Akira Kurosawas Träume
Seit seinem Debüt im Jahr 1943 mit „Die Legende vom großen Judo“ hat sich der japanische Filmemacher Akira Kurosawa zu einem weltweit renommierten Regisseur entwickelt, der so unterschiedliche Meisterwerke wie „Rashomon – Das Lustwäldchen“ (1950), „Die sieben Samurai“ (1954), „Kagemusha“ (1980) und „Ran“ (1985) inszenierte. 1990, im Alter von 80 Jahren, präsentierte der Meisterregisseur – mit Unterstützung von Steven Spielberg und Martin Scorsese – sein meditatives Alterswerk „Dreams“. „Akira Kurosawas Träume“ erzählt in farbenfrohen Bildern von acht Träumen, die auf den eigenen Träumen des Filmemachers basieren.
Ein kleiner Junge (Mitsunori Izaki) missachtet die Warnungen seiner Mutter und schleicht sich in den Wald, um eine Heiratsprozession der Fuchsgeister zu beobachten.
Als er versucht, wieder ins Haus zu kommen, sagt ihm die Mutter, ein Fuchs sei schon da gewesen und habe ein Kurzschwert zurückgelassen. Barsch trägt sie ihm auf, damit Selbstmord zu begehen, da die Füchse verärgert seien; sie dürfe ihn nicht zurück ins Haus lassen, und schlägt das Tor vor ihm zu. Der Junge muss die Füchse finden und um Vergebung bitten, aber diese vergeben selten. Also zieht er in die Berge, zu der Stelle unter dem Regenbogen, um das Lager der Kitsune zu finden.
Im zweiten Traum bekommt es derselbe Junge mit Puppen zu tun, welche Pfirsichbäume repräsentieren. Sie klagen ihn wegen gefällter Bäume an, stellen aber fest, dass der Junge die Bäume liebte. In einem Schneesturm erscheint eine mysteriöse schöne Frau mit fragwürdigen Zielen einer Gruppe erschöpfter Bergsteiger.
Ein Offizier (Akira Terao) wird in einem Tunnel mit den Geistern einiger Kameraden konfrontiert, die unter seinem Kommando gefallen sind. Der gleiche Mann steigt in einer Van-Gogh-Ausstellung in ein Bild des Meisters ein, um dort dem großen Maler (Martin Scorsese) zu begegnen und mit ihm eine Diskussion zu führen.
Der nächste Traum zeigt das Chaos in Tokio nach dem Ausbruch des Fujiyamas und der Explosion eines Kernkraftwerkes. Danach folgt die Vision eines postapokalyptischen Japans, das nach einem Atomkrieg nur noch eine Steinwüste ist. Im letzten Traum entspinnt sich ein Gespräch zwischen dem Protagonisten des Traums und einem Greis (Chishu Ryu), der über den Wert eines Lebens im Einklang mit der Natur berichtet.
Kritik:
Akira Kurosawa ließ sich bei „Yume“, so der japanische Originaltitel, nicht nur von seinen eigenen Träumen inspirieren, sondern ließ sie auch ein ganzes Menschenleben von den 1910er bis in die 1980er Jahre hinein umfassen. Das beginnt mit zwei kindlichen, farbenfrohen Märchen, in denen ein kleiner Junge mit buntgekleideten Fantasiegestalten konfrontiert wird, und setzt sich mit pessimistischen, düsteren Träumen fort, in denen der schreckliche Tod auf dem Schlachtfeld des Krieges ebenso thematisiert wird wie die noch umfassendere Katastrophe einer atomaren Explosion.
Zum Ende hin werden Kurosawas Träume aber wieder versöhnlicher. In der abschließenden Episode „Das Dorf mit den Wassermühlen“ erzählt ein alter Mann von seinem Leben im Einklang mit der Natur. Die eindringliche Musik von Shinichirô Ikebe („Kagemusha“) und die betörenden, traumgleichen Bilder, die Takao Saitô („Kagemusha“, „Ran“) und Shôji Ueda („Ran“, „Nach dem Regen“) kreiert haben, verleihen „Akira Kurosawas Träume“ einen Charakter, der zum Träumen und Nachdenken über den Sinn des Lebens und die Kraft der Träume anregt.
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