Der kanadische Filmemacher Roger Spottiswoode hat zwar
seinen wohl bekanntesten Film – das James-Bond-Abenteuer „Der Morgen stirbt
nie“ – 1997 inszeniert, doch seine besten Filme sind in den 1980er Jahren
entstanden. Neben dem Thriller „Mörderischer Vorsprung“ (1988) ist das
vor allem das mitreißende Politthriller-Drama „Under Fire – Unter Feuer“
(1983) mit Nick Nolte, Gene Hackman, Joanna Cassidy und Ed Harris
in den Hauptrollen.
Inhalt:
Eben noch hat der US-amerikanische Fotoreporter Russell
Price (Nick Nolte) mit seinem besten Freund und Kollegen Alex Grazier (Gene
Hackman) und dessen Frau, der Reporterin Claire Stryder (Joanna Cassidy),
vom Bürgerkrieg im Tschad berichtet, was ihnen eine Titelstory im Magazin Time
einbrachte, während Russells Kumpel Oates (Ed Harris) als zynischer Söldner
irrtümlicherweise auf Seiten der Rebellen kämpfte, nun findet sich das Quartett
unter anderen Voraussetzungen in Nicaragua wieder, denn Claire hat sich
mittlerweile von Alex getrennt und geht eine Affäre mit Russell ein. Der hat
sich bislang damit gebrüstet, auf keiner Seite zu stehen und als neutraler
Beobachter nur das zu fotografieren, was ihm vor die Linse kommt. Doch dann
wird er von den sandinistischen Rebellen aufgefordert, ein gestelltes Foto von
ihrem getöteten Anführer Comandante Rafael zu schießen, das diesen lebend
erscheinen lässt. Mit der Veröffentlichung soll eine große Waffenlieferung der
USA an die nicaraguanische Regierung verhindert werden. Price muss sich nun
entscheiden, ob er sich dem Wunsch verweigert und damit indirekt die Truppen
von Diktator Somoza unterstützt, oder ob er Partei für die Rebellen ergreift,
indem er das gewünschte Foto inszeniert…
Kritik:
Roger Spottiswoode hat bereits als Filmeditor für Sam
Peckinpah („Wer Gewalt sät“, „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“)
gelernt, wie packende Action zu inszenieren ist. Dieser Hintergrund trägt
maßgeblich dazu bei, dass „Under Fire“ nicht nur ein Statement über die moralische
Verantwortung eines Reporters und Manipulation von Nachrichtenmedien abliefert,
sondern darüber hinaus unterhaltsame Action vor exotischer Kulisse bietet.
Während ihm die Kugeln und Bomben um die Ohren fliegen, benutzt der
unerschrockene Russell Price (dessen Figur von Matthew Naythons inspiriert
wurde, der während des Bürgerkrieges Fotoreporter in Nicaragua und Berater bei
den Dreharbeiten gewesen ist) seine Kamera als Waffe, die sich letztlich gegen
die Mittelamerika-Politik der US-Regierung richtet. „Under Fire“
thematisiert nicht nur die Gefahren, in die sich Reporter begeben, um vom Kriegsgeschehen
aus der ganzen Welt zu berichten, sondern auch die Frage, inwieweit sich zur
Neutralität verpflichtete Berichterstatter wirklich wertfrei ihre Arbeit
verrichten. Spottiswoode deutet vor allem durch den undurchsichtigen Jazy
(Jean-Louis Trintignant) und die offensichtlich manipulierte Propaganda
sowohl der US-Regierung als auch des nicaraguanischen Diktators an, wie die Ereignisse
unterschiedlich interpretiert werden.
Die stringente Inszenierung, die nach wie vor hochaktuelle
Thematik, Jerry Goldsmith‘ melodischer und farbenfroher Score und die
großartigen Darsteller machen „Under Fire“ zu einem Klassiker des Kinos
um Reporter in Krisengebieten.
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