Die Französin Coralie Fargeat ist bislang vor allem als
Co-Schöpferin der Comedy-Serie „The Bell Fairies“ (2008) bekannt
geworden, ehe sie mit dem Rape-and-Revenge-Horror-Schocker „Revenge“
(2017) eine ganz andere Seite von sich präsentierte.
Inhalt:
Bevor der steinreiche und verheiratete Geschäftsmann Richard
(Kevin Janssens) mit seinen Partnern zum obligatorischen Jagdwochenende
aufbricht, will er in einer luxuriösen Villa mitten in der Wüste noch ein paar
ruhigen Stunden mit seiner jungen Geliebten Jen (Matilda Lutz)
verbringen. Dummerweise stehen Stan (Vincent Colombe) und Dimitri (Guillaume
Bouchède) allerdings schon früher als erwartet auf der Matte, so dass an
entspannte Zweisamkeit nicht mehr zu denken ist. Nach einer feuchtfröhlichen
Partynacht am Pool, bei der Jen heftig mit Stan flirtet, überschlagen sich am
nächsten Morgen die Ereignisse. Als Richard für Stunden unterwegs ist, um
Papiere für die Jagd zu besorgen, vergewaltigt Stan die junge Frau, während
Dimitri sich nonchalant abwendet und den Fernseher lauter dreht. Als Richard
zurückkehrt und der völlig verstörten Jen Schweigegeld anbietet, nimmt sie
kurzerhand Reißaus und wird von den drei Männern bis an den Rand eines Felsens
verfolgt. Unter dem Vorwand, ihr helfen zu wollen, kommt ihr Liebhaber immer
näher und stößt sie schließlich in die Tiefe, wo sie von einem Baum aufgespießt
wird. Doch noch flackert ein schwacher Lebensfunken in ihr. Mit ihrem
Feuerzeug, das sie gerade so vom Boden aufklaubt, brennt sie kurzerhand den
Baum nieder, auf dem sie aufgespießt worden ist, und kann sich rechtzeitig
verstecken, bevor das Trio sie entdeckt, um sie endgültig zu verscharren. Während
Richard, Stan und Dimitri der Blutspur in die Wüste folgen, sammelt Jen die
nötige Kraft, um es ihren Peinigern heimzuzahlen…
Kritik:
Dass eine Frau einem Rape-and-Revenge-Thriller eine besondere,
auf jeden Fall andere Note verleiht, als es ihre männlichen Kollegen tun
würden, mag auf der Hand liegen, doch wie kompromisslos Coralie Fargeat,
die 2025 für ihren Thriller „The Substance“ gleich drei
Oscar-Nominierungen erhielt, bei „Revenge“ zu Werke geht, ist schon
bemerkenswert. Die Filmemacherin präsentiert sich in ihrem Langfilmregiedebüt zunächst
sehr stylish, wenn sie Richard und seine etwas naiv wirkende junge Gespielin in
dem Luxus-Anwesen in der Wüste ihre Lust aufeinander genießen. Der
ästhetisierende Look wird aber auch im Überlebenskampf aufrechterhalten, wobei
die Kamera auch dann ins Zentrum des Geschehens vordringt, wenn es besonders
schmerzhaft wird. Während die Vergewaltigungsszene bei Männern sicher
expliziter dargestellt werden würde, hält sich Fargeat sehr stark
zurück. Die Französin weiß, dass die Fantasie des Publikums ausreicht, um die
Brutalität der Tat nachzuempfinden. Interessant wird der Film jedoch erst ab
dem Moment, als Jen von ihrem Lover die Klippe hinuntergestoßen und auf einem
Baum aufgespießt wird. Das ist nicht nur der erste Schockmoment fürs Publikum,
sondern auch der Beginn der Initiation, die Jen nun durchmacht, wenn sie sich gezwungenermaßen
von einer sexy Partymaus zu einer unerschrockenen Amazone entwickelt. Forgeat
entwickelt dabei einen erstaunlichen Einfallsreichtum, der Jens Überlebensinstinkt
fast schon grotesk überformt. Bei aller Unglaubwürdigkeit einzelner Elemente macht
der Rache-Thriller einfach Spaß und erhält gerade im bewusst überzogen blutigen
Finale die weibliche Perspektive aufgedrückt. „Revenge“ ist hier mit so
einer deutlich satirischen Note gewürzt, dass man nur den Hut vor dem mutigen Erstlingswerk
der Französin ziehen kann.

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