Inside Man

Mit Filmen wie „Malcolm X“ (1992), „Clockers“ (1995) und „Summer of Sam“ (1999) hat sich der frühere Musikvideo-Regisseur Spike Lee (der u.a. Clips für Michael Jackson, Miles Davis, Tracy Chapman, Stevie Wonder und Bruce Hornsby gedreht hat) zu einem der wichtigsten politischen Filmemacher in Hollywood gemausert. Ein eher konventionell angelegtes Heist Movie wie das prominent mit Denzel Washington, Clive Owen, Willem Dafoe, Christopher Plummer und Jodie Foster besetzte Thriller-Drama „Inside Man“ (2006) will sich da so gar nicht in seine Werksbiografie einfügen – und tut es auch nicht. Dafür präsentiert sich der Film als schick fotografiertes Ensemble-Kino mit pfiffigem Finale. 

Inhalt: 

Für den perfekt geplanten Bankraub hat sich Dalton Russell (Clive Owen) nicht ohne Grund in Manhattan die Bank von Arthur Case (Christopher Plummer) ausgesucht, denn zusammen mit seinen vier Komplizen hat er es weniger auf das im Safe gelagerte Geld abgesehen, sondern auf den Inhalt eines bestimmten Schließfachs. Kaum hat Russells Crew in Maleranzügen die Bank betreten, die Kameraüberwachung unschädlich gemacht und die Belegschaft ebenso wie die Kunden in ihre Gewalt gebracht, ist auch schon die Polizei im Bilde. Detective Keith Frazier (Denzel Washington), gegen den gerade wegen Korruptionsverdacht ermittelt wird, soll mit seinem Kollegen Detective Bill Mitchell (Chiwetel Ejiofor) die Verhandlungen mit den Geiselnehmern führen, wobei vor Ort Captain John Darius (Willem Dafoe) das Kommando über die Polizeikräfte führt. Frazier merkt jedoch schnell, dass Russell kein gewöhnlicher Bankräuber ist und sogar der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein scheint. 
Während sich die Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und die Erfüllung der Bedingungen dafür in die Länge ziehen, hat Bankdirektor Case die gut vernetzte Anwältin Madaline White (Jodie Foster) darauf angesetzt, dass vor allem ein Geheimnis gewahrt bleibt, das in einem der Schließfächer verborgen ist. Case befürchtet, die Räuber könnten ein darin enthaltenes Dokument stehlen, das – wie später bekannt wird – belegt, dass er in den 1940er Jahren viel Geld bei Geschäften mit den Nazis gemacht hat, die ihm die Gründung der Bank ermöglicht haben. 
Des Weiteren befinden sich wertvolle, „arisierte“ Diamanten und ein seit langem verschwundener Ring von Cartier, der einem bekannten Pariser Juden im Zweiten Weltkrieg von der Gestapo abgenommen worden war, in diesem Schließfach. Case wollte der befreundeten Familie nicht helfen und sah tatenlos mit an, wie sie ins KZ kam. Den Ring erhielt er von den Nazis als Dank für seine Kooperation. Tatsächlich schafft es die undurchsichtige Madaline White, zu den Geiselnehmern vorzudringen und einen Deal auszuhandeln… 

Kritik: 

Für ein Heist Movie weist Spike Lees zweistündiger Thriller „Inside Man“ überraschend wenig Action auf. Dafür spielen der Regisseur und sein Drehbuchautor Russell Gewirtz („Kurzer Prozess - Righteous Kill“) geschickt mit dem Psychoduell zwischen dem gewieften Bankräuber Dalton Russell und dem recht locker agierenden Detective Frazier. Da relativ früh bekannt wird, was der Bankdirektor zu beschützen versucht und die Bankräuber in die Hände zu bekommen trachten, und da durch die immer wieder eingeblendeten Verhöre, die Frazier und Mitchell mit den am Ende freigelassenen Geiseln führen, ebenfalls zu schließen ist, dass die Bankräuber unentdeckt vom Tatort entwischen konnten, konzentriert sich der Plot auf die Frage, wie sie es geschafft haben und vor allem, welche Rolle dabei Madaline White gespielt hat. 
Die Dramaturgie weist dabei durchaus einige Längen auf, aber Clive Owen („Hautnah“, „Entgleist“) und Denzel Washington („Philadelphia“, „Training Day“) bestimmen mit ihren knackigen Dialogen ohnehin das Feld, auf dem Willem Dafoe, Jodie Foster und Christopher Plummer leider über wenig markante Nebenrollen nicht hinauskommen. 
Auch wenn sich „Inside Man“ für Spike-Lee-Verhältnisse als sehr konventionelles Hollywood-Kino präsentiert, wartet der Film doch mit einigen politischen Statements auf, die sich natürlich in erster Linie gegen die moralisch verwerflichen Methoden von Arthur Case richten, aber auch rassistische Themen streifen wie in dem ersten Gespräch zwischen Frazier und dem Weißen Sergeant Collins (Victor Colicchio) oder der Gewalt gegen den Sikh Vikram Walia. 
„Inside Man“ präsentiert sich so als glänzend von Matthew Libatique („Black Swan“, „A Star Is Born“) fotografiertes Heist Movie mit toller Besetzung und erfrischendem Finale, bei dem sowohl die Cops als auch die Bankräuber etwas zu lachen haben. 2019 erschien mit „Inside Man: Most Wanted“ eine Direct-to-Video-Fortsetzung, die allerdings kaum Beachtung fand. 

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