Mit seinem Regiedebüt „Kids“ (1995) verstand der
Werbefotograf und Fotokünstler Larry Clark nicht nur Publikum und Kritik
zu schockieren, indem er die sehr freizügig portraitierten Jugendlichen in New
York als sexbesessene Drogenkonsumenten ohne Zukunft darstellte, sondern er
machte auch auf die AIDS-Thematik aufmerksam, mit der sich seine
Protagonist:innen bislang kaum auseinandergesetzt haben. Mit „Bully – Diese Kids
schockten Amerika“ (2001) ging Clark sogar noch einen Schritt weiter,
verfilmte er mit Jim Schutzes Sachbuch „Bully: A True Story Of High
School Revenge“ einen fast unglaublichen Mord innerhalb einer jugendlichen
Clique.
Inhalt:
Im Gegensatz zu seinen perspektivlosen Freunden hat Bobby
Kent (Nick Stahl) glänzende Zukunftsaussichten, könnte nach seinem
College-Abschluss mit Unterstützung seines Vaters (Ed Amatrudo) ein
eigenes Geschäft führen. Doch nach außen hin wirkt sich Bobbys vorgezeichnetes
Leben in einer Atmosphäre von Gewalt und Unterdrückung aus. Zwar bezeichnet er
den talentierten Surfer Marty Puccio (Brad Renfro), mit dem er zusammen
in einer Sandwich-Bude jobbt, als besten Freund, doch kommt Bobby irgendetwas
in die Quere, behandelt er seine Freunde wie den letzten Dreck und schreckt
dabei auch vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Das bekommt Marty seit dem
Beginn seiner langjährigen Freundschaft mit Bobby zu spüren, ohne bisher einen
Weg gefunden zu haben, sich dagegen zu wehren. Der tut sich erst auf, als er mit
Lisa Connelly (Rachel Miner) zusammenkommt. Bobby ist so neidisch auf die
Beziehung, dass er erst Lisa und dann auch ihre Freundin Ali Willis (Bijou
Phillips) vergewaltigt, womit er eindeutig den Bogen überspannt hat. Denn
Lisa, Marty und Ali beschließen, Marty für sein Tun ein für allemal aus dem Weg
zu räumen. Zusammen mit Donny (Michael Pitt), seiner Freundin Heather (Kelli
Garner) und Lisas Cousin Derek (Daniel Franzese) schmieden sie, Bobby
in eine tödliche Falle zu locken. Dafür holen sie sich sogar Tipps von einem
Auftragskiller (Leo Fitzpatrick)…
Kritik:
Nachdem Larry Clark bereits in „Kids“
vorgeworfen worden war, etwas zu voyeuristisch mit den Sexszenen der Teenager
umgegangen zu sein, legt er in „Bully“ in dieser Hinsicht noch eine
Schippe drauf. Allerdings sind die Kids hier auch ein Stück älter, fahren schon
Autos und gehen einfachen Jobs nach, doch innerlich sind sie genauso leer wie
die Kids, die Clark sechs Jahre zuvor in seinem Regiedebüt portraitiert
hat. Auch in „Bully“ wird wild gevögelt, mal sinnlich und romantisch,
dann wieder heftig bis zur Vergewaltigung. Und Larry Clark hält mit der
Kamera immer richtig drauf, bleibt nah bei seinen Figuren. Die scheinen zwar
besser situiert zu sein als die Ghetto-Teenager in „Kids“, aber so
richtig glücklich sind sie mit ihrem Leben und ihren Zukunftsaussichten ganz
gewiss nicht, weshalb sie ihre abgestumpften Sinne mit Sex und Drogen noch mehr
betäuben müssen, um die Leere ihres Daseins ertragen zu können. Dass der Film
auf einer wahren Begebenheit beruht, macht ihn nur noch verstörender für ein
Publikum, das die Motivation für die Lebensgestaltung und die Planung und
Durchführung eines kaltblütigen Mordes kaum verstehen wird.
Larry Clark bemüht sich auch gar nicht, das Handeln
seiner Figuren zu hinterfragen. Vielmehr weist „Bully“ einen fast schon
semi-dokumentarischen Charakter auf, der dem Geschehen eine nur noch trostlosere
Atmosphäre verleiht.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen