Terminal

„Forrest Gump“-Star Tom Hanks und der produktive wie erfolgreiche Filmemacher Steven Spielberg haben bereits zwei extrem unterschiedlichen Werke realisiert, wobei Hanks sowohl in dem bewegenden Kriegsdrama „Der Soldat James Ryan“ (1998) als auch in der Gauner-Komödie „Catch Me If You Can“ (2002) wie gewohnt die Sympathien des Publikums auf sich ziehen konnte. Das gelingt ihm in der dramatischen Romantik-Komödie „Terminal“ (2004) noch ein Stück besser, ist der Film doch ganz auf seine versierten Darsteller-Qualitäten zugeschnitten.
Victor Navorski (Tom Hanks) ist in einer besonderen Mission unterwegs. Sein verstorbener Vater war ein großer Jazz-Fan und hat es geschafft, Autogramme von fast jedem der 57 auf einem Foto in einer ungarischen Zeitung abgebildeten Jazz-Musiker zu ergattern. Nun will sein Sohn in New York das letzte noch ausstehende Autogramm des bekannten Jazz-Tenorsaxophonisten Benny Golson einsammeln und dafür im Ramada Inn in der Lexington Avenue absteigen, wo Golson mit seiner Band in der benachbarten Lounge auftritt. Doch gerade in dem Moment, als sein Flieger auf dem JFK Airport in New York landet, wird über die Medien die Nachricht verbreitet, dass es in seinem Heimatland Krakozhia einen Putsch durch das Militär gegeben hat und die internationale Staatengemeinschaft das im Bürgerkrieg befindliche Land nicht mehr anerkennt. Dieser Umstand führt dazu, dass Victor Navorski die nötigen Einreiseformalitäten nicht abschließen kann. Frank Dixon (Stanley Tucci), der designierte Chef der Flughafen-Administration möchte in seiner Bewährungszeit aber möglichst wenig Probleme mit dem staatenlosen Osteuropäer haben und ihn nicht länger als nötig im Terminal verweilen lassen, wo er mit Essensgutscheinen und einer Telefonkarte ausgestattet im Grunde genommen so lange verharren muss, bis sein Status geklärt ist. Am liebsten würde Dixon den ungeliebten Gast einfach durch den Ausgang marschieren lassen, doch Victor denkt gar nicht daran, das Terminal zu verlassen. Stattdessen füllt er jeden Tag aufs Neue das benötigte grüne Dokument für die Einreise aus, um jedes Mal von der freundlichen Beamtin Dolores Torres (Zoe Saldana) abgewiesen zu werden.
Der handwerklich geschickte Navorski nutzt nicht nur die Zeit, um sich etwas Geld zu verdienen, indem er das Pfand für zurückgeschobene Gepäck-Wagen sammelt, sondern er richtet sich sogar eine wohnliche Ecke am Gate ein, freundet sich mit einigen Angestellten an und verguckt sich sogar noch in die unglücklich verliebte Stewardess Amelia (Catherine Zeta-Jones) …
Steven Spielberg und seine Drehbuchautoren haben sich für „Terminal“ vom Schicksal des Iraners Mehran Karime Nasseri inspirieren lassen, der im August 1988 auf dem Pariser Charles de Gaulle Airport landete und dort bis zum August 2006 lebte. Navorskis ungewöhnliches Schicksal wäre in den Zeiten gerade nach 9/11 mit seinen verschärften Einreisebedingungen eigentlich eher der Stoff für ein ausgewachsenes Drama, doch Spielberg verleiht der Geschichte mit seinem gut aufgelegten Star Tom Hanks einen eher rührend-amüsanten Touch. Der Ton für „Terminal“ wird bereits bei der ersten Begegnung zwischen Navorski und dem (noch) stellvertretenden Flughafen-Chef Dixon gesetzt, wobei nicht nur die offensichtlichen Sprachbarrieren für Situationskomik sorgen, sondern auch Navorskis einnehmendes, etwas naiv wirkendes Gemüt. Tom Hanks findet hier in dem wunderbaren Stanley Tucci („In meinem Himmel“, „Spotlight“) einen kongenialen Sparringspartner, aber auch Zoe Saldana („Avatar“, „Star Trek: Into Darkness“) setzt als stets zuvorkommende Schalterbeamtin Sympathiepunkte. Nur die Beziehung zu dem schüchternen Enrique (Diego Luna), für die Navorski den Vermittler spielt, wirkt wenig überzeugend. Dafür ist Spielberg der Zusammenhalt zwischen Navorski und den sympathischen, aus unterschiedlichen Nationen eingewanderten Angestellten des Flughafens äußerst charmant gelungen und benötigt weder außergewöhnliche filmtechnische Spielereien noch überzogene dramatische Effekte. „Terminal“ ist letztlich ein schwungvoll inszeniertes Feel-good-Movie, das den Darstellern alle Möglichkeiten gewährt, ihre Rollen charismatisch auszufüllen, die Dramatik des plötzlich heimatlos gewordenen Osteuropäers auf US-amerikanischen Boden aber herunterspielt.
"Terminal" in der IMDb

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