Prince of the City

Sidney Lumet hat bereits mit seinem großartigen Regiedebüt „Die zwölf Geschworenen“ (1957), vor allem aber mit seinem ebenfalls meisterhaften Cop-Thriller „Serpico“ (1973) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er Fragen der Moral und Gerechtigkeit spannend in Szene zu setzen weiß. Ein Meisterwerk ist ihm auch mit dem epischen Cop-Drama „Prince of the City“ (1981) gelungen, der bedrückend minutiös die seelischen Qualen eines korrupten Cops schildert, der sein Gewissen durch die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft zu bereinigen versucht.

Inhalt:

New York in den 70er Jahren: Police Detective Daniel Ciello (Treat Williams) und seine ebenso italienischstämmigen Kollegen Bill Mayo (Ken Billett), Dom Banno (Kenny Marino) und Joe Marinaro (Richard Foronjy) gehören zu einer Elite-Sondereinheit der Drogenpolizei unter Police Sergeant Gus Levy (Jerry Orbach). Obwohl Ciello und seine Kollegen äußerst effektiv sind, operieren sie oft außerhalb der Grenzen des Gesetzes und sind selbst in korrupte Praktiken verwickelt. Sie ködern Dealer und Junkies mit Straffreiheit und stecken ihnen Geld und Drogen zu, wenn sie als Informanten tätig werden. So kommen sie an die richtig dicken Fische, bei denen ordentlich abkassiert wird, ehe sie dem Richter vorgeführt werden. Ciello, Vater von zwei Kindern und seit acht Jahren im Dienst des New York City Police Department, hat auf diese Weise sein Einkommen aufgestockt, doch nun hat ein Staatsanwalt sich ausgerechnet seine Einheit vorgenommen, um gegen die Korruption vorzugehen. Sie bietet ihm Straffreiheit an, falls er mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeite.
Anfangs zögert Ciello, doch letztlich stimmt er zu – unter der Bedingung, dass er nicht gegen seine engsten Freunde und Partner aussagen muss.
Kurz darauf erscheint in einer Zeitung ein Bericht, in dem Ciello als Informant der Staatsanwaltschaft namentlich erwähnt wird. Er und seine Familie werden daher unter ständigen Schutz gestellt.
Ciello wird von seinem Cousin Nick Napoli (Ronald Maccone) gewarnt, dass man vorhabe, ihn zu töten. Man habe sich deswegen sogar an ihn gewandt, was er jedoch abgelehnt habe. Wenig später wird Napoli selbst ermordet in einem Müllbehälter aufgefunden.
Ciellos früherem Kollegen Michael Blomberg (Michael Beckett) soll der Prozess gemacht werden. Ciello ist bereit zu lügen, um Blomberg zu decken. Die Anwälte warnen ihn jedoch vor den Folgen eines Meineids. Blombergs Anwalt und einige Zeugen werfen Ciello vor, er habe mehr Straftaten begangen, als bisher bekannt geworden sei. Während er versucht, seine eigene Integrität zu bewahren, wird Ciello mit Verrat, Schuld und den Konsequenzen seiner Entscheidungen konfrontiert.

Kritik:

Nach dem Buch „Prince of the City“ von Robert Daley hat Sidney Lumet auf fast schon dokumentarische Weise die Seelenpein eines Cops eingefangen, der wie seine Kollegen damit zu kämpfen hat, dass das Gesetz nicht die Bedingungen schafft, mit denen die Ermittler ihren Job ordentlich machen können. Die Anzugträger kennen zwar das Gesetz, aber eben nicht die Straße, auf der Ciello und seine Kollegen Tag für Tag ihr Leben riskieren. Lumet zeigt meisterhaft auf, wie der im Fokus stehende Ciello angesichts seiner der Staatsanwaltschaft bekannten Verfehlungen versucht, reinen Tisch mit seinem Gewissen zu machen. Dass er sein Versprechen, nicht gegen seine Kollegen auszusagen, im Verlauf der Ereignisse, in denen er verkabelt hochkarätige Gangster und Cops auffliegen lassen soll, nicht lange durchzuhalten ist, lässt Ciello zunehmend verzweifeln, verliert er doch das Vertrauen seiner Partner, die für ihn wie eine Familie sind. Treat Williams („Das Leben nach dem Tod in Denver“, „Nach eigenen Regeln“) ist hier in der besten Rolle seines Lebens zu sehen, verkörpert er doch authentisch den mit sich selbst ringenden Cop, der stets auf dem schmalen Grat zwischen Pflichtbewusstsein und Korruption gewandert ist und nun den schweren Gang einer Buße antreten muss, dessen Konsequenzen er nicht abzusehen vermag.
Sidney Lumet kommt bei der Inszenierung ganz ohne filmtechnische Sperenzien aus und bleibt die meiste Zeit bei Ciello, bevor er sich zum Ende hin auch den Staatsanwälten zuwendet, die über Ciellos Schicksal entscheiden und leidenschaftlich das Für und Wider seiner Rolle im Strafvollzug streiten. Das ist einfach ganz großes Kino, wie es heutzutage nur noch selten zu sehen ist.

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