Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – diese Grundsätze
der französischen Revolution finden sich nicht nur in den Farben der
französischen Flagge wieder, sondern inspirierten auch den polnischen Filmemacher
Krzysztof Kieślowski zu seiner „Drei Farben“-Trilogie, die 1993
mit „Drei Farben: Blau“ (Freiheit) ihren Anfang nahm und 1994 mit „Drei
Farben: Weiß“ (Gleichheit) fortgesetzt wurde. Mit „Drei Farben: Rot“
(Brüderlichkeit) setzte Kieślowski nicht nur einen beeindruckenden
Schlusspunkt für die Trilogie, es sollte – wie von ihm im Vorfeld angekündigt –
tatsächlich sein letzter Film werden.
Inhalt:
Die Genfer Studentin Valentine (Irène Jacob) hat noch
keine Ahnung, wohin sich ihr Leben entwickelt. Ihr Freund, der sich nicht
sicher ist, ob er Valentine liebt, lebt in England, ihr Nebenjob als Fotomodell
könnte sich zu mehr entwickeln, ist sie doch gerade das Gesicht einer
erfolgreichen Werbekampagne. Ihr Leben nimmt allerdings eine ungewöhnliche
Wendung, als sie auf dem Heimweg von einem Fototermin eine Schäferhündin
anfährt, um die sie sich liebevoll kümmert. Nachdem sie versorgt ist, bringt
sie ihn zu der Adresse, die auf dem Hundehalsband hinterlegt gewesen ist, und
lernt so einen verbitterten ehemaligen Richter (Jean-Louis Trintignant)
kennen, der allerdings von der Hündin, die ihm zuvor weggelaufen war, nichts
mehr wissen will. Als sie die Wohnung des zynischen alten Mannes betritt,
stellt Valentine fest, dass sich dieser als Spion betätigt, indem er die
Telefongespräche seiner Nachbarn abhört. Währenddessen findet einer von
Valentines Nachbarn, Auguste (Jean-Pierre Lorit) fest, dass seine
Freundin Karin (Frédérique Feder) ihn betrügt, nachdem er gerade erst
sein Richterexamen bestanden hat. Ein ähnliches Schicksal ist dem alten Richter
widerfahren, der durch Valentine wieder zurück ins Leben findet. Dann entschließt
sich Valentine, mit der Fähre nach England zu fahren, um ihren Freund zu besuchen…
Kritik:
In den beiden vorangegangenen Werken „Drei Farben: Blau“
und „Drei Farben: Weiß“ erschienen die thematisierten Grundrechte
Freiheit und Gleichheit wie unerreichbare Utopien, in „Drei Farben: Rot“
geht es dagegen versöhnlicher zu. Kieślowski stellt schon mit der ersten
Einstellung, mit dem Telefonklingeln und der Spur der elektromagnetischen Impulse
durch das riesige Netz der Leitungen die Kommunikation in den Mittelpunkt und spielt
geschickt mit Parallelen, Zufällen und Gegensätzen, um eine Annäherung zwischen
den beteiligten Figuren zu erreichen. Während Auguste und Karin genau die
Erfahrungen machen, die der alternde Richter vor 35 Jahren erlebt hat, gelingt
es der einfühlsamen Valentine, den harten Kern des zynischen Richters
aufzuweichen, indem sie sich für ihn interessiert und ihn hinaus und zu sich in
ihre Welt lockt. Das ist nicht nur in erzählerischer Hinsicht interessanter als
in „Blau“ und „Weiß“, sondern auch inszenatorisch faszinierender gelöst.
Natürlich spielt die Farbsymbolik wieder eine übergeordnete Rolle, sogar mehr noch
als in den beiden Vorgängerfilmen. Und am Ende schließt sich durch eine Schiffskatastrophe
erneut der Kreis auf eine Weise, die deutlich macht, wie geschickt Kieślowski
mit Chiffren, Symbolen und Querverweisen umzugehen versteht.

Kommentare
Kommentar veröffentlichen