Mit seiner berühmt, skandalträchtigen Teenager-Trilogie, die
aus „Kids“ (1995), „Bully“ (2001) und „Ken Park“ (2002)
bestand, hat der frühere Fotograf Larry Clark ein düsteres,
verstörendes, von Drogen, Skaten und Sex gezeichnetes Portrait der Lebenswelt von
Jugendlichen in amerikanischen Großstädten und tristen Vororten gezeichnet. An
diesen Erfolg konnte Clark mit seinem nachfolgenden, stark
fragmentierten Werk „Wassup Rockers“ (2005) nicht mehr anknüpfen. Nach sieben
Jahren versuchte Clark mit „Marfa Girl“ ein Comeback, das 2012 auf dem Rome
Film Festival Premiere feierte und zunächst nur auf Larry Clarks
Website als Streaming zur Verfügung gestellt worden ist.
Inhalt:
Marfa ist eine kleine Stadt im texanischen Presidio County.
Jobs gibt es hier kaum. Oscar (Jimmy Gonzales), Ulysses (Ulysses
Lopez) und Tom (Jeremy St. James) arbeiten als Grenzschutzpolizisten,
die allerdings wenig zu tun haben. Tom, der einzige Weiße innerhalb der Truppe,
die auch eine Wohngemeinschaft bildet, nutzt seine Patrouillen vor allem dazu, Mary
(Mary Farley), der alleinerziehenden Mutter des 16-jährigen Adam (Adam
Mediano) nachzustellen und sie mit unangebrachten sexuellen Anspielungen zu
konfrontieren. Adam hat zwar eine gleichaltrige Freundin namens Inez (Mercedes
Maxwell), lässt sich zu seinem Geburtstag aber von der alleinerziehenden
23-jährigen Donna (Indigo Rael) verführen, deren Freund im Knast sitzt. Eine
neu in der Stadt angekommene Künstlerin (Drake Burnette) zeichnet vor
allem Akte und lässt sich mit Vorliebe auf Affären mit Latinos ein. Sie
versucht auch, Adam zu verführen. Am Ende gibt es drei neue Babys in der Stadt…
Kritik:
Larry Clark, der zu „Marfa Girl“ erstmals
selbst auch allein für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, bleibt seinem
Thema treu und lässt einmal mehr seinen ungeschönten Blick über die Welt
zerrütteter Jugendlicher innerhalb einer unwirtlichen Umgebung schweifen,
diesmal in der texanischen Wüste, weitab jeder Zivilisation, wie es scheint.
Hier kreisen die Schicksale der Menschen ganz um sich selbst, um die Erziehung
der Kinder, um das nackte Überleben. Und weil das alles so trostlos ist,
vergnügt sich man mit Musikmachen, Drogen und Sex. Das ist nicht mehr so skandalträchtig
inszeniert wie in früheren Filmen des Regisseurs. Tatsächlich erscheint Sex
hier als einzige sinnvolle Alternative, aus den tristen Lebensverhältnissen
auszubrechen. Das ist nicht mehr besonders originell, aber Larry Clark
versteht es nach wie vor, die Nöte und Sehnsüchte einer verlorenen Generation
einzufangen.
Sechs Jahre später drehte Clark mit größtenteils denselben Darsteller:innen
mit „Marfa Girl 2“ noch eine direkte Fortsetzung.
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