Gloria (1999)

1980 inszenierte John Cassavetes mit „Gloria“ einen Klassiker des Gangsterfilms, den der renommierte Filmemacher seiner Frau Gena Rowlands auf den Leib geschrieben hatte. Fast zwanzig Jahre später versuchte sich der ebenfalls versierte Regisseur Sidney Lumet („Die zwölf Geschworenen“, „Network“, „The Verdict“) an einem Remake, in dem nun „Basic Instinct“- und „Casino“-Star Sharon Stone in die Titelrolle der Gangsterbraut auf der ungewöhnlichen Flucht mit einem kleinen Jungen zu sehen ist.

Inhalt:

Drei Jahre lang hat die attraktive Gloria (Sharon Stone) im Gefängnis für ihren Freund Kevin (Jeremy Northam) abgesessen, der das Verbrechen begangen hat, für das Gloria verurteilt worden war. Nach ihrer Entlassung will sie Kevin wütend zur Rede stellen, dass er sie nicht einmal im Knast besucht habe. Nun weigert er sich auch noch, sie für die abgesessene Zeit im Gefängnis finanziell zu entschädigen. Als er stattdessen Sex mit seiner früheren Freundin will, reicht es Gloria, doch so schnell wird sie ihren Ex-Lover doch nicht los. Die kriminelle Organisation, für die er arbeitet, wird nämlich vom Buchhalter Jack Jesús Nuñez (Bobby Cannavale) erpresst, der eine pikante Diskette mit Namen von Cops, Richtern und Gaunern besitzt, die der Organisation schweren Schaden zufügen würde, sollte diese in die falschen Hände gelangen. Nuñez und seine Familie werden von einem Killer (Mike Starr) getötet, er konnte die Diskette vorher aber noch seinem siebenjährigen Sohn Nicky (Jean-Luke Figueroa) geben, der über die Feuertreppe rechtzeitig flüchten kann. Als aber auch der Junge in die Hände der Verbrecher gerät, greift Gloria zu drastischen Mitteln, um mit Nicky zusammen zu fliehen. Allerdings stellt sich bald die Frage, was sie mit dem Jungen und der Diskette anfangen soll. Hilfe sucht sie ausgerechnet bei einem weiteren ihrer früheren Liebhaber: Ruby (George C. Scott), Kevins Boss…

Kritik:

Darüber, dass Sidney Lumet ein großartiger Filmemacher ist, muss nicht diskutiert werden. Er hat mit Stars wie Marlon Brando, Anthony Perkins, Paul Newman, Henry Fonda, Sean Connery, Al Pacino und Richard Burton gearbeitet und eine Vielzahl unvergesslicher Filmperlen geschaffen. „Gloria“ gehört allerdings nicht dazu. Das Drehbuch von Steve Antin hält sich weithin am Originaldrehbuch von John Cassavetes und bietet den Kennern seines Klassikers keine Überraschungen parat. Ebenso wie Cassavetes macht Lumet die Stadt New York zu einer wichtigen Hauptrolle, wenn er Gloria und Nicky durch die Straßen fliehen lässt, mit Bus und U-Bahn von Station zu Station hastet oder Gloria eine wilde Verfolgungsjagd im Auto durch die Stadt absolviert. Lumet bewahrt dabei den Charme der 1980er Jahre und macht gerade zu Beginn einiges richtig, bis Gloria und Nicky ein Gespann wider Willen werden. Denn Sharon Stone überzeugt zwar als sexy Gangsterbraut, doch den mütterlichen Part, der sich während der gemeinsamen Flucht mit dem Jungen stärker entwickelt, nimmt man ihr nicht so recht ab. Doch nicht nur die Chemie zwischen Gloria und dem Jungen schwächelt, auch die namhaften Darsteller wie George C. Scott, Bonnie Bedelia, Mike Starr, Jeremy Northam und Cathy Moriarty bekommen nie die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis stellen. Wenn ein Remake überflüssig sein sollte, dann dieses hier.

Kommentare

Beliebte Posts