Wind River
Taylor Sheridan ist durch die höchst erfolgreiche Rancher-Serie „Yellowstone“ und ihrer Ableger „1923“ und „1883“ vor allem als Showrunner momentan in aller Munde. Dabei hat Sheridan bereits durch seine Drehbücher zu hochgelobten Filmen wie „Hell Or High Water“ und „Sicario“ von sich reden gemacht. 2017 präsentierte der Schauspieler und Drehbuchautor mit „Wind River“ sein erstes eigenes ernstzunehmendes Regiewerk.
Cory Lambert (Jeremy Renner) ist im Indianerreservat „Wind River“ in Wyoming als Weißer beim United States Fish and Wildlife Service als Wildhüter angestellt. Er macht vor allem Jagd auf Raubtiere, die den Viehbestand gefährden. Als er mit seinem Sohn Casey (Teo Briones) nach Wind River fährt, um einen Puma zu jagen, der einen von Dan Crowhearts (Apesanahkwat) Jungtieren getötet hat, entdeckt Cory auf der Pirsch im Schnee die barfüßige Leiche der indigenen 18-jährigen Natalie (Kelsey Asbille), der besten Freundin seiner verstorbenen Tochter.
Zur Untersuchung des Vorfalls entsendet das FBI die weiße, in Las Vegas stationierte Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen). Sie ist nur unzureichend auf das winterliche Wetter und die Mentalität der Menschen vor Ort vorbereitet, ist die soziale Lage im Reservat doch von Perspektivlosigkeit, Armut, ethnischen Konflikten und sexualisierter Gewalt geprägt. Ben (Graham Greene), der Chef der örtlichen Stammes-Polizei, ist mit nur sechs Beamten für ein Gebiet von mehr als 3000 km² zuständig, einer Fläche so groß wie Rhode Island. Da Banner nicht ortskundig ist, heuert sie Lambert als Führer an. Er erzählt ihr, dass auch seine Tochter drei Jahre zuvor unter ungeklärten Umständen in der Wildnis gestorben war. Die Ungewissheit quält ihn bis heute und hat seine Ehe mit der indigenen Wilma (Julia Jones) zerrüttet.
Der örtliche Pathologe stellt fest, dass Natalie niedergeschlagen und mehrmals vergewaltigt wurde und anschließend sechs Meilen durch die eisige Kälte geflohen sein muss, bis sie an einer durch die eiskalte Luft verursachten Lungenblutung starb. Die FBI-Beamtin ermittelt, dass Natalie einen weißen Freund namens Matt hatte, der bei einem Ölbohrunternehmen arbeitet. Als Banner mit Lambert einer Spur in den Bergen folgt, finden sie Matts Leiche.
Am nächsten Tag fährt sie mit dem Polizeichef und zwei seiner Männer zu Matts Wohnwagen auf dem Bohrgelände, wo es zum Konflikt mit der bewaffneten Wachmannschaft der Firma kommt, weil der Vorarbeiter Täterwissen preisgibt. Lambert ist unterdessen in der Nähe und sucht nach weiteren Spuren…
Kritik:
Wie später in seiner Erfolgsserie „Yellowstone“ hat Taylor Sheridan bereits in „Wind River“ die Probleme zwischen der indigenen Urbevölkerung und den Weißen, die sie in Reservate eingepfercht haben, thematisiert. Während in „Yellowstone“ allerdings der Häuptling als schwerreicher Casinobesitzer sich nicht von den Weißen herumschubsen lassen muss, sondern seine eigenen ambitionierten Pläne verwirklichen kann, sieht die Welt in dem Reservat Wind River weitaus trister aus.
Hier leben die Indianer in Armut und ohne jede Perspektive, so dass sie ihre Langeweile mit Drogen betäuben und ihren Frust mit Gewalt entladen. Sheridan vertieft die Kluft zwischen Weißen und Indianern allerdings nicht allzu tief, sondern präsentiert mit der eisigen, verschneiten Landschaft im Mittleren Westen der USA nur den Rahmen für eine recht schlicht konstruierte Krimi-Handlung.
Dabei steht vor allem das ungleiche Ermittler-Duo aus dem Fährtenleser und Jäger Cory Lambert und der taffen FBI-Ermittlerin Jane Banner im Mittelpunkt. Jeremy Renner („Jason Bourne“, „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“) und Elizabeth Olsen („Avengers: Infinity War“, „WandaVision“) geben ein solides Leinwand-Paar ab, das nur den offensichtlichen Spuren zu folgen braucht, um den Täter zu identifizieren. Dabei gibt es in dem ansonsten eher fast schon meditativ stillen Krimi-Drama auch einen knackig inszenierten Shootout, der zu den Höhepunkten von „Wind River“ zählt.
Auch wenn Sheridan den Frauenfiguren in seinem Film nur wenig Raum zur Entfaltung gibt und kaum Überraschungen präsentiert, ist ihm mit „Wind River“ ein atmosphärisch dichter und düsterer, stark gespielter Krimi gelungen, der eine stimmige Fingerübung für sein „Yellowstone“-Projekt darstellt.
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