The French Dispatch

Kaum einer inszeniert seine Filme so stilisiert wie Wes Anderson („The Royal Tenenbaums“, „Die Tiefseetaucher“, „Moonrise Kingdom“). Mittlerweile hat er seine detailverliebten Bildkompositionen so perfektioniert, dass Handlung und Figuren kaum noch eine Rolle spielen. Das wird besonders bei „The French Dispatch“ deutlich, Andersons liebevolle Hommage an das berühmte Magazin The New Yorker und seine französische Wahlheimat.

Inhalt:

Das französische Dorf Ennui-sur-Blasé ist die Heimat der Redaktion des French Dispatch, einem Ableger der Zeitung Liberty, Kansas Evening Star, gegründet von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray). Als dieser nach 50 Jahren, in denen er das Magazin leitete, im Jahre 1975 verstirbt, erinnern sich seine Mitarbeiter an drei große Geschichten aus seiner Karriere, die sich unter anderem um Kunst, Revolution, Essen und Entführung drehen.
In der ersten spielt Benicio del Toro den im Gefängnis sitzenden Maler Moses Rosenthaler, dessen Wärterin Simone (Léa Seydoux) ihm als Muse und Model für das ihn berühmt machende Bild „Simone, Nackt, Zellblock J, Hobbyraum“ dient. Die zweite Episode ist den 68ern gewidmet und zeigt den Revoluzzer Zeffirelli (Timothée Chalamet), der eine Affäre mit der Reporterin Lucinda Krementz (Frances McDormand) hat, die deshalb mit ihrer journalistischen Integrität hadert. Und schließlich wird der Sohn eines Kommissars (Mathieu Amalric) entführt - und nur der Koch kann ihn retten…

Kritik:

Wer eine geradlinig, spannend und aufwühlend erzählte Geschichte sehen will, ist bei Wes Anderson mittlerweile weniger gut aufgehoben. Während der 1925 gegründete New Yorker, dem der Filmemacher mit „The French Dispatch“ so einfallsreich huldigt, durch seine ausführlichen Reportagen zu verschiedenen Themen berühmt geworden ist und noch immer den Umwälzungen im Medienzirkus trotzt, widmet sich Anderson allein einem Aspekt des Magazins, nämlich der Vielseitigkeit. Von der ersten Einstellung an bekommt das Publikum ein Panoptikum an Bildeinstellungen, Kulissen, Figuren und filmischen Stilen vorgesetzt, dass einem ganz schwindlig wird. Die drei Hauptepisoden werden dabei von weiteren, kürzeren Episoden ergänzt, so spielt Owen Wilson einen radelnden Reporter, Tilda Swinton eine Kunstkritikerin, die ihrem Publikum vom Leben und Wirken des von Benicio del Toro verkörperten Malers näherbringt, während Jeffrey Wright als Gastro-Kritiker in einem Fernsehinterview die Episode von der Entführung des kleinen Jungen des Kommissars zum Besten gibt. Eine Vielzahl weiterer Stars wie Elisabeth Moss, Saoirse Ronan, Edward Norton, Willem Dafoe, Christoph Waltz, Adrien Brody, Liev Schreiber, Bruce Dern und Jason Schwartzman ergänzen das Schaulaufen, ohne dass ihre Figuren eine besondere Rolle in der bunten Anthologie spielen würden. Anderson lässt keinen Zweifel daran, dass für ihn die Stilmittel, wozu zentrierte Kompositionen, der Wechsel zwischen Farb- und Schwarzweiß-Bildern, Kulissen wie Puppenhäuser oder Theaterbühnen, manieristische Details und hier vor allem eine geschliffene Sprache wichtiger sind als die Geschichten, die mit diesen Mitteln erzählt werden. Das ist für Anderson-Fans ein sinnliches Fest, für den gewöhnlichen Kinobesucher wahrscheinlich von allem etwas zu viel.

 

"The French Dispatch" in der IMDb

 

Kommentare

Beliebte Posts