Yellowstone - Staffel 1
Taylor Sheridan hat sich nicht nur als Schauspieler (u.a. als Deputy David Hale in der Erfolgsserie „Sons of Anarchy“ und in „Operation: 12 Strong“), sondern vor allem als Drehbuchautor für hochkarätige Filmproduktionen wie „Sicario“, „Hell or High Water“ und „Wind River“ einen Namen gemacht. Seinen größten Erfolg feiert Sheridan allerdings derzeit mit der von ihm kreierten Western-Serie „Yellowstone“, die sich als epische Familiensaga mit Kevin Costner in der Hauptrolle zu einem echten Publikumsrenner entwickelt hat.
John Dutton (Kevin Costner) zählt als Besitzer der Yellowstone-Ranch bei Bozeman in Montana, der größten zusammenhängenden Ranch in den USA, zu den mächtigsten Männern im Staate. Er ist nicht nur Vorsitzender der Viehzüchtervereinigung, sondern hat auch beste Beziehungen zur Politik, vor allem zur attraktiven Gouverneurin Lynelle Perry (Wendy Moniz). Doch mit dem riesigen Grundbesitz treten auch viele Neider auf den Plan, die Dutton, dessen Frau Evelyn (Gretchen Mol) einst bei einem Reitunfall ums Leben kam, seinen Erfolg streitig machen und etwas von dem Kuchen abhaben wollen.
Auf der einen Seite kennt der schwerreiche Häuptling Thomas Rainwater (Gil Birmingham) als Leiter des Casinos im benachbarten Reservat keine Skrupel, seine ambitionierten Ziele zur Mehrung seines Wohlstands und Einflusses durchzusetzen. Dazu schließt er sich mit dem ehrgeizigen Bauunternehmer Dan Jenkins (Danny Huston) zusammen, der in der Nähe von Yellowstone unbedingt eine Luxuswohnanlage errichten will. Im Kampf gegen seine Feinde kann der krebskranke Dutton nur auf seine Familie zählen, doch die ist alles andere als ein harmonischer Clan.
Duttons einzige Tochter Bethany, genannt Beth (Kelly Reilly), die Zeugin des tödlichen Reitunfalls ihrer Mutter gewesen ist und mehr oder weniger offen von der ganzen Familie für ihren tragischen Tod verantwortlich gemacht worden ist, avancierte in der Folgezeit nicht nur zu einer skrupellosen und bösartigen Hedgefonds-Managerin, sondern auch zu einer Alkoholikerin mit enormem Männerverschleiß. Um die rechtlichen Belange der Ranch kümmert sich Jamie (Wes Bentley) der zwar ein ambitionierter und gewiefter Anwalt ist, es jedoch niemals geschafft hat, sich aus dem übergroßen Schatten seines Vaters zu lösen. Ausgerechnet in der größten Krise der Familie, versucht Jamie, für ein politisches Amt zu kandidieren. Der rebellische Kayce (Luke Grimes), Duttons jüngster Sohn, hat die Familie frühzeitig verlassen und ging zum Militär. Als kriegserfahrener ehemaliger Navy-SEAL-Soldat lebt er nun mit seiner indigenen Ehefrau Monica (Kelsey Asbille) und dem gemeinsamen kleinen Sohn Tate (Brecken Merrill) im Yellowstone benachbarten Reservat und nähert sich seinem Vater nach einem langjährigen Kontaktabbruch langsam wieder an, wobei er die Ranch zunehmend gegen die Bedrohungen von außen mit zu beschützen versucht.
Duttons einziges weniger konfliktbeladenes Kind ist sein ältester Sohn Lee (Dave Annable), der in erster Linie auf der Ranch arbeitet. Als es zum Durchbruch einer großen Rinderherde Duttons auf das Gebiet des Reservats kommt und Rainwaters Leute die Tiere kurzerhand beschlagnahmen, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Bei einer Schießerei zwischen den verfeindeten Fraktionen tötet Monicas Bruder Robert (Jeremiah Bitsui), ebenfalls ein Army-Veteran, Lee Dutton und wird seinerseits von Kayce erschossen, wovon Monica jedoch vorerst nichts erfährt.
Durch den Vorfall eskaliert die Fehde zwischen den Duttons und den Bewohnern des Reservates. Für Ordnung auf der Ranch sorgt vor allem Vorarbeiter Rip Wheeler (Cole Hauser), der rekrutiert für seinen Boss Strafgefangene als Cowboys rekrutiert, die mittels Brandzeichen zu modernen Leibeigenen gemacht werden, darunter auch der Kleinkriminelle Jimmy Hurdstram (Jefferson White)…
Kritik:
Taylor Sheridan hat es geschafft, die Tradition erfolgreicher Familien-Western-Serien wie „Bonanza“ und „Die Waltons“ einerseits und die Fehden schwerreicher Clans, wie sie in den Erfolgsserien „Dallas“ und „Denver Clan“ thematisiert wurden, in eine in der heutigen Zeit angelegten Western-Serie zu transformieren, die den Finger auf die Wunden des modernen Amerikas legt, in dem der uramerikanische Traum vom individuellen Glück längst zu einem nationalen Trauma mutiert ist, für das egomanische Politiker ebenso verantwortlich gemacht werden wie machthungrige Unternehmer.
Sheridan, der bei allen neun Folgen der ersten Staffel auch die Regie übernommen hat, verdichtet das Drama der unüberbrückbaren Zerrüttung einer ganzen Nation auf das Leben auf einer riesigen Ranch, die im Fokus von Bauunternehmern und einflussreichen Indianern steht. Sheridan nimmt sich viel Zeit, die familieninternen Streitigkeiten zu schildern, die vollkommen unterschiedlichen Persönlichkeiten innerhalb der Dutton-Familie zu charakterisieren und den Kampf der Familie gegen die vielfältigen Angriffe von außerhalb in den Mittelpunkt der Erzählung zu rücken.
Aus der erstklassigen Besetzung sticht natürlich Hollywood-Star Kevin Costner mit seiner ruhmvollen Western-Vita („Der mit dem Wolf tanzt“, „Wyatt Earp“, „Open Range“) als mächtiger Rancher unter Druck souverän hervor. Seine Figur taugt nicht als Sympathieträger, doch wird er gerade im Umgang mit seinem Enkel auch als liebevoller Patriarch präsentiert, der mehr als nur das Überleben der Ranch im Blick hat.
Die erste Staffel ist voll von dramatischen Höhepunkten, doch sorgen gerade die wunderschönen Landschaftsaufnahmen von Ben Richardson („Beasts of the Southern Wild“, „Wind River“) immer wieder für wohltuende Ruhemomente. Dass „Yellowstone“ mit mittlerweile 4½ Staffeln (die zweite Hälfte der 5. Staffel wurde auf November 2024 verschoben) so erfolgreich geworden ist, verwundert nicht. Hier kommen spannende Plots, starke Figuren und viel Dramatik auf bildgewaltige Weise zusammen.
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