Der Geist und die Dunkelheit

Nach Musikvideos für Peter Godwin und Icehouse hat Stephen Hopkins in Hollywood zunächst den wenig unterhaltsamen fünften Teil des „Nightmare on Elm Street“-Franchises und „Predator 2“ inszenieren dürfen, ehe er mit „Judgment Night“ (1993) und „Explosiv – Blown Away“ (1994) die Chance bekam, eine eigene Handschrift zu entwickeln. Seinen bekanntesten Film lieferte er 1996 mit der Verfilmung des Tatsachenromans „Die Menschenfresser von Tsavo“ von John Henry Patterson

Inhalt: 

Der britische Ingenieur John Patterson (Val Kilmer) bekommt im Jahr 1898 vom herrischen Robert Beaumont (Tom Wilkinson) den Auftrag, in Tsavo, Britisch-Ostafrika, für die Ugandabahn innerhalb von fünf Monaten eine Brücke über den Fluss Tsavo zu bauen, um die Vorherrschaft der Briten über das afrikanische Eisenbahnnetz gegenüber der deutschen und französischen Konkurrenz zu bewahren. Doch die Euphorie über den vielversprechenden Beginn der Bauarbeiten lässt schnell nach, als die ersten Arbeiter von zwei menschenfressenden Löwen verschleppt und getötet werden, die von den Einheimischen ehrfürchtig „Der Geist“ und „Die Dunkelheit“ genannt werden. Patterson macht sich zusammen mit seinem Assistenten Angus Starling (Brian McCardie) daraufhin auf die Jagd und kann tatsächlich einen Löwen töten, der sich aber nicht als einer der beiden Menschenfresser erweist. Die Arbeiter sind jedoch erleichtert und bauen weiterhin an der Brücke. Wenig später wird jedoch Pattersons Vorarbeiter getötet und zerfleischt vor dem Lager gefunden. 
Der neue Arbeiterführer Abdullah (Om Puri) will die Arbeiter zum Streik aufstacheln, als Charles Remington (Michael Douglas) auf den Plan tritt. Der Großwildjäger, der nach dem amerikanischen Bürgerkrieg seine Südstaatenheimat verlassen hat, kommt mit befreundeten Massai-Kriegern, um die Menschenfresser zur Strecke zu bringen. Bei der ersten Treibjagd können sie tatsächlich eines der Tiere einkreisen, Pattersons Waffe hat jedoch im entscheidenden Moment Ladehemmungen; er hatte sie mit seinem Arzt Dr. Hawthorne (Bernard Hill) getauscht und noch nie damit geschossen. Remington lässt nun ein neues Lazarett bauen und will das alte als Falle für die Löwen benutzen; er und Patterson verschanzen sich mit einigen Rindern dort und verschütten Blut, um die Tiere anzulocken. Diese wittern die Falle jedoch und richten stattdessen ein Blutbad im neuen Lazarett an. 
Zahlreiche Patienten und Dr. Hawthorne werden getötet, die überlebenden Arbeiter verlassen unter Abdullahs Führung die Baustelle. Patterson, Remington und der einheimische Dolmetscher Samuel (John Kani) machen sich erneut auf die Jagd. Sie finden buchstäblich die Höhle des Löwen und stellen fest, dass die beiden Tiere aus purer Lust eine unvorstellbare Zahl von Opfern gerissen haben, Tiere wie Menschen. Sie bereiten eine erneute Falle vor… 

Kritik: 

Stephen Hopkins hat den Tatsachenroman von John Henry Patterson vor allem als Abenteuer-Drama mit Horror-Elementen verfilmt, wobei der historische Kontext Ende des 19. Jahrhunderts um die koloniale Vorherrschaft in dem an Bodenschätzen so reichen Afrika nur kurz umrissen wird. Hopkins und sein versierter Drehbuchautor William Goldman („Die Unbestechlichen“, „Zwei Banditen“) nehmen sich auch nicht viel Zeit für die Protagonisten oder die kulturellen Unterschiede zwischen den Weißen und den afrikanischen Ureinwohnern. Der von Val Kilmer („The Saint“, „Top Gun“) überzeugend verkörperte Patterson wird als ehrgeiziger Ingenieur eingeführt, der sich damit brüstet, bislang jede Brücke in weniger als der angesetzten Zeit gebaut zu haben, auch in Indien, und von dem Beaumonts Imponiergehabe lässt er sich nicht einschüchtern. Zusätzlichen Antrieb verleiht ihm schließlich das Baby, das seine Frau Helena (Emily Mortimer) in sechs Monaten erwartet. Doch nach der minimalen Einführung der Protagonisten fokussiert sich Hopkins vor allem auf das blutige Treiben der Löwen, die übrigens von den zwei echten Löwen Bongo und Caesar dargestellt wurden und auch in „George – Der aus dem Dschungel kam“ zu sehen waren. Bei den Gräueltaten, die die Raubkatzen verübten, übertreibt es Hopkins zwar, aber die raffinierten Überfälle der Menschenfleisch liebenden Löwen setzt er eindrucksvoll in Szene. 
Hier halten Hopkins und sein Kameramann Vilmos Zsigmond („Der Tod kennt keine Wiederkehr“, „Black Dahlia“) voll auf das lautstarke Gemetzel drauf. Michael Douglas („Wall Street“, „Enthüllung“) verleiht dem Film noch einmal eine charismatische Präsenz, doch verschwindet er leider ebenso schnell, wie er aufgetaucht ist. 
So bietet „Der Geist und die Dunkelheit“ vor allem wunderschöne Landschaftsaufnahmen, einen packenden Score von Altmeister Jerry Goldsmith („Das Omen“, „Alien“) und nervenzerreißenden Tier-Horror, schwächelt aber in der Figurenzeichnung.  

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