Alien: Romulus

Dass Ridley Scott mit seinem zweiten Film gleich einen Klassiker des Science-Fiction-Genres kreieren würde, hätte bei 20th Century Fox wohl niemand gedacht, als sie 1979 den elf Millionen US-Dollar teuren Weltraum-Horror „Alien“ in die Kinos brachten. Scott setzte durch, dass die Hauptrolle von einer Frau (Sigourney Weaver) verkörpert werden sollte, und setzte damit ein deutliches Zeichen im von Männern dominierten Science-Fiction-Genre. Seither haben namhafte Regisseure wie James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet dem Franchise ihre persönliche Note hinzugefügt, ehe Altmeister Scott für die Prequels „Prometheus – Dunkle Zeichen“ (2012) und „Alien: Covenant“ (2017) wieder selbst die Regie übernahm. Da es eigentlich im „Alien“-Universum nichts Neues mehr zu erzählen gibt, setzt Horror-Spezi Fede Alvarez („Evil Dead“) mit „Alien: Romulus“ auf die alten Tugenden der einflussreichen Sci-Fi-Horror-Reihe.

Inhalt:

Die junge Rain (Cailee Spaeny) schuftet in einer Minen-Kolonie mit 2.781 Einwohner*innen, in der exakt 0 Stunden pro Jahr die Sonne scheint. Ihre Eltern sind längst an Lungenleiden verstorben, und so bleibt ihr nur noch der leicht defekte, dunkelhäutige Android Andy (David Jonsson), den sie wie einen Bruder behandelt. Als endlich der Tag gekommen ist, an dem Rain meint, ihre Verpflichtungen gegenüber dem Minen-Konzern erfüllt zu haben, werden die Quoten für einen Ausreiseantrag wegen Arbeitskräftemangels plötzlich verdoppelt. Da sie keine weiteren sechs Jahre in den Schächten schuften will, was vermutlich ihr sicheres Todesurteil bedeuten würde, schließt sie sich dem Vorhaben von Tyler (Archie Renaux) und seiner Schwester Kay (Isabela Merced) an, gemeinsam mit dem Pärchen Bjorn (Spike Fearn) und Navarro (Aileen Wu) in die ausgemustert im Orbit kreisende Raumstation Romulus einzusteigen, um dort die benötigten Kryo-Schlafkammern für den Flug zu ihrem neun Reisejahre entfernten Zielplaneten zu stehlen. Allerdings bleiben für die Aktion nur 36 Stunden, bevor Romulus in seiner aktuellen Umlaufbahn mit einem der Ringe des Planeten kollidiert. Auf der Romulus entdecken sie nicht nur den von einer ätzenden chemischen Substanz halbierten Androiden Ash (Ian Holm), sondern erwecken durch ihr Eingreifen mörderische Kreaturen, die ihnen nach dem Leben trachten…

Kritik:

Für den Uruguayer Fede Alvarez hat sich mit der Inszenierung von „Alien: Romulus“ ein Kindheitstraum erfüllt. Der langjährige Fan der „Alien“-Reihe, der auch das Drehbuch verantwortet, versucht gar nicht erst, das Rad neu zu erfinden, sondern verortet die Geschichte chronologisch irgendwo zwischen Scotts „Alien“ und Camerons 1986 nachfolgenden „Aliens – Die Rückkehr“. Überraschend ist allein die Besetzung mit ausschließlich jungen Gesichtern, womöglich als Konzession an ein vorwiegend jugendliches Publikum. Der Plot bietet allerdings wenig Neues und folgt allzu vertrauten Pfaden. Natürlich stoßen die jungen Ausreißer auf der zwar verlassenen, aber durchaus noch funktionstüchtigen Raumstation auf die einst von HR Giger so beängstigend gestaltete Alien-Kreatur, die in massenhafter Ausfertigung an die Dezimierung der Crew geht, aber bei dem Action-Spektakel warten Alvarez und sein Kameramann Galo Olivares („Gretel & Hansel“) mit einigen unterhaltsamen Ideen und Sequenzen auf. Thematisch steht nicht nur der Kampf der Arbeiter gegen skrupellose Kapitalisten im Fokus, sondern vor allem das Verhältnis des Androiden Andy zu seinen menschlichen Begleitern. Von Rains Vater zunächst darauf programmiert, immer nur das Beste für Rain zu wollen, sind die Mittel des Androiden zunächst sehr begrenzt, weshalb er von den meisten nur verspottet und beleidigt wird, doch als er an Bord der Romulus einen neuen Chip eingesetzt bekommt, um die Türen der Raumstation öffnen zu können, verfügt er zwar über neue Fähigkeiten und ein robusteres Gehäuse, dafür ist auch sein Wertesystem neu kalibriert worden. 
Auch wenn „Alien: Romulus“ dem Franchise keine neuen Elemente verleiht, unterhält zumindest der Mix aus vertraut düsterer Atmosphäre, eindrucksvollen Bilderwelten und akzentuierten Jump-Scares.

Kommentare

Beliebte Posts