The Tale of Zatoichi

In den 1960er Jahren brachte die japanische Filmindustrie etliche zeitlose Meisterwerke wie Akira Kurosawas „Yojimbo – Der Leibwächter“, „Sanjuro“, „Zwischen Himmel und Hölle“ und „Rotbart“, Masaki Kobayashis „Harakiri“, „Kwaidan“ und „Jôi-uchi: Hairyô tsuma shimatsu“ oder Kihachi Okamotos „Sword of Doom“. Eine Sonderstellung in diesem Jahrzehnt nimmt der Zatoichi-Zyklus ein, der 1962 mit „The Tale of Zatoichi“ seinen Anfang nahm und vor allem durch die einfühlsame Darstellung der Titelfigur durch Shintaro Katsu einen Nerv des Publikums ansprach, das bis in die 1980er Jahre in 25 weiteren Zatoichi-Filmen den Geschichten des blinden Masseurs und Schwertkämpfers unterhalten wurde. 

Inhalt: 

Der heimatlose blinde Masseur Zatoichi (Shintaro Katsu) macht auf seiner Reise Halt bei dem mächtigen Yakuza Sukegoro (Eijiro Yanagi). Die Wartezeit bis zur Rückkehr des Hausherrn verkürzt sich Zatoichi beim Würfelspiel mit Sukegoros Untergebenen. Der blinde Mann lässt sich allerdings nicht so leicht übers Ohr hauen, wie seine Mitspieler schon frohlockten, und knöpft ihnen eine erkleckliche Summe. 
Bevor sie ihm das Geld wieder abknüpfen können, betritt allerdings Sukegoro das Haus und heißt seinen Gast herzlich willkommen. Seine Gastfreundschaft ist allerdings nicht ganz selbstlos, bereitet er sich doch auf einen Krieg mit seinem Widersacher Shigezo (Ryuzo Shimada) vor. 
Er engagiert Zatoichi, damit der versierte Schwertkämpfer ihn in der bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Rivalen unterstützt, doch auch Shigezo engagiert mit dem Ronin Miki Hirate (Shigeru Amachi) einen ähnlich hervorragenden Schwertkämpfer. Zatoichi und Hirate lernen sich beim Angeln am See kennen. Beide fühlen sich durch die Tatsache, ihr Leben als Ausgestoßene zu fristen, und durch ihren gemeinsamen Ehrenkodex miteinander verbunden. 
Ebenso wie Zatoichi bereits beim Würfelspiel mit seinem hochsensiblen Gehör wahrgenommen hat, ob die Würfel eine gerade oder ungerade Summe ergeben haben, fühlt er nun Hirates schwere Krankheit. Obwohl sie auf entgegengesetzten Seiten kämpfen werden, fühlen sich die beiden Ausnahmekämpfer freundschaftlich miteinander verbunden, und Hirate gibt seinem Wunsch Ausdruck, dass er im Kampf gegen Zatoichi auf ehrenhafte Weise sterben möchte, da er unheilbar an Tuberkulose erkrankt sei. Während Shigezo Zatoichis Ermordung plant, indem er ihn mit einem Tanegashima erschießt, macht die Yakuza-Herrin Otane (Masayo Banri) Zatoichi Avancen, da sie von ihrem Leben desillusioniert ist… 

Kritik: 

Alles begann mit einer 1948 veröffentlichten Kurzgeschichte von Kan Shimozawa. Der routinierte Filmemacher Kenji Misumi („Shaka“, „Onnakeizu“) inszenierte aufgrund der Vorlage 1962 einen in Schwarzweiß gedrehten Film, der weniger durch seine unprätentiöse Bildsprache fesselt als durch die charismatische Titelfigur, einen von der Gesellschaft verstoßenen Antihelden, dessen Beruf als Masseur nicht besonders angesehen ist, der seinen Lebensunterhalt auf Reisen verdient und durch seine sagenumwobene Fähigkeit beim Schwertkampf immer wieder in Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Klans gerät. 
Dass Zatoichi – oder Ichi – blind ist, kompensiert er durch seinen außergewöhnlich ausgeprägten Hörsinn. Es ist vor allem Shintaro Katsus Darstellungskunst zu verdanken, dass seine Figur ein so faszinierendes Spektrum abbildet. Sein Zatoichi ist ebenso witzig wie gnadenlos, wenn es um Gerechtigkeit geht. Er lässt sich nur vermeintlich für Geld kaufen und geht stets seinen eigenen Weg, im Kampf ebenso wie in der Liebe. Nun bilden Schwertkämpfe eigentlich das Zentrum von Samurai-Filmen, doch hält sich Misumi in „The Tale of Zatoichi“ noch merklich mit Kampfszenen zurück. 
Der Film, zu dem eigentlich keine Fortsetzung geplant war, nimmt sich stattdessen viel Zeit, Zatoichi und seinen Ehrenkodex vorzustellen. Erst im Finale darf er zeigen, wie er blitzschnell gleich mehrere Gegner ausschaltet und seinem Freund die Ehre zuteil lässt, die ihm gebührt. Noch im selben Jahr erschien mit „The Tale of Zatoichi Continues“ die erste von vielen Fortsetzungen.  

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