Dreckige Hunde
Der tschechische Regisseur Karel Reisz hatte mit
Filmen wie „Sonnabendnacht und Sonntagmorgen“ (1960) und „Spieler
ohne Skrupel“ (1974) bereits einige Lorbeeren geerntet. 1978 folgte dann
die Verfilmung von Robert Stones preisgekrönten Roman „Dog Soldiers“ unter
dem Titel „Who’ll Stop the Rain“ (dt. „Dreckige Hunde“) mit Nick
Nolte und Tuesday Weld in den Hauptrollen.
Inhalt:
Der Kriegsberichterstatter John Converse (Michael
Moriarty) erlebt 1971 an der Front in Vietnam das Grauen des Krieges und
steht vor der Rückkehr in seine Heimat. Vorher bezieht er bei der dubiosen
Charmian (Gail Strickland) zwei Kilogramm reines Heroin, die er in die
USA schmuggeln möchte. Dafür zahlt er seinem Freund Ray Hicks (Nick Nolte),
der als Marineinfanterist Nachschubtransporte auf dem Seeweg von und in die
Heimat begleitet, 2000 US-Dollar. Zuerst weigert sich Hicks, der bis
dahin nur mit Marihuana zu tun gehabt hatte. Schließlich bringt er
das Heroin an Bord eines Frachters mit Kriegsgerät sicher nach Oakland,
Kalifornien, wo er schon bald mit Marge Converse (Tuesday Weld), Johns
Ehefrau, Kontakt aufnimmt. Sie arbeitet in der Buchhandlung ihres Vaters (Stuart
Wilson), ist selbst medikamentenabhängig und Mutter der kleinen Janey (Shelby
Balik).
Potenzielle Käufer hat John über einen Kontakt in Saigon
geknüpft, die ganze Aktion ist aber alles andere als von langer Hand und
sorgfältig geplant. Es scheint mehr wie eine Kurzschlussreaktion, gemünzt aus
einer vollständigen Desillusionierung aufgrund der dramatischen Ereignisse an
der Front. Für John hat sich die Welt auf den Kopf gestellt und das schnelle
Geld mit dem Verkauf von Drogen erscheint ihm aufgrund dessen weit weniger
verwerflich als das, was er mit eigenen Augen mitansehen musste.
Als Ray spätabends bei Marge erscheint, um das Rauschgift zu
übergeben, hat sie das versprochene Geld nicht im Haus. Sie scheint von ihrem
Mann auch nicht in den Heroinschmuggel eingeweiht worden zu sein und reagiert
einigermaßen kopflos. Ray, der sich schon seit geraumer Zeit beobachtet fühlt,
geht unter einem Vorwand nochmals zu seinem Wagen und muss sich mit den zwei
Gangstern Danskin (Richard Masur) und Smitty (Ray Sharkey) auseinandersetzen,
die bereits Wind von dem Drogendeal bekommen haben. Auch das FBI hängt an Rays
Fersen, der sich mit Marge nach New Mexico absetzt. Kurz darauf tritt ein
dubioser Mann, der sich als FBI-Agent Antheil (Anthony Zerbe) ausgibt,
auf den Plan. Mit diesem zusammen nehmen Danskin und Smitty die Verfolgung von
Hicks und Marge auf…
Kritik:
Auch wenn die Eröffnungssequenz das Grauen des Krieges thematisieren,
die Soldaten in Vietnam erlebt haben, ist „Dreckige Hunde“ kein
Kriegsfilm. Wohl behandelt er aber die Traumata und Fluchtmechanismen
derjenigen, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Militär wieder in ihrer Heimat
Fuß zu fassen versuchen. Für die beiden Nietzsche-Leser Converse und Hicks
liegt das Glück darin, die Degeneration der Gesellschaft hinter sich zu lassen
und mit genügend Geld in der Hinterhand ein unabhängiges, sorgenfreies Leben führen
zu können. Psychologisch überzeugend entfalten Reisz und Drehbuchautorin Judith
Rascoe („Endless Love“, „Havanna“) das Gesellschaftsbild
entwurzelter Figuren, die vom großen Geld träumen und durch Drogen der tristen
Wirklichkeit zu entfliehen versuchen. Das ist toll fotografiert, stimmungsvoll
inszeniert und vor allem von Nick Nolte, mit dem Karel Reisz
später noch den Thriller „Everybody Wins“ realisierte, großartig
gespielt.
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