Kids

Larry Clark hat nach dem Studium der Commercial Photography zwei Bildbände („Tulsa“, 1971, und „Teenage Lust“, 1983) veröffentlicht, ehe er 1995 zum Film wechselte und seinen vor allem in den USA umstrittenen Debütfilm „Kids“ präsentierte, das den Umgang mit Sexualität und AIDS unter Jugendlichen thematisierte.

Inhalt:

Für den 16-jährigen Telly (Leo Fitzpatrick) gibt es nichts Schöneres, als blutjunge Mädchen zu entjungfern. Nach heftigem Geknutsche nimmt Telly seinen Eroberungen die Angst, indem er ihnen verspricht, ihnen nicht wehzutun, dass er sie wirklich gernhabe und dass es ihnen mit Sicherheit gefallen werde. Selbst ihre Sorgen vor einer ungewollten Schwangerschaft wischt der kleine Don Juan beiseite. Ist Telly aber erst einmal ans Ziel gelangt, rammelt er ohne Rücksicht auf die Gefühle und die offensichtlichen Schmerzen der Mädchen drauflos. Anschließend erzählt er seinem Kumpel Casper (Justin Pierce) von seinen Erlebnissen, zieht mit ihm um die Häuser, hängt mit anderen Jungs ab, wo Drogen konsumiert werden und Sex das vorherrschende Thema ist.
Auch die 16-jährige Jenny (Chloë Sevigny) ließ sich von Telly entjungfern, hatte seitdem aber keinen Sex mehr. Im Gegensatz dazu hat ihre Freundin Ruby (Rosario Dawson) schon so viele sexuelle Erfahrungen gesammelt, dass sie einen AIDS-Test machen will, zu dem sie Jenny aus Solidarität begleitet. Während Rubys Test negativ ausfällt, fällt die Diagnose bei Jenny erschütternd aus. Sie macht sich auf die Suche nach Telly, der bereits seine nächste Eroberung verführt…

Kritik:

Selten wurde der Alltag von amerikanischen Jugendlichen in den 1990er Jahren so wirklichkeitsnah geschildert wie in Larry Clarks Regiedebüt. Der Film ist deshalb so bemerkenswert, weil er die Welt der Erwachsenen (bis auf sporadisch auftauchende Elternteile oder ein Taxifahrer) nahezu außen vorlässt und sich ganz auf die Themen fokussiert, die die Jugendlichen zu jener Zeit im Big Apple umgetrieben haben. Das reduziert sich in „Kids“ meist auf Sex und Drogen, demonstriert aber so eindrücklich, wie leer und orientierungslos die Teenager sind. Wenn Telly zum Ende des Films deprimiert auf seinem Bett liegt und darüber nachsinnt, dass sein Leben ohne Sex überhaupt keinen Sinn hätte, spricht das Bände. Interessant ist auch der Aufbau des Films. Er fängt mit einer Sexszene zwischen Telly und einem Mädchen an und wechselt dann zwischen den Perspektiven der Jungen und der Mädchen ab, so dass man verfolgen kann, wie die jeweiligen Geschlechter über Sex reden. Leider nimmt dieses Thema einen so großen Stellenwert in dem Film ein, dass es wohl kaum repräsentativ für den Alltag und die Interessen der Jugend in den 1990er Jahren angesehen werden kann. Was dem Werk aber nicht hoch genug angerechnet werden kann, ist der Umgang mit der AIDS-Thematik, denn Verhütung scheint bei den Kids kein Thema zu sein – bis sich eben Jenny testen lässt und nach ihrem positiven HIV-Test bemüht, den Überträger des Virus davon abzuhalten, es weiterhin so unbedarft und unverantwortlich zu übertragen. Von den Laiendarsteller:innen, die Clark in seinem von Gus Van Sant co-produzierten Film eingesetzt hat, konnten Chloë Sevigny („Boys Don’t Cry“, „Bones and All“) und Rosario Dawson („Sin City“, „Unstoppable“) tatsächlich eine Hollywood-Karriere erreichen, andere Darsteller sind allerdings frühzeitig durch Selbstmord oder Überdosen Rauschgift verstorben.

Mit „Bully“ (2001) und „Ken Park“ (2002) vollendete Larry Clark seine Trilogie über das Leben amerikanischer Jugendliche in Großstädten.

 

"Kids" in der IMDb

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