Schlaflos in Seattle

„Die große Liebes meines Lebens“ (1957) mit Cary Grant und Deborah Kerr in den Hauptrollen zählt zu den schönsten Liebesfilmen aller Zeiten und inspirierte Drehbuchautorin Nora Ephron („Harry und Sally“, „Sodbrennen“) zu einem Film, in dem Tom Hanks und Meg Ryan zu einem neuen Leinwandtraumpaar wurden – obwohl sie nur gut zwei Minuten gemeinsame Leinwandzeit teilten. „Schlaflos in Seattle“ (1993) fesselt auch nach 30 Jahren noch mit sprühendem Wortwitz und gut aufgelegten Darstellern.

Inhalt: 

Nachdem seine über alles geliebte Frau Maggie (Carey Lowell) an Krebs gestorben ist, sucht der Architekt Sam Baldwin (Tom Hanks) einen neuen Ort, um zusammen mit seinem Sohn Jonah (Ross Malinger) nicht immer an Orte erinnert zu werden, die untrennbar mit Maggie verbunden sind. Also ziehen Sam und Jonah von Chicago nach Seattle, wo sich der mittlerweile achtjährige Junge nach über einem Jahr des tragischen Verlusts Sorgen um seinen Vater macht. Also ruft er an Heiligabend bei der Radiosendung von Dr. Marcia Fieldstone zum Thema „Weihnachtswunsch“ an und berichtet ihr, dass er sich für seinen Vater eine neue Frau wünsche. 
Als der überraschte Sam mit der Radiomoderatorin spricht und gefragt wird, was an seiner verstorbenen Frau so besonders gewesen sei, zählt er all die kleinen Dinge auf, die ihn so glücklich gemacht haben, und dass er schon die erste Berührung zwischen ihnen als „Magie“ empfunden hätte. Die Radiosendung hört auch die Journalistin Annie Reed (Meg Ryan), die in Baltimore gerade ihren Eltern von ihrer geplanten Hochzeit mit Walter (Bill Pullman) berichtet hat und nun mit ihrem Wagen auf dem Weg nach Washington, D.C., zu Walters Eltern ist. Annie ist zu Tränen gerührt über die warmherzige Art, wie der ihr fremde Mann, der aufgrund seiner Schlaflosigkeit „Schlaflos in Seattle“ genannt wird, über die innige Verbundenheit zu seiner verstorbenen Frau spricht. Auch wenn sie durch dieses Erlebnis Zweifel an ihren Gefühlen für Walter empfindet, setzt sie mit Walter die Hochzeitsvorbereitungen fort und plant mit ihm ein romantisches Wochenende in New York am Valentinstag. 
Derweil bekommt Sam Hunderte Briefe von Frauen aus allen Gegenden der USA, zeigt jedoch kein Interesse an ihnen, da er eine neue Frau auf die herkömmliche Art kennenlernen möchte. Er verabredet sich mit der Innenarchitektin Victoria (Barbara Gerrick), die mit ihrem schrillen Lachen für Jonah aber gar nicht gefällt. Annie schlägt in einem Brief an Sam inspiriert durch den Film „Die große Liebe meines Lebens“ ein Treffen am Valentinstag auf dem Dach des Empire State Buildings vor, den ihre Freundin Becky (Rosie O’Donnell) ohne Annies Wissen abschickt. Jonah ist von dem Brief begeistert und versucht seinen Vater zu überzeugen, sich mit Annie zu treffen, die sich unter dem Vorwand, für einen Artikel zu recherchieren, nach Seattle fliegt. Dort sieht sie Sam, hat allerdings nicht den Mut ihn anzusprechen, nachdem sie sieht, wie er herzlich eine andere Frau umarmt. Es handelt sich um Sams Schwester Suzy (Rita Wilson), Annie hält sie jedoch für seine neue Freundin und fliegt zurück nach Baltimore, um die Hochzeit mit Walter voranzutreiben. Doch Jonah lässt nicht von seinem Plan ab, seinen Daddy mit Annie zusammenzubringen… 

Kritik: 

„Schlaflos in Seattle“ stellt ein gelungenes Beispiel dar, wie romantische Liebesfilme auch ohne allzu kitschige Elemente und ausgelutschte Klischees funktionieren und selbst nach Jahrzehnten noch unterhaltsam sein können. Nora Ephrons zweite Regiearbeit geht der Frage nach, was die wirkliche Liebe ausmacht, und verwendet dabei die durchaus subtil angestellten Vergleiche, die Annie zwischen ihrem verlässlichen, humorvollen, aber auch leicht hypochondrischen Verlobten Walter und dem ihr unbekannten, nur durch seine Stimme im Radio bekannten Mann aus Seattle anstellt. Da sich Sam und Annie ungewöhnlicherweise erst im Finale zu Gesicht bekommen, funktioniert der Austausch darüber, wie Liebe sein sollte, in Gesprächen, die Sam vor allem mit seiner Schwester und ihrem Mann führt, während Annie ihre Gedanken vor allem mit ihrer Kollegin und Freundin Becky austauscht. 
„Die große Liebe meines Lebens“ dient dabei immer wieder als offen demonstrierte Referenz, sei es in Filmszenen, die Becky und Annie schon auswendig nachsprechen können, oder die Verabredung am Valentinstag auf der Aussichtsplattform des Empire State Building. Tom Hanks überzeugt als liebevoller Vater, der Mühe hat, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, aber auch gar nicht den Anspruch hat, noch einmal wirklich eine weitere große Liebe zu finden. Und Meg Ryan ist seit „Harry und Sally“ ohnehin damals die erste Wahl für so eine wundervolle Rolle in einem romantischen Film gewesen. Fünf Jahre später drehte Ephron mit „e-m@il für Dich“ mit den beiden Stars eine Fortsetzung. 

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