Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach

Nach seinem gefeierten Debüt mit „Der junge Törless“ (1966) und den weiteren Arbeiten „Mord und Totschlag“, „Michael Kohlhaas – Der Rebell“ und „Baal“ präsentierte der Autorenfilmer Volker Schlöndorff 1971 mit „Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach“ sein nächstes großes Werk, mit dem er nicht nur seine Kindheit in Hessen aufarbeiten, sondern sich nach eigenen Worten auch erstmals weiterentwickeln konnte. Das Drehbuch zu dem Provinzdrama nach einer wahren Begebenheit schrieb Schlöndorff zusammen mit seiner späteren Ehefrau Margarethe von Trotta.

Inhalt:

Als der Strumpfhändler David Briel (Wolfgang Bächler) den Männern im Dorf die Idee unterbreitet, den Geldtransport des Landesfürsten, der monatlich von Gladenbach nach Gießen fährt, zu überfallen, sind die frommen, aber verarmten Bauern und Tagelöhner schnell dabei. Zusammen mit Hans Jacob Geiz aus Kombach (Georg Lehn), dessen beiden Söhnen Heinrich (Reinhard Hauff) und Jacob (Karl Joseph Kramer) sowie Jost Wege, Johannes Soldan (Harald Müller), Ludwig Acker (Harry Owen) und dem Landschütz Volk (Karl Heinz Merz) brauchte Briel allerdings einige Versuche, bis am 19. Mai 1822 der Plan endlich erfolgreich umgesetzt werden konnte und über 10.000 Gulden erbeutet wurden. Da die Räuber ihre Tat aber nicht geheim halten können und mit ihrem plötzlichen Reichtum protzen, kann Richter Danz (Wilhelm Grasshoff) die Täter schnell ermitteln. Ihnen wird gnadenlos der Prozess gemacht…

Kritik:

Für den in Wiesbaden geborenen Filmemacher Volker Schlöndorff war es existentiell, die nach einem Gerichtsprotokoll entwickelte Geschichte in ihrem historischen Kontext zu belassen, statt sie in die heutige Zeit zu transportieren, um eine Parabel oder ähnliches daraus zu machen. Die Schwarzweiß-Bilder unterstreichen die triste Atmosphäre eines Dramas, das durch die sachlichen Schilderungen aus dem Off einen semi-dokumentarischen Charakter aufweist, der durch die größtenteils amateurhaften Darbietungen der Schauspieler etwas spröde wirkt. Keinen Zweifel lässt die Milieubeschreibung an der Verarmung und Unterdrückung der Bauern und Tagelöhner, die nur durch einen Überfall ihre missliche Situation zu bewältigen glauben, mit dem plötzlichen Reichtum aber nicht angemessen umgehen können. Auch wenn sich Schlöndorff vorwiegend mit den kläglich gescheiterten Versuchen des Überfalls befasst und kaum auf die Einzelschicksale eingeht, gelingt ihm mit der Inszenierung des Falls, der als „Postraub in der Subach“ in die Kriminalgeschichte einging, ein atmosphärisch stimmiges Bild der Lebensumstände in der damaligen Zeit zu zeichnen.

Kommentare

Beliebte Posts