Im Jahr 1983 widmete sich Claude Lelouch („Eine Mann
und eine Frau“, „Ein glückliches Jahr“) der tragischen Liebesgeschichte zwischen
der französischen Chanson-Sängerin Edith Piaf und dem Boxweltmeister Marcel
Cerdan, der 1949 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Inhalt:
Während Edith Piaf (Evelyne Bouix) im Jahr 1939 ihre Karriere
auf der Bühne als Chansonsängerin beginnt, verbringt der Soldat Jacques (Jacques
Villeret) seine Zeit im Kriegsgefangenenlager der Deutschen. Er bekommt
regelmäßig Briefe von einem 18-jährigen Mädchen namens Margot (ebenfalls Evelyne
Bouix), das sich zusammen mit vier anderen Mädchen aus ihrer Klasse
bereiterklärt hat, kriegsgefangenen Männern ohne Familie eine Briefpatin zu
sein. Da Jacques etwas ungeschickt mit Worten ist, lässt er die meisten seiner
Briefe durch seinen Mitgefangenen Francis (Francis Huster) schreiben,
schafft es allerdings auf diese Weise, dass Margot seine Gefühle erwidert. Statt
eines Fotos hat er ihr eine wohlwollende Portraitzeichnung von sich geschickt
und ihr so ein falsches Bild von ihr vermittelt. Entsprechend desillusioniert
zeigt sich Margot beim ersten Treffen auf dem Bahnsteig. Als Ediths Karriere – mit
Hilfe ihres Managers (Jean-Claude Brialy) an Fahrt aufnimmt und sogar Engagements
in New York erhält, lernt sie den Box-Europameister Marcel Cerdan (Marcel
Cerdan Jr.) kennen, mit dem sie eine Affäre beginnt. Da Cerdan in
Casablanca eine Ehefrau und zwei Kinder hat, beteuern sie der Öffentlichkeit,
dass sie nur gute Freunde seien…
Kritik:
Claude Lelouch beschränkt sich in „Edith und
Marcel“ nicht darauf, die geheime Liebesgeschichte zwischen der Sängerin Edith
Piaf und dem Boxer Marcel Cerdan zu erzählen, er stellt dem berühmten
Paar eine parallel verlaufende Liebesgeschichte zwischen einem Soldaten und
einem aristokratischen Mädchen gegenüber, als würde die Geschichte von Edith
und Marcel nicht ausreichen, die immerhin fast zweieinhalb Stunden des Films zu
füllen. Tatsächlich führt diese Konstellation zwar dazu, dass Lelouch
die Atmosphäre der damaligen Zeit aus verschiedenen Perspektiven gut
einzufangen versteht, doch bleiben die beiden Liebesgeschichten, die er
erzählt, zu sehr an der Oberfläche, um das Publikum zu fesseln. Da bekommen wir
etliche Auftritte und Proben der Piaf zu sehen und vor allem zu hören,
parallel dazu die erfolgreichen Boxkämpfe von Marcel Cerdan, die im Radio
übertragen werden. Die interessanteste Szene zwischen den beiden ist tatsächlich
das Kennenlernen, wenn die Sängerin den Boxer schließlich mit in ihre luxuriöse
Suite nimmt und alle Anstrengungen unternimmt, den Boxchampion für sich zu
gewinnen. Was diese Beziehung mit Cerdans Ehe anrichtet, lässt „Edith und
Marcel“ aber ebenso offen wie das Wechselspiel der Gefühle, in dem Margot
mal mit Francis, mal mit Jacques liiert ist. So sind es vor allem die Darbietungen
einiger Edith-Piaf-Klassiker wie „La Vie en Rose“, „Un Homme comme les
Autres“, „C’est d’la Faute à tes Yeux“ und „Je t'ai dans la Peau“, die den Film
sehens- und hörenswert machen.

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