Against the Wall
1962 inszenierte John Frankenheimer mit „Der
Gefangene von Alcatraz“ mit Burt Lancaster und Karl Malden in
den Hauptrollen einen der intensivsten Gefängnisfilme der Filmgeschichte. Mehr
als dreißig Jahre später kehrte der routinierte Filmemacher, der
zwischenzeitlich noch Meisterwerke wie „Botschafter der Angst“, „Sieben Tage
im Mai“, „Der Zug“, „Der Mann, der zweimal lebte“ und „Schwarzer Sonntag“
inszeniert hatte, zum Thema menschenunwürdiger Haftbedingungen zurück und nahm sich
mit dem für HBO produzierten Fernsehfilm „Against the Wall“ (1994) der authentischen
Ereignisse der Gefängnisrevolte in Attica im 1971 an.
Inhalt:
Das Gefängnis in Attica im Bundesstaat New York ist
berüchtigt wegen seiner harten und menschenverachtenden Haftbedingungen. Die
mehrheitlich afroamerikanischen Gefängnisinsassen leiden darunter, dass nur
einmal in der Woche geduscht werden darf und die Unterwäsche nur wöchentlich
gewaschen wird. Die Spanisch sprechenden Insassen dürfen keine Briefe versenden
oder empfangen, da kein Angestellter die Sprache spricht und somit keine Zensur
möglich ist.
Michael Smith (Kyle MacLachlan), dessen Vater Hal (Harry
Dean Stanton) sich nach 25 Jahre als Gefängniswärter in Attica nun eine Bar
betreibt und dessen Onkel Ed (Tom Bower) noch dort im aktiven Dienst
ist, tritt seine neue Stelle als Wärter an, wo er mit der übertariflichen
Bezahlung seinen Pflichten als werdender Vater und seiner Frau Sharon (Anne
Heche) gegenüber besser nachkommen kann. Bereits nach wenigen Tagen ist Michael
schwer von dem niederträchtigen, teils sadistischen Verhalten seiner Kollegen
gegenüber den Gefangenen verstört und flüchtet sich in den Alkohol, was seiner
Frau nicht entgeht, doch will Michael über seinen neuen Job nicht sprechen.
Als ein Gefangener erneut schikaniert wird, läuft das Fass
über. Die Insassen zetteln einen Aufstand an und übernehmen die Kontrolle. In
einem blutigen Kampf werden die Wärter schlimm zugerichtet, einer von ihnen
stirbt später an seinen schweren Kopfverletzungen. Auch der Rassenhass stellt
zusätzlichen Zündstoff dar. Trotzdem werden die Geiseln mehrheitlich gut
behandelt.
Der Forderung der Gefangenen, über die Haftbedingungen zu
verhandeln, wird von Staatsseite nur halbherzig nachgegangen. Das Wichtigste in
den Augen der Verantwortlichen ist vor allem die Wiedererlangung der
Gefängniskontrolle. Doch die schwarzen Gefangenen Jamaal (Samuel L. Jackson)
und Chaka (Clarence Williams III) haben unterschiedliche Vorstellungen
davon, wie die Verhandlungen mit den Verantwortlichen verlaufen sollten…
Kritik:
„Against the Wall“ beruht auf wahren Begebenheiten
und schildert den viertägigen blutigen Gefängnisaufstand in der Attica
Correctional Facility im Bundesstaat New York im September 1971, der 39
Menschen das Leben kostete, davon zehn Gefängnisangestellte.
Obwohl es sich nur
eine Fernsehproduktion handelt und kein großes Budget zur Verfügung gestanden
haben dürfte, überzeugt das Drama durch die souveräne Inszenierung des
Altmeisters John Frankenheimer, der zudem mit Kyle MacLachlan, Samuel
L. Jackson, Clarence Williams III, Harry Dean Stanton, Frederic Forrest und
der noch jungen Anne Heche durchaus prominent besetzt ist. Zwar bemüht
sich das Drama wenig um seine Figuren, doch die Dramatik der Ereignisse
versteht Frankenheimer packend zu inszenieren, indem es ihm gelingt, beide
Seiten, die für den Strafvollzug Verantwortlichen und die Gefangenen, zu Wort
kommen zu lassen.
Mit dem unbedarften Weißen Michael wird ein zunächst
vollkommen unvoreingenommener, zunehmend aber von seinen Kollegen gegen seine
eigentlichen Überzeugungen instrumentalisierten Wärter involviert, der sich als
einer der Geiseln der Gefangenen nicht mehr selbstlos auf die Seite seiner Kollegen
stellt, sondern sich mit den Forderungen der Häftlinge über die Verbesserung der
Haftbedingungen solidarisiert.
Vor allem in der Darstellung der jeweiligen Argumente
und in der drastischen Schilderung des gewalttätigen Aufstands weist „Against
the Wall“ seine Stärken auf und zählt somit zu den besseren Werken des
späten Frankenheimer.
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