Blue Sky

Der britische Filmemacher Tony Richardson machte bereits in den 1960er Jahren mit Filmen wie „Bitterer Honig“, „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“, „Tom Jones“ und „Tod in Hollywood“ Furore, ehe er etwas von der Bildfläche verschwand. 1984 überraschte er mit der John-Irving-Verfilmung „Hotel New Hampshire“ und inszenierte 1991 mit dem Drama „Blue Sky“ seinen letzten Film, bevor er im November 1991 verstarb. Die Kinopremiere, die sich wegen des Konkurses der Produktionsfirma um drei Jahre verzögerte, bekam er nicht mehr mit.

Inhalt:

Als Wissenschaftler überwacht Major Hank Marschall (Tommy Lee Jones) die Radioaktivität bei Nukleartests. In seinen Berichten an die Behörde weist er immer wieder auf die Gefahren und Folgen atmosphärischer Tests hin. Auch deshalb wird er Anfang der 1960er Jahre mit seiner Familie von Hawaii nach Alabama versetzt, aber auch weil seine temperamentvolle Frau Carly (Jessica Lange) mit ihrem provokativ verführerischen Auftreten ein Dorn im Auge von Hanks Vorgesetzten ist. Als Hank und Carly mit ihren beiden Töchtern Alexandra (Amy Locane) und Becky (Anna Klemp) vor dem neuen Haus vorfahren, ist Carly entsetzt. Stets hat die attraktive Blondine von einer Karriere als Schauspielerin geträumt, nun ist sie in einer Bruchbude in einer Gegend gelandet, in die sie sich nur schwer einzufinden vermag. Auf einer Party lernt sie Hanks Vorgesetzten, Colonel Vince Johnson (Powers Boothe), kennen und beginnt mit ihm ein Verhältnis. 
Als zwei Zivilisten bei einem Atomwaffentest in Nevada der gefährlichen Strahlung ausgesetzt werden und das Militär versucht den Vorfall zu vertuschen, will Hank an die Öffentlichkeit gehen. Colonel Johnson will ihn unbedingt davon abhalten und schreckt auch nicht davor zurück, die eigene Ehefrau gegen ihn auszuspielen. Dazu versetzt er Hank zur Beobachtung eines Tests nach Nevada und verzieht sich mit Carly zu einem Schäferstündchen in einer abgelegenen Baracke. Die suchen allerdings auch Alexandra und Johnsons Sohn Glenn (Chris O’Donnell) auf, mit dem sich Alex bereits angefreundet hat…

Kritik:

Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und dem atomaren Wettrüsten zwischen der Sowjetunion und den USA spielt der Titel „Blue Sky“ auf unterirdische Atomtest an, bei denen der Himmel blau bleibt und nicht von einer Atompilzwolke mit Rauch und Staub verunstaltet wird. Doch die militärische Laufbahn von Major Hank Marshall und die damit verbundenen ständigen Umzüge sind nur der Aufhänger für die im Zentrum der Geschichte stehende Ehekrise zwischen dem verantwortungsbewussten Wissenschaftler Hank Marshall, der sich gegen die rigide Geheimhaltungspolitik des Militärs zu wehren versucht, wenn dabei unschuldige Menschen zu Schaden kommen, und seiner frustrierten, psychisch labilen Ehefrau, die sich mit Affären ihren persönlichen Kick besorgt und dabei die Familie zu zerstören droht.
Jessica Lange („Frances“, „King Kong“) überzeugt mit einer hart am Overacting grenzenden Darstellung, während Tommy Lee Jones und Powers Boothe kaum Gefühlsregungen zeigen und recht leblos agieren. Da sind die beiden Teenager-Darstellerinnen Amy Locane („Cry Baby“, „Der Außenseiter“) und Anna Klemp („Cold November“) schon mehr gefordert gewesen.
„Blue Sky“ stellt ein übermäßig melodramatisches Werk dar, in dem die Gefahr atomarer Versuche vor dem Hintergrund des Kalten Krieges nur oberflächlich gestreift wird. Das macht die Schauplätze interessant, lässt die Darsteller bis auf wenige Ausnahmen allerdings recht blass aussehen.

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