Tod auf dem Nil (2022)
Kenneth Branagh machte seit seinem Regiedebüt mit „Henry
V.“ (1989) zunächst mit modernen Adaptionen klassischer Shakespeare-Stücke
wie „Hamlet“, „Viel Lärm um nichts“ und „Wie es euch gefällt“
Furore, ehe er sich auch vermehrt anderen Stoffen widmete. In den letzten
Jahren zeigte sich der nordirische Schauspieler, Produzent und Regisseur
zunehmend von Neuverfilmungen klassischer Agatha-Christie-Krimis
fasziniert und hatte mit seinem ersten Versuch gleich großen Erfolg. Allerdings
dauerte es fünf Jahre, ehe nach „Mord im Orient-Express“ mit „Tod auf
dem Nil“ eine weitere Adaption unter Branaghs Regie in die Kinos
kam. Wie zuvor übernahm Branagh die Hauptrolle des belgischen
Meisterdetektivs Hercule Poirot.
Inhalt:
Als Hercule Poirot (Kenneth Branagh) eine Jazzbar in
London besucht, um sich durch die Dessertkarte zu schlemmen und die Sängerin Salome
Otterbourne (Sophie Okonedo) zu hören, wird er Zeuge, wie Jacqueline de
Bellefort (Emma Mackey) ihrer besten Freundin, der Millionenerbin Linnet
Ridgeway (Gal Gadot), ihren mittellosen Verlobten Simon Doyle (Armie
Hammer) vorstellt und ihm auf dem Anwesen ihrer Freundin eine Anstellung vermittelt.
Beim darauffolgenden Tanz knistert es heftig zwischen Linnet und Simon, was
Jacqueline nicht unbemerkt bleibt.
Sechs Wochen später trifft Hercule Poirot bei einer
Besichtigung der Pyramiden von Gizeh auf seinen alten Weggefährten Bouc (Tom
Bateman). Dieser erzählt dem Detektiv, dass er zur Hochzeit seiner alten
Freundin Linnet mit Simon eingeladen sei, und stellt Poirot dem Brautpaar vor.
Linnet ist über die Anwesenheit von Poirot dankbar, wurden sie und Simon in den
letzten Tagen doch stets von Jacqueline verfolgt. Als Poirot das Gespräch mit
der Verlassenen sucht und diese gegenüber dem Detektiv Tötungsabsichten äußert,
beschließen Linnet und Simon, ihre Hochzeitsreise auf einem Raddampfer auf dem Nil
fortzusetzen.
Zur Hochzeitsgesellschaft zählen neben Bouc auch dessen als
Malerin tätige Mutter Euphemia (Annette Bening), Linnets Patentante
Marie Van Schuyler (Jennifer Saunders) und deren Krankenpflegerin Mrs.
Bowers (Dawn French), Linnets Universitätsfreundin Rosalie Otterbourne (Letitia
Wright), deren Tante Salome, Linnets Anwalt Andrew Katchadourian (Ali
Fazal), ihr Ex-Freund Linus Windlesham (Russell Brand) und ihr
Hausmädchen Louise Bourget (Rose Leslie). Doch die Anwesenheit des
belgischen Spitzendetektivs kann nicht verhindern, dass eines Morgens Linnet mit
einer Schusswunde im Kopf auf ihrem Bett aufgefunden wird. Poirot nimmt die
Ermittlungen auf, doch es wird nicht der einzige Mord bleiben, den er aufzuklären
hat…
Kritik:
Nach dem gigantischen Erfolg von „Mord im Orient-Express“
(der bei einem Budget von 55 Millionen US-Dollar weltweit mehr als 350
Millionen eingespielt hatte) standen Kenneth Branagh alle Möglichkeiten
und ein sattes Budget von 90 Millionen Dollar zur Verfügung, um mit „Tod auf
dem Nil“ seine zweite Agatha-Christie-Verfilmung um den herausragenden
Ermittler Hercule Poirot auf den Weg zu bringen. Branagh nutzte die
Gelegenheit, eine wichtige Episode aus Poirots früherem Leben einzubauen,
nämlich seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg und seine Liebe zu der
Krankenschwester Katherine (Susannah Fielding), deren Tod eine nicht
geheilte Wunde in Poirots Herzen hinterließ, weshalb er sich fortan dem rationalen
Denken verschrieben hat. Viel Zeit lässt sich Branagh auch anschließend
mit der Entfaltung der Geschichte um eine obsessive Liebe, die mehr als nur
eine Tote nach sich zieht. Während der Plot eher behäbig aufgebaut wird, nimmt
sich Branagh viel Zeit für die malerische Kulisse rund um die Pyramiden, die
Sonnenauf- und -untergänge am Nil und die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten des
Luxusdampfers.
Doch abgesehen von großartigen Schauwerten bietet „Tod auf
dem Nil“ nur das für Whodunit-Plots typische Aneinanderreihen von Motiven,
die quasi jeder einzelne Passagier auf dem Dampfer für den Mord an der ebenso
schönen wie reichen Linnet gehabt hat, aber das wird recht seelenlos und ohne
echte schauspielerische Glanzleistungen heruntergespult. Kenneth Branagh
gibt sich selbst als überraschend vielschichtige Persönlichkeit des
Meisterdetektivs den meisten Raum und überzeugt als Schauspieler mehr als in
der Rolle des Regisseurs. Auch wenn „Tod auf dem Nil“ an den Kinokassen
hinter den Erwartungen zurückblieb, machte sich Branagh gleich an das
nächste Poirot-Abenteuer: „A Haunting in Venice“.








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