Die schwarze Windmühle

Don Siegel hat bereits Mitte der 1940er Jahre angefangen, Filme zu drehen, und hatte mit „Die Invasion der Körperfresser“ 1956 seinen ersten größeren Erfolg. Doch erst die langjährige Zusammenarbeit mit Clint Eastwood an den Filmen „Coogans großer Bluff“ (1968), „Ein Fressen für die Geier“ (1970), „Betrogen“ (1971), „Dirty Harry“ (1971) und „Flucht von Alcatraz“ (1979) prägten sein Renommée als weitgehend unabhängig und effizient arbeitender Regisseur, dessen Werke immer wieder auch kontrovers diskutiert wurden. Mit „Die schwarze Windmühle“ inszenierte er 1974 allerdings einen eher unspektakulären und teilweise recht zerfahrenen Spionage-Thriller mit Michael Caine und Donald Pleasence in den Hauptrollen.

Der ehemalige Armee-Offizier John Tarrant (Michael Caine) hofft, beim britischen Geheimdienst MI6 bessere Dienste für sein Land leisten zu können, wird aber gerade dann mit der Entführung seines Sohns David konfrontiert, als er an den Vorbereitungen seiner Abteilung beteiligt ist, einen Waffenschmugglerring zu infiltrieren. Interessanterweise wird exakt die Summe an Lösegeld gefordert, die seine Abteilung unter Leitung von Sir Edward Julyan (Joseph O’Conor) und seinem direkten Vorgesetzten Cedric Harper (Donald Pleasence) zum Ködern für die Waffenschmuggler bereit gestellt hat. Harper hat die Summe bereits in Form von Rohdiamanten gekauft und in einem Bankschließfach deponieren lassen. In der Wohnung seiner getrennt von ihm lebenden Frau Alex (Janet Suzman) warten Tarrant und Harper auf weitere Anweisungen der Entführer, die offensichtlich über einen Informanten beim MI6 verfügen. Schnell gerät Tarrant in den Fokus der Ermittler und wird überwacht. Tatsächlich sind Davids Entführer sehr geschickt darin, entsprechende Indizien in Tarrants Wohnung zu hinterlegen. Als Tarrant bewusst wird, dass der MI6 nicht für das geforderte Lösegeld, das in Paris übergeben werden soll, aufkommen wird, zählt Tarrant auf das verloren gegangene Vertrauen seiner Frau, der er klarzumachen versucht, dass er der Einzige ist, der dafür sorgen kann, dass sie David lebend wiedersehen. Doch damit fordert er die versierten Entführer zu einem gefährlichen Spiel heraus …
Als „Die schwarze Windmühle“ 1974 in die Kinos kam, war das actionreiche Spionage-Thriller-Franchise um Ian Flemings James Bond längst etabliert. Im selben Jahr lief das bereits neunte Bond-Abenteuer „Der Mann mit dem goldenen Colt“ an. Dagegen präsentiert sich Siegels Adaption von Clive Egletons Roman „Seven Days to a Killing“ ungewöhnlich statisch und versucht, die Auflösung eines Doppelagenten-Rätsels mit der sehr persönlichen Geschichte einer Kindesentführung zu verbinden. Leider gelingt es Siegel und seinem Drehbuchautoren Leigh Vance, der sonst nur einzelne Episoden zu Fernsehserien wie „Simon Templar“, „Kobra, übernehmen Sie“ oder „Fantasy Island“ schrieb, nicht immer, die beiden thematischen Schwerpunkte überzeugend miteinander zu verbinden.
Das liegt leider auch an der emotional sehr distanzierten Darstellung von Michael Caine („Ipcress - streng geheim“, „Der Mann, der König sein wollte“), der in seiner Rolle – von seinem Vorgesetzten darauf angesprochen – allerdings auch erklärt, so ausgebildet worden zu sein, ohne Gefühle zu zeigen seinen Job am besten erledigen könne. Dadurch wirkt allerdings das ganze Setting sehr unterkühlt, wobei Major John Tarrant kämpft in „Die schwarze Windmühle“ von Beginn an zwei Fronten kämpft. Zum einen versucht er seine sichtlich aufgelöste Frau zu beruhigen und alles dafür zu tun, ihren gemeinsamen Sohn wieder lebend nach Hause zu bringen. Andererseits bringt er sich durch sein eigenes Verhalten und die geschickte Einmischung des raffinierten Verbrecherpärchens Ceil Burrows (Delphine Seyring) und McKee (John Vernon) bei seinen Kollegen und Vorgesetzten zunehmend selbst in die Schusslinie. Während vor allem Donald Pleasence („Die Fürsten der Dunkelheit“, „Halloween“) als Tarrants Chef und Delphine Seyring („Geraubte Küsse“, „Der Schakal“) als McKees aufreizende Komplizin überzeugen können, wirken ihre Mitakteure oft wie statische Schachfiguren, die darauf warten, von den Spielern auf dem Feld bewegt zu werden. Daran können auch die teils unmotiviert wirkenden Verfolgungsjagden und Action-Sequenzen wenig ändern. Vor allem enttäuscht aber die platte Auflösung. Einzig die wieder in Schwung kommende Beziehung zwischen Tarrant und seiner Frau verleihen dem Drama psychologischen Tiefgang. Überzeugend ist zudem die triste Atmosphäre, Roy Budds groovender Score und der prominente Cast ausgefallen, auch wenn hier die vorhandenen Möglichkeiten nicht ansatzweise ausgeschöpft wurden.
"Die schwarze Windmühle" in der IMDb

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