Mit seiner unermüdlichen Art, seit den 1960er den Franzosen
die Gesetzmäßigkeiten und Fallstricke der Liebe zu erklären, hat sich Claude
Lelouch wahrscheinlich ebenso viele Verehrer wie Kritiker verdient, doch
dürfte sich in den vergangenen Jahren die Riege der Kritiker vervielfacht haben,
so formelhaft sind seine Werke geworden. Dazu zählt auch der 1996 entstandene
Film „Männer und Frauen - Eine Gebrauchsanweisung“.
Inhalt:
Nach einer gescheiterten Schauspielerkarriere versucht der melancholische
Fabio Lini (Fabrice Luchini), bei der Polizei als Undercover-Cop in
verschiedenen Verkleidungen und Rollen das nachzuholen, was ihm als
Schauspieler verwehrt gewesen ist. Als er mit anhaltenden Magenproblemen Dr.
Nitez (Alessandra Martines) aufsucht, lernt er im Wartezimmer den exzentrischen
Millionär Benoît Blanc (Bernard Tapie) kennen, der durch seine Sekretärin
kurzfristig einen Termin bei dem Magenspezialisten Professor Jean-Marc Lerner (Pierre
Arditi) bekommen hat. Durch Zufall entdeckt Dr. Nitez, dass ihr ehemaliger
Geliebter Benoît Blanc im Wartezimmer sitzt, und bittet ihren Kollegen, ihn an
sie weiterzuleiten, während er sich den Sorgen Fabio Linis annimmt. Dr. Nitez
sieht endlich die Chance, sich an dem Frauenverführer Benoît Blanc zu rächen,
der sie einst ohne ein Wort hat sitzenlassen, und vertauscht die Befunden. Ihrem
kerngesunden Ex-Lover verpasst sie eine Chemotherapie, dem zurecht
verängstigten Polizisten teilt sie mit, er sei kerngesund. Benoît und Fabio
bleiben nach dem Arztbesuch in Kontakt und erleben eine unterschiedliche
Aufarbeitung ihrer Krankheitsgeschichte. Vereint sind sie allerdings in dem
Plan, gemeinsam nach Lourdes zu reisen…
Kritik:
Einmal mehr bringt Claude Leloch („Ein Mann und
eine Frau“, „Die Entführer lassen grüßen“) das Gefühlsleben seiner Figuren
ordentlich durcheinander. Oft genug waren es Gaunereien, die seine
Protagonisten zusammenbrachten, 2002 wird es bei Jeremy Irons und Patricia
Kaas die Amnesie sein, in dem vielversprechenden Drama „Männer und
Frauen - Eine Gebrauchsanweisung“ ist es der Umgang mit
Krankheitsdiagnosen. Das ist weder besonders originell noch ebenso glaubwürdig
inszeniert, bietet dem Filmemacher aber einmal ausreichend Gelegenheit, seine
Kalender-Weisheiten zur Liebe zum Besten zu geben. Neben den beiden
Geschichten, die sich um den verhinderten Schauspieler und den ehebrecherischen
Unternehmer ranken, hat Lelouch noch einen Nebenstrang um seine Tochter Salomé gestrickt,
die ebenso wie seine Frauen bereits als Kind in seinen Filmen mitgewirkt hat
und nun ein dreizehnjähriges Mädchen verkörpert, das während der Zugfahrt nach
einem Skiurlaub mit der Familie einen Jungen kennenlernt. Um ihre jeweiligen
Gegenüber zu beeindrucken, erzählt Lola, dass sie an der Pariser Oper tanzt,
während Loulou (Christophe Hémon) behauptet, Mittelstürmer in der
Jugendmannschaft von Racine zu sein. Da Lola den Jungen aber nicht auf dem
Fußballfeld antrifft und Loulou vergeblich in der Pariser Oper Ausschau nach
dem Mädchen aus dem Zug hält, scheinen sie sich nie wiederzusehen. Doch ihr
Glaube an die Liebe lässt sie zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Das ist ebenso
rührig inszeniert wie die Episode mit dem begnadeten Sänger, dem Benoît Blanc sein
bereits bezahltes Hotelzimmer überlässt und der zum Fernsehstar avanciert. Als
besonderer Coup erweist sich das Schauspieldebüt von Ex-Minister Bernard
Tapie, der als korrupter Präsident des Fußballklubs Olympique Marseille zum
prominentesten Häftling Frankreichs avancierte und hier als exzentrischer
Milliardär überzeugt. Das lässt sich von dem oberflächlichen Reigen amouröser Verstrickungen
in dem Drama weniger sagen.

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