Mit „Suits“ hat der zuvor so gut wie gar nicht in
Erscheinung getretene Showrunner Aaron Korsh 2011 eine Anwaltsserie
kreiert, die sich wohltuend von der Genre-Konkurrenz abhob, da sie jenseits des
Abarbeitens von Procedural-Fällen und den exzentrischen Eigenheiten der
Protagonist:innen ebenso eindrucksvolle Charaktere wie spritzige Dialoge und
Machtkämpfe zwischen Spitzenanwälten und renommierten Kanzleien unterhaltsam im
Hochglanzformat zu verbinden verstand. 2013 ging folglich die zweite, qualitativ
wieder durchweg hochkarätige Staffel an den Start.
Inhalt:
In der Kanzlei Pearson – Hardman geht es weiterhin turbulent
zu. Zunächst macht der Umstand, dass Mike (Patrick J. Adams) ohne Jurastudium
an der Harvard Universität in der renommierten Kanzlei untergekommen ist, obwohl
er kein zugelassener Anwalt ist, die Runde. Ausgerechnet Mikes ehemals bester
Kumpel Trevor (Tom Lipinski), dessen Freundin Jenny (Vanessa Ray)
Mike ausgespannt hat, steckt Jessica Pearson (Gina Torres), dass Mike
ein Betrüger sei. Sie lädt Mike zum Essen ein, um die Vorwürfe zu überprüfen, schließlich
zwingt sie Harvey (Gabriel Macht), Mike zu feuern, der diesen Schritt aber nicht übers Herz
bringt. Schließlich werden alle klugen Köpfe auch gefordert, als Daniel Hardman
(David Costabile) seine Rückkehr in die Kanzlei ankündigt, nachdem seine
krebskranke Frau gestorben ist. Hardman hatte nicht nur eine Geliebte, sondern
auch Kanzleigelder veruntreut, um die Behandlung seiner Frau bezahlen zu
können. Er gewinnt zwar die Abstimmung gegen Jessica um den
Geschäftsführerposten in der Kanzlei – u.a. mit der Stimme von Harveys Gegner Louis
Litt (Rick Hoffman) -, doch wird ihm sein Geschäftsgebaren bald zum
Verhängnis. Der auch nach außen hin durchgesickerte Krieg innerhalb der Kanzlei
hat Pearson – Hardman anfällig gemacht. Nachdem einige prominente Mandaten
abgesprungen oder erfolgreich abgeworben worden sind, strebt der Brite Edward
Darby (Conleth Hill), der Chef von Harveys Hin- und Wieder-Geliebten
Dana Scott (Abigail Spencer), einen Zusammenschluss mit Pearson –
Hardman an. Doch auch an anderen Fronten tauchen Probleme auf. Harveys
Sekretärin Donna (Sarah Rafferty) hat offensichtlich ein Dokument
übersehen, das der Kanzlei in einem Prozess gegen Coastal Motors wegen
Prozessbetrug gegen Harvey schwerer Schaden zugefügt hat, weshalb Harvey nichts
anderes übrigbleibt, als Donna zu entlassen. Schwierig bleibt es auch in der
Beziehung zwischen Mike und Rachel (Meghan Markle), die Mike in flagranti
mit einer alten Highschool-Liebe erwischt hat und sich nach wie vor von ihrem
Vater Robert Zane (Wendell Pierce) gedemütigt fühlt, weil sie als
Rechtsanwaltsgehilfin nicht vorankomme. Dabei hat sie den Zulassungstest für
Harvard mit Bravour bestanden…
Kritik:
Auch wenn es in „Suits“ - wie in anderen
Anwaltsserien – natürlich auch um die tägliche Anwaltspraxis geht, um das
Aushandeln von Vergleichen, das Sammeln von entscheidenden Informationen, die
dem eigenen Mandanten einen Vorteil verschaffen, das Erscheinen vor Gericht, so
ist dies doch nur das Salz in der Suppe, um zu demonstrieren, was für gewiefte,
geschickt tarierende und fleißige Anwälte die Senior Partner bei Pearson –
Hardman doch sind und mit welchen Millionensummen sie dabei hantieren. In
dieser Hinsicht darf Mike Ross natürlich immer wieder so brillieren, dass sein
fehlender Harvard-Abschluss gar keine Rolle spielt, schließlich verfügt er über
ein fotografisches Gedächtnis und ist auch so nicht auf den Kopf gefallen. Doch
die Scharmützel (die selten genug und wenn, dann auch nur sehr kurz, vor
Gericht ausgetragen werden) machen auch immer wieder deutlich, wie die Sympathien,
Arbeitsweisen und Allianzen innerhalb und außerhalb der Kanzlei verteilt sind,
Liebschaften, Affären und gescheiterte Beziehungen inklusive. Wie genau dabei
beispielsweise die Beziehung zwischen Harvey und Donna einst ausgesehen haben
mag, zählt zu den weiterhin gut gehüteten Geheimnissen der Serie. Aaron
Korsh und seinen Drehbuchautoren gelingt es auch in der zweiten Staffel
hervorragend, das hochklassige Ambiente einer erstklassigen Kanzlei in
Manhattan mit attraktiven, gut gekleideten Menschen in Hochglanzbildern und
flottem Soundtrack einzufangen und dabei viel Wert auf tolle Dialoge mit hoher
Schlagabtausch-Frequenz zu legen, die viel von der Persönlichkeit der
beteiligten Figuren offenbaren. Etwas ausführlicher hätte der zum Ende offen
ausgetragene Konflikt zwischen Jessica und Harvey thematisiert werden können,
dafür erhält die komplizierte Beziehung zwischen Mike und Rachel eine
interessante Dynamik, und auch der ebenso geachtete wie gehänselte Louis Litt bleibt
eine der vielseitigsten Figuren auf dem Schachbrett. Die zweite Staffel von „Suits“
bietet also neben faszinierenden Fällen vor allem verzwickte Beziehungen
beruflicher und privater Natur, so dass die Neugierde auf eine Fortsetzung
ungebrochen bleibt. Das ist hochklassig inszenierte und gespielte Serien-Dramatik.

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