb
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