Der Sheriff

Auch wenn Regie-Legende John Frankenheimer („Botschafter der Angst“, „Der Gefangene von Alcatraz“) seit Ende der 1960er Jahre nicht mehr die großartigen Filme seiner Anfangszeit generierte, stand ihm doch auch weiterhin ein eindrucksvoller Cast zur Verfügung, so auch für die vier Millionen US-Dollar teure Columbia-Produktion „Der Sheriff“ mit Gregory Peck in der Titelrolle und einem Soundtrack von Country-Legende Johnny Cash.

Inhalt:

Der alternde Sheriff Henry Tawes (Gregory Peck) lebt mit seiner Frau Ellen Haney (Estelle Parsons), die er nicht mehr liebt, der gemeinsamen Tochter und seinem Großvater (J.C. Evans) in der Kleinstadt Sutton im US-Bundesstaat Tennessee. Bei der Verfolgung eines schlingernden Pickups lernt die beiden Teenager Buddy (Freddie McCould) und Alma McCain (Tuesday Weld) kennen. Tawes ist von dem lebenslustigen jungen Mädchen sofort fasziniert. Alma sucht ihn später in seinem Büro auf und erklärt, ein weiterer Bruder, Clay (Jeff Dalton), mit dem sie ins Kino gehen wollte, habe sie versetzt, also unterhalten sich die beiden, bis sich Tawes bereit erklärt, das Mädchen nach Hause zu fahren, wo sie ihn verführt. Almas Vater Carl (Ralph Meeker), der von der Affäre nicht nur Wind bekommt, sondern sie auch eingefädelt hat, erhofft sich durch die Bekanntschaft, dass Tawes ihn beschützt, als der FBI-Agent Bascomb (Lonny Chapman) in der Gegend nach Alkoholschmugglern sucht, denn das illegale Schnapsbrennen stellt für Almas Familie die einzige Einnahmequelle dar. Das Arrangement scheint zu funktionieren. Tawes trifft sich immer wieder heimlich mit Alma in einem heruntergekommenen Haus in den Hügeln am Stausee, doch sein Deputy Hunnicutt (Charles Durning) hat längst Verdacht geschöpft, arbeitet dem FBI-Mann zu und spioniert Alma nach…

Kritik:

Nach dem Roman „An Exile“ von Madison Jones hat John Frankenheimer eine eindringliche Charakterstudie eines Mannes inszeniert, der sich nichts sehnlicher wünscht, als aus der Enge seines Familien- und Kleinstadtlebens auszubrechen, wozu ihm die Liebe zu einem Teenagermädchen endlich die nötige Kraft zu verleihen scheint. Allerdings geht „Der Sheriff“ nicht den Motiven nach, die Pecks Figur zum Aussteiger gemacht haben, sondern konzentriert sich vor allem auf die Geheimhaltung einer verbotenen Affäre, die ihn auch in seinem Beruf angreifbar macht, da er die Alkoholbrenner und -schmuggler beschützt, die er eigentlich dem FBI ausliefern müsste. Gregory Peck („Wer die Nachtigall stört“, „Flammen über Fernost“) überzeugt wie gewohnt in der zwischen Selbstzweifel und verbotener Leidenschaft wankenden Sheriff, die damals 27-jährige Tuesday Weld („Der Einzelgänger“, „Es war einmal in Amerika“) spielt gekonnt ihr Sex-Appeal aus, um auch als frühreifes Teenager-Mädchen Männerherzen höherschlagen zu lassen. Die Inszenierung ist dagegen sehr gediegen ausgefallen und bringt immer wieder die schöne Landschaft rund um den Stausee zur Geltung, dazu liefert Johnny Cash die sechs Songs „I Walk the Line“, „Flesh and Blood“, „Cause I Love You“, „This Side of the Law“, „Hungry“ und „Amazing“ zum Soundtrack, der die melancholische Stimmung des Films perfekt einfängt.

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