1980 inszenierte John Cassavetes mit „Gloria“ einen Klassiker
des Gangsterfilms, den der renommierte Filmemacher seiner Frau Gena Rowlands
auf den Leib geschrieben hatte. Fast zwanzig Jahre später versuchte sich der ebenfalls
versierte Regisseur Sidney Lumet („Die zwölf Geschworenen“, „Network“,
„The Verdict“) an einem Remake, in dem nun „Basic Instinct“- und „Casino“-Star
Sharon Stone in die Titelrolle der Gangsterbraut auf der ungewöhnlichen Flucht
mit einem kleinen Jungen zu sehen ist.
Inhalt:
Drei Jahre lang hat die attraktive Gloria (Sharon Stone)
im Gefängnis für ihren Freund Kevin (Jeremy Northam) abgesessen, der das
Verbrechen begangen hat, für das Gloria verurteilt worden war. Nach ihrer Entlassung
will sie Kevin wütend zur Rede stellen, dass er sie nicht einmal im Knast besucht
habe. Nun weigert er sich auch noch, sie für die abgesessene Zeit im Gefängnis
finanziell zu entschädigen. Als er stattdessen Sex mit seiner früheren Freundin
will, reicht es Gloria, doch so schnell wird sie ihren Ex-Lover doch nicht los.
Die kriminelle Organisation, für die er arbeitet, wird nämlich vom Buchhalter
Jack Jesús Nuñez (Bobby Cannavale) erpresst, der eine pikante Diskette mit
Namen von Cops, Richtern und Gaunern besitzt, die der Organisation schweren
Schaden zufügen würde, sollte diese in die falschen Hände gelangen. Nuñez und
seine Familie werden von einem Killer (Mike Starr) getötet, er konnte
die Diskette vorher aber noch seinem siebenjährigen Sohn Nicky (Jean-Luke
Figueroa) geben, der über die Feuertreppe rechtzeitig flüchten kann. Als aber
auch der Junge in die Hände der Verbrecher gerät, greift Gloria zu drastischen
Mitteln, um mit Nicky zusammen zu fliehen. Allerdings stellt sich bald die
Frage, was sie mit dem Jungen und der Diskette anfangen soll. Hilfe sucht sie ausgerechnet
bei einem weiteren ihrer früheren Liebhaber: Ruby (George C. Scott),
Kevins Boss…
Kritik:
Darüber, dass Sidney Lumet ein großartiger
Filmemacher ist, muss nicht diskutiert werden. Er hat mit Stars wie Marlon
Brando, Anthony Perkins, Paul Newman, Henry Fonda, Sean Connery, Al Pacino
und Richard Burton gearbeitet und eine Vielzahl unvergesslicher
Filmperlen geschaffen. „Gloria“ gehört allerdings nicht dazu. Das
Drehbuch von Steve Antin hält sich weithin am Originaldrehbuch von John
Cassavetes und bietet den Kennern seines Klassikers keine Überraschungen
parat. Ebenso wie Cassavetes macht Lumet die Stadt New York zu
einer wichtigen Hauptrolle, wenn er Gloria und Nicky durch die Straßen fliehen
lässt, mit Bus und U-Bahn von Station zu Station hastet oder Gloria eine wilde Verfolgungsjagd
im Auto durch die Stadt absolviert. Lumet bewahrt dabei den Charme der
1980er Jahre und macht gerade zu Beginn einiges richtig, bis Gloria und Nicky
ein Gespann wider Willen werden. Denn Sharon Stone überzeugt zwar als
sexy Gangsterbraut, doch den mütterlichen Part, der sich während der
gemeinsamen Flucht mit dem Jungen stärker entwickelt, nimmt man ihr nicht so
recht ab. Doch nicht nur die Chemie zwischen Gloria und dem Jungen schwächelt,
auch die namhaften Darsteller wie George C. Scott, Bonnie Bedelia, Mike
Starr, Jeremy Northam und Cathy Moriarty bekommen nie die Möglichkeit,
ihr Können unter Beweis stellen. Wenn ein Remake überflüssig sein sollte, dann
dieses hier.

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