Eine für alle

Auch wenn Claude Lelouch nach großen Erfolgen in den 1960er und 1970er Jahren mit Filmen wie „Eine Mann und eine Frau“, „Lebe das Leben“, „Die Entführer lassen grüßen“, „Ein glückliches Jahr“ und „Ein Mann sucht eine Frau“ mit seiner eigenen Produktionsfirma Les Films 13 ungebrochen produktiv blieb, wiesen seine Filme in den folgenden Jahrzehnten nur noch selten die Qualität früherer Werke auf. Ein beredtes Beispiel lieferte 1999 die Ensemble-Komödie „Eine für alle“, die sich ganz offen als Reminiszenz an Lelouchs eigenen Film „Die Entführer lassen grüßen“ versteht.

Inhalt:

Nach vierzig Jahren bei der Sittenpolizei hat Kommissar Bayard (Jean-Pierre Marielle) nicht nur seine Erlebnisse in Buchform veröffentlicht, sondern trägt sich auch mit dem Gedanken, das Buch verfilmen zu lassen. Von seinem neuen Assistenten Sam (Samy Naceri), dessen Frau sich gerade von ihm scheiden lassen will, wird er in sein neues Büro eingewiesen. Währenddessen haben Olga (Anne Parillaud), Irina (Marianne Denicourt) und Macha (Alice Evans) vergeblich als Schauspielerinnen am Theater Fuß zu fassen versucht, verbünden sich nun mit der frustrierten Concorde-Stewardess Olivia (Olivia Bonamy), die übrigens auch mit Bayards Tochter Maxime (Alessandra Martines) befreundet ist.
Olivia entwickelt den Plan, dass sich ihre Freundinnen im Flugzeug an berühmte Männer heranmachen, die sie um ihr Vermögen erleichtern wollen. Tatsächlich scheinen der Dirigent Oscar (Rüdiger Vogler), ein afrikanischer Diktator (Maka Kotto) und ein Milliardär mit einem Faible für alte Schlösser (Aleksandrov Konstantin), auf die Geschichten der interessanten Frauen reinzufallen. Doch wie wird man diese anhänglichen Geschöpfe wieder los, nachdem sie ihnen das Geld aus der Tasche gezogen haben?

Kritik:

„Eine für alle“ erweist sich als einer der Filme von Claude Lelouch, in denen der Mangel an einem interessanten, fesselnden Plot durch viele lose Erzählstränge, einem unübersichtlich großen Figurenarsenal und verstreute Situationskomik ausgeglichen werden soll. Das klappt allerdings nur in den seltensten Fällen, zuletzt in dem Drei-Stunden-Epos „Die schönste Geschichte der Welt“. Mit „Eine für alle“ hat sich Lelouch eindeutig verhoben, bringt er die Ambitionen des alternden Kommissars, seine Lebensgeschichte verfilmen zu lassen, doch nicht überzeugend mit der Betrugsmasche der vier schönen und raffiniert agierenden Freundinnen zusammen. Bei dem steten Wechsel der Handlungsorte, der Erzählebenen und der Figuren kommt nie ein funktionierender Erzählfluss der Film-im-Film-Dramaturgie zustande, so dass der Spaß über die Gaunermasche des Frauen-Quartetts schnell verpufft ist.

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