Schwarzer Sonntag
Thomas Harris ist zwar vor allem durch seine
Romanvorlage für den Blockbuster „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) mit Anthony
Hopkins und Jodie Foster in den markanten Hauptrollen international
berühmt geworden, doch wurden auch schon seine ersten beiden Bücher erfolgreich
verfilmt, der erste Hannibal-Lecter-Roman „Roter Drache“ (durch Michael
Mann) ebenso wie der Politthriller „Schwarzer Sonntag“ durch
Regie-Altmeister John Frankenheimer („Der Gefangene von Alcatraz“, „Botschafter
der Angst“, „French Connection II“). Der Thriller aus dem Jahr 1977, der
sich thematisch mit dem leider nach wie vor erschreckend aktuellen Konflikt
zwischen Israel und den Palästinensern befasst und an das Massaker im Münchner
Olympischen Dorf 1972 angelehnt ist.
Inhalt:
Eine Splittergruppe der palästinensischen Terroreinheit Schwarzer
September plant einen Anschlag in den Vereinigten Staaten. Unterstützt werden
sie von dem psychisch labilen Vietnam-Veteranen Michael Lander (Bruce Dern),
der nach seiner sechsjährigen Kriegsgefangenschaft, darunter in Einzelhaft, als
Luftschiff-Pilot arbeitet. Nach Jahren der Folter in vietnamesischen Lagern,
eines Prozesses vor einem Militärgericht und einer gescheiterten Ehe ist er
verbittert. Treibende Kraft des Anschlags ist die Palästinenserin Dahlia Iyad (Marthe
Keller), die während des Palästinakriegs aus ihrer Heimat vertrieben worden
war und dann in Flüchtlingslagern aufwuchs. Sie rechtfertigt den Plan mit der
finanziellen und militärischen Unterstützung Israels durch die USA. Sie will
mit dem Anschlag weltweit auf das Schicksal des palästinensischen Volkes
aufmerksam machen. Doch der israelische Geheimdienst bekommt Wind von dem
geplanten Terrorakt in den USA. Während die Terroristen im Verborgenen alle
Vorbereitungen treffen, Sprengstoff in Form von Madonnen-Figuren ins Land
schmuggeln und die mörderische Maschine zusammenbauen, rätseln die Agenten im
Dunkeln und suchen nach kleinsten Hinweisen, die sie irgendwie weiterbringen.
Dabei hatte der Mossad-Agent David Kabakov (Robert Shaw)
bei einem Angriff auf das Quartier des Schwarzen Septembers bereits die Gelegenheit,
Dahlia zu töten, als er sie nackt in der Dusche überraschte. Lander plant die
Explosion einer an der Unterseite der Gondel seines Luftschiffs befestigten
Splitterbombe im Orange Bowl Stadium während des Super Bowl in Miami. In der
Splitterbombe befinden sich 250.000 Stahlpfeile. Kabakov kann Dahlia mit Hilfe
einer Tonbandaufnahme identifizieren; trotzdem schaffen es Lander und Dahlia
nach einem erfolgreich verlaufenden Test, mit der Bombe an Bord zu starten. Mit
Hilfe des FBI-Agenten Sam Corley (Fritz Weaver) nimmt Kabakov in einem
Hubschrauber die Verfolgung auf. Doch können sie rechtzeitig die Detonation der
Bombe verhindern?
Kritik:
Zwar thematisieren Frankenheimer und die
Drehbuchautoren Ernest Lehman („Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, „Der
unsichtbare Dritte“) und Kenneth Ross („Der Schakal“, „Die Akte
Odessa“) den Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel unter Berücksichtigung
der besonderen Rolle der USA, wo das Bombenattentat der Palästinenser stattfinden
soll, doch in politischer Hinsicht geben sie dabei keine Stellungnahme. Der mit
acht Millionen US-Dollar ungewöhnlich teure Film benutzt den Konflikt nur als
Blaupause für einen terroristischen Racheakt, der Tausenden von Amerikanern das
Leben kosten würde. Frankenheimer nimmt sich viel Zeit, sowohl die
Vorbereitung der terroristischen Vereinigung als auch die Aufklärungssuche der amerikanischen
Geheimdienste in Zusammenarbeit mit dem israelischen Mossad zu begleiten, setzt
zwischendurch immer wieder auf imponierende Action-Sequenzen wie die nächtliche
Verfolgungsjagd zwischen Booten der US-amerikanischen Küstenwache und dem von
Lander gelenkten Schnellboot. Der Höhepunkt des Films, das Zusteuern des
Luftschiffs (das GoodYear unter großzügiger Verwendung des Logos zur Verfügung
gestellt hat) auf das voll besetzte Orange Bowl Stadium in Miami, zelebriert
der Regie-Altmeister in gediegener Länge und mit packender Dramatik, allein die
mit Modellen und Tricks inszenierte Kollision des Luftschiffs mit dem Rand des
Stadions hält dem zuvor implementierten Qualitätsstandard nicht mehr stand. Man
mag die fehlende Charakterisierung von Figuren, Hintergründen und Motiven zu
recht kritisieren, doch „Schwarzer Sonntag“ ist dennoch ein packender
Action-Thriller geworden. Die Musik steuerte übrigens der für Katastrophen-Thriller
berühmte John Williams („Die Höllenfahrt der Poseidon“, „Erdbeben“, „Flammendes
Inferno“) bei.








Kommentare
Kommentar veröffentlichen