Asteroid City
Seit seinen Frühwerken „Bottle Rocket“ (1996), „Rushmore“
(1998) und „Die Royal Tenenbaums“ (2001) ist der Autorenfilmer Wes
Anderson für seinen eigenwilligen, skurrilen Humor, schräge Figuren, ausgefallene
Sets und fantasievolle Plots bekannt, und in seinen nachfolgenden Werken wie „Die
Tiefseetaucher“ (2004), „Darjeeling Limited“ (2007), „Moonrise
Kingdom“ (2012) und „Grand Budapest Hotel“ (2014) hat Anderson
seinen Stil mit einen zunehmend populäreren Cast perfektioniert. Mittlerweile scheint
das Ausnahmetalent trotz eines illustren Ensembles kaum noch um Einspielergebnisse
zu kümmern, sondern nur noch seine Fans beglücken zu wollen. Diesen Eindruck
muss man zumindest nach Sichtung seines 2023 entstandenen Films „Asteroid
City“ gewinnen.
Inhalt:
Als vor dreitausend Jahren ein Asteroid auf der Erde
einschlug, hinterließ dieser einen tiefen Krater und jede Menge
extraterrestrisches Geröll. Kurzum wurde das 87-Einwohner-Kaff in den 1950er
Jahren in Asteroid City umbenannt und beherbergt nun ein staatliches
Observatorium, eine von einem Mechaniker (Matt Dillon) betriebene Autowerkstatt,
ein Diner und ein Motel, dessen Betreiber (Steve Carell) den kürzlich
abgebrannten Bungalow Nr. 7 zum Unmut seiner Gäste einfach durch ein Zelt
ausgetauscht hat. Als in diesem Jahr einmal mehr der Junior-Stargazer-Kongress stattfindet,
tummeln sich neben den Familien auch Astronomen, Lehrer und das Militär in dem Wüstenkaff.
Zu den Besuchern zählen der frisch verwitwete
Kriegsfotografen Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) mit seinem Sohn
Woodrow (Jake Ryan) und den drei kleinen Töchtern sowie die
Hollywoodschauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) mit ihrer
Tochter Dinah (Grace Edwards). Aber dann kommt plötzlich ein Alien in
seinem Raumschiff angeflogen und nimmt den damals abgestürzten Meteoriten mit.
Für den Fünf-Sterne-General Grif Gribson (Jeffrey Wright) ist die Sache
damit klar – das US-Militär hat für solche Vorkommnisse strikte Notfallpläne,
und so wird Asteroid City erst einmal unter strikte Quarantäne gestellt, wovon
auch Augies Schwiegervater Stanley (Tom Hanks) betroffen ist, der die
Familie seiner verstorbenen Tochter zu sich nach Hause holen wollte…
Kritik:
Wes Anderson und sein langjähriger Co-Autor Roman
Coppola („Mozart in the Jungle“, „The French Dispatch“) lassen von
Beginn an keinen Zweifel an der Skurrilität ihrer recht fragmentierten
Geschichte. Dafür sorgen nicht allein die ausgewaschenen Pastellfarben, mit der
Anderson die überdimensionierte Theaterbühne des Wüstenkaffs Asteroid
City überzieht, sondern auch die für Anderson-Filme typischen Figuren,
die fast schon aus einem Kuriositätenkabinett entstammen könnten. „Asteroid
City“ stellt fast im Minutentakt neue Figuren ins Rampenlicht, wofür eine
illustre Schar an Hollywood-Stars offensichtlich Schlange gestanden haben müssen:
Tom Hanks und Scarlett Johannson, die erstmals mit Anderson
zusammengearbeitet haben, hinterlassen noch den stärksten Eindruck, andere wie Matt
Dillon, Tilda Swinton, Liev Schreiber, Hope Davis, Willem Dafoe und Margot
Robbie verschwinden auch schon fast von der Bildfläche, sobald sie ihren
ersten Kurzauftritt hatten. Dass Anderson gar nicht daran interessiert ist,
eine fesselnde Geschichte zu erzählen, liegt auch an der merkwürdig eingebauten,
in Schwarzweiß gedrehten Rahmenhandlung, in der der Erzähler (Bryan Cranston)
davon berichtet, wie ein Autor (Edward Norton) die Vorlage für „Asteroid
City“ in die Schreibmaschine tippt und die von dem erfolgsverwöhnten Regisseur Schubert
Green (Adrien Brody) inszeniert wird. Diese Rahmenhandlung wird immer
wieder in den eigentlichen Plot eingeschoben, was nicht nur den Fluss der
Erzählung stört, sondern auch selbstverliebt intellektuell wirkt. Vor diesem
Hintergrund verpufft sowohl die sichtliche Spielfreude des Ensembles als auch
der gesellschaftskritische Ansatz, der mit der Präsenz militärischer Stärke nur
angedeutet wird. Selbst für Anderson-Fans mag das am Ende etwas zu wenig sein.








Kommentare
Kommentar veröffentlichen